Der Samstag gehört zu meinen Lieblingstagen, denn ich kann zunächst einmal ausschlafen und ich bin ein ganz großer Fan von lange schlafen. Ich mag ja meinen Job, aber das mit dem früh Aufstehen ist nicht so mein Fall. Doch dieser Samstag warf schon lange seine dunklen Schatten voraus. In fetten Lettern stand in meinem Kalender: Tag der Offenen Tür. Heut morgen als der Wecker klingelte, verfluchte ich diesen Tag, denn wer geht schon Samstag gern in die Schule. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Aber man will ja ein gutes Bild bei potentiellen neuen Schülern und vor allem bei den dazugehörenden Eltern hinterlassen. Dazu wappnete ich mit einer Tafel Schokolade im Gepäck, damit ich nicht wegen Unterzuckerung noch pampig werde und der letzte Funke guter Laune vollends im Orkus versinkt.
In meinem Fachraum angekommen, stöpselte ich mir meine Musik an die Lautsprecher an und machte mich auf lange und zwar ganz besonders lange vier Stunden gefasst. Ich verteilte ein bisschen Material auf den Tischen, hängte noch ein paar Plakate auf und wischte nochmal besonders sorgfältig die Tafel. Die Schüler haben ja noch nicht mal das richtig drauf: sauberer, nasser Schwamm und Tafel von oben nach unten wischen, voll anspruchsvoll und so. Als wenn nicht schon meine Laune fast auf dem Nullpunkt angekommen wäre, schneiten jetzt auch noch ein paar Schüler herein und posaunten "Wat, gibts jetzt auch noch Musik? Ist das Ihre? Darf ich mal kucken?" - "Nein, Finger weg! Das ist mein Rechner und meine Musik!" zischte ich. Ich konnte nicht verhehlen, dass ich ein wenig schlechte Laune hatte. Mit einer entschuldigenden Geste und einem Ist-ja-schon-gut-Blick zogen die beiden Jungs wieder ab. Ein paar Eltern fragten nach Herrn Schiller. Da dachte ich noch so bei mir, wenn das so weitergeht, ziehe ich am Ende noch eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt vor, denn da ist wenigstens was los.
Doch dann stand plötzlich ein sympathischer junger Mann in der Tür, lächelte und fragte, ob hier wohl Musik gegeben würde. Ich atmete tief durch, gab mich professionell und erklärte ihm, was ich hier so tue. Innerhalb kürzester Zeit steckten wir mitten in einem interessanten Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er ein Bekannter unseres lieben Herrn Krawatnik ist, welcher bei uns die verschiedensten Fremdsprachen unterrichtet. Plötzlich saßen wir im Fremdsprachenraum von Herrn Krawatnik und spielten Schüler, um ein wenig Spanisch zu lernen. Da gab es dann auch ein spanisches Liedchen von Bazzilo oder nein, Moment, Bacilos zu hören.
Wir aßen Kuchen, plauderten, lachten und nach 3 Stunden fragten mich die Schüler schon, ob denn das mein Freund sei. Ich lachte und antwortete wahrheitsgemäß, dass es ich diesen charmanten, jungen Herrn erst seit drei Stunden kenne. Entgegen meinen morgendlichen Erwartungen vergingen die vier Stunden, die ich heut in der Schule verbringen musste oder durfte, rasend schnell. Vermutlich lag das wohl an meiner unterhaltsamen und spannenden Begleitung. Es ist sicherlich überflüssig zu erwähnen, dass mich nicht nur alle Kollegen, sondern auch alle anwesenden Schüler in diesen vier Stunden in männlicher Begleitung gesehen haben. Da hat sich dann natürlich jeder so seinen mehr oder weniger zweideutigen Reim darauf gemacht.
Nachdem wir meinen Fachraum aufgeräumt hatten und er mir auf unnachahmliche Weise meine Tafel blank poliert hatte, war der Tag der Offenen Tür zu Ende. Plötzlich kam Franz noch auf mich zu, gab mir die Hand zum Abschied und zog mich leicht an sich heran. Er zwinkerte mir zu, mit schelmischen Blick neigte er den Kopf und flüsterte als würde er gerade ein kriegsentscheidendes Staatsgeheimnis lüften: "Na, Frau Dingens, da geht doch was..." Ich lachte und boxte ihm mit der Faust in den Oberarm. "Tschüss, Franz und schönes Wochenende noch!"
Hier spricht er charmante junge Mann.Vielen Dank für die lieben Worte und den lustigen Blog-Eintrag.
AntwortenLöschenFabian :-D
schön von dir zu lesen und danke fürs Kompliment!
LöschenÜbrigens das ist mein Blog: berlinerwunder.blogspot.com :-D
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