Ich begab mich vor einigen Tagen nach Leipzig. Es sollte ein schöner Abend mit Musik unter freiem Himmel werden. Doch leider musste ich dazu erst einige Hindernisse überwinden. Zunächst muss ich zum Leidwesen aller Leipziger anmerken, dass es die unfreundlichsten Busfahrer nicht in Berlin, sondern in Leipzig gibt. Die Straßenbahn, die mich zum Hotel bringen sollte, hielt und der Fahrer erklärte, dass die Bahn jetzt irgendwie anders fahren müsse, weil... nun warum auch immer. Aber es sollte ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. So stieg ich in den Bus. Doch nachdem der Busfahrer schon drei Fahrgäste vor mir wegen vermeintlich blöder Fragen angeschissen hatte, wusste ich als blöder Touri auch nicht mehr weiter. Vermutlich hätte er mir auch erklärt, dass er die gleiche Umleitung fahren würde, wie eben schon heut morgen. Blöd nur, dass ich mich heut morgen eben noch nicht in Leipzig aufgehalten hatte, aber wenn dem nämlich so gewesen wäre, hätte ich ja auch nicht fragen müssen. So erkundigte ich mich bei verschiedenen Fahrgästen und fand doch noch den Weg. Zur Ehrenrettung Leipzigs kann ich sagen, dass die Leipziger wirklich ausgesprochen freundlich und hilfsbereit sind.
Dieser blöde Busfahrer war nun letztendlich schuld daran, dass ich in dieses gigantisch fiese Unwetter kam. Wenn er mir einfach gesagt hätte, dass ich nach nur zwei Haltestellen hätte aussteigen müssen und dann etwa 100m die kleine Querstrasse entlang laufen müssen, dann wär ich längst im Hotel gewesen als dieser Wolkenbruch auf mich niederging. Sicher hatte der Wetterbericht angekündigt, dass es regnen soll und so hatte ich natürlich auch meine Regenjacke dabei, aber diese hielt dem Wolkenbruch nicht stand. Jetzt weiß ich so ziemlich ganz genau, wie sich so ein begossener Pudel fühlt. Durch bis auf die Kochen, das Wasser steht mindestens fünf Zentimeter in den Schuhen und emotional am Ende. Ein Gefühl, dem Ende nah zu sein und ganz kurz davor nach der Mama zu weinen. So erreichte ich das Hotel.
Endlich saß ich nun in meinem Zimmer. Frierend. Endgültig den Tränen nah, denn ich stellte fest, dass nämlich nicht nur die Kleider, die ich am Leib trug, nass waren, sondern auch die, die in meinem Koffer lagen. Der Abend war für mich gelaufen. Ich wollte nur noch unter die heiße Dusche und mit ein paar Bieren ins Bett. Da konnte der Grönemeyer auch gerne ohne mich auftreten. In diesem Moment war ich echt großzügig. Doch da fiel mir auf, dass ich ja gar kein Bier hatte und auch keine trockenen Klamotten, um mich an die Bar zu setzen. Mist!
Da stand ich nun in T-Shirt und Slip vor meiner Cousine, die mich abholen wollte. Mal so ganz nebenbei bemerkt, trug ich die einzigen trockenen Klamotten, die mir zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung standen. Meine Cousine schnappte sich also ihre Geldbörse und zog los, mir trockene Klamotten zu besorgen. Es konnte doch wohl nicht so schwer sein, in einer Stadt wie Leipzig, auch noch am späten Samstag Nachmittag ein paar trockene Klamotten kaufen zu können. Schneller als ich je vermutete, stand meine Cousine mit einer Hose in der Tür. Ich konnte es nicht fassen. Meine Cousine auch nicht. Denn eine nette Dame, ein Hotelgast, drückte meiner Cousine eine Hose in die Hand. Es war eine wirklich schicke Hose. Nur in Sachen Schuhen wurde die Mission ein wenig kniffliger, denn wir befanden uns in einem Stadtteil von Leipzig, in der man um diese Zeit nicht mehr Shoppen ging. Doch meine Cousine hatte noch ein Paar Flip-Flops in dezentem Schwarz dabei, die mir zwar etwa drei Nummern zu groß waren, aber das war jetzt egal, denn ich beschloss sie zu tragen und den Grönemeyer dann doch nicht ohne mich auftreten zu lassen. Gute Entscheidung!
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