Dienstag, 1. Mai 2012

Hexenfeuer

Früher war alles besser, selbst so ein lausiges Feuer. Am 30. April wird Walpurgisnacht gefeiert und die Winter-Hexe verbrannt. So stand ich nun mit lieben Menschen um das gestrige Feuer herum und stellte ziemlich schnell fest "Es ist langweilig!" - "Genau" erwiderte mein Gegenüber, "und früher hat das außerdem alles viel mehr gefetzt."
Genau, früher mussten wir noch harte Verhandlungen mit unseren Eltern führen, damit wir Abends länger draußen bleiben durften und nicht schon mit Mutti und Vati nach Hause gehen mussten. Heute ist es egal, wann wir nach Hause gehen. Es war aufregend sich mit Freunden am Feuer zu treffen. Vielleicht traf man ja gar den süßesten Jungen der ganzen Schule, den man natürlich nicht ansprach, sondern nur von weitem anschmachtete. Heute hatte ich das Gefühl, hier hängen nur besoffene Penner ab. Natürlich reizte man früher die Ausgehzeit bis zur letzten Minute aus. Naja, ich überzog auch immer gern ein bisschen. Schließlich war es ja dunkel und man konnte doch die Zahlen auf der Uhr so schlecht erkennen. Aber es war gefährlich all zu lang zu überziehen, denn am Ersten Mai hieß es früh raus zum Aufmarschieren. 8 Uhr war Stellprobe und wenn man dann am Abend vorher zu spät ins Bett kam, erwies sich das morgendliche Weckerklingeln möglicherweise mehr als unerfreulich. Aber ich war damals noch jung genug, um das Aufmarschieren am Ersten Mai mit all den Plakaten und Blumen, die die Kleinen gebastelt haben, aufregend zu finden.

Im Grunde bin ich doch ganz froh, dass ich heut nicht mehr zum Ersten Mai raus muss und im Fernsehen auf allen ZWEI Programmen die große Parade aus Berlin übertragen wurde. Vielleicht war ja früher doch nicht alles besser...



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