Donnerstag, 27. Oktober 2011

Einfach nur herzig...

Ich fahre gern Bus und davon hab ich auch schon einmal berichtet. Mittlerweile haben sich meine Schüler auch daran gewöhnt, dass ich neben ihnen im Bus sitze. Das "Hallo" ist nicht mehr so laut und euphorisch, wie noch zu Beginn des Schuljahres. Das macht mich auch wirklich froh, denn mit so hysterischen Begrüßungen am frühen Morgen kann ich gar nicht gut umgehen, denn ich muss schließlich so früh am Morgen auch erstmal ganz langsam wach werden. Da unterscheide ich mich kaum von meinen Schülern.
So lehnen sich meine Schüler jetzt entspannt zurück, nehmen mich kaum noch wahr. Manche kuscheln sich zur Seite und nehmen auf der Schulter des Nachbarn noch ein kleines Nickerchen. Das sieht wirklich süß aus, wenn die großen, lauten Jungs so mit geschlossenen Augen beinah miteinander kuscheln. Manche blättern auch leicht hektisch noch den einen oder anderen Hefter durch. Zu Hause, am Vortag Lernen ist ja auch voll überflüssig und anstrengend. Bekanntermaßen ist das Lernen morgens im Bus am effektivsten. Schließlich muss dann der ganze Quatsch nur mal eben für zwei oder drei Stunden ins Kurzzeitgedächtnis. Alles andere wäre ja auch überflüssig.

Manche unterhalten sich und das klingt dann unter anderem so:
Jens: "Da vorn sitzt eine, die find ich echt heiß."
Daniel: "Welche?"
Jens: "Na, da ganz vorn, mit den langen blonden Haaren..."
Daniel springt auf, schaut dem Mädchen ins Gesicht, macht auf den Haken kehrt und setzt sich wieder. Mit wiegendem Kopf und gespitzten Lippen sagt er nur kurz: "Naja..."
Jens: "Ja, aber mann, du musst auch mal in meiner Liga denken und nicht in deiner! Ich find sie gut."
Daniel: "Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters."


Etwas später steht Tim ganz langsam auf, um sich auf den Boden zu hocken, denn da liegen zwei Blätter. Vor mir sitzt die schlafende und Musik hörende Sophie. Ihr sind die Blätter wohl von Schoß gerutscht. Vermutlich hat sie auch vorgehabt, sich früh im Bus noch besonders wirkungsvoll auf schulische Pflichten vorzubereiten. Tim bewegt sich ganz sachte, hebt die Blätter auf und legt sie Sophie vorsichtig, geradezu liebevoll auf den Schoß zurück. Davon aufgeschreckt blickt Sophie irritiert um sich und Tim macht ihr in umsichtiger Weise pantomimisch (Sophie hört immer noch Musik) deutlich, was passiert ist. Beruhigt rutscht Sophie noch einmal für ein paar Minuten tiefer in den Sitz und schließt die Augen.

Und um diesen herzigen Momenten noch einen würdigen Abschluss geben, bekam ich noch zwei Herzchen: eins von Marten und eins von Jens.

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