Ich verbrachte den gestrigen Tag in der Schule, so dass sich der heutige Mittwoch schon wie ein Freitag anfühlte. Das verwundert nicht, denn man muss wissen, dass ich das Haus bei Sonnenaufgang verließ und erst weit nach Sonnenuntergang wieder die heimischen vier Wände betreten durfte.
Das war ein ganz besonderer Tag für mich. Gestern Abend füllte sich mein Klassenraum erneut. Nur diesmal nicht mit Schülern, sondern mit Erwachsenen. Allerdings ist der Unterschied doch nicht so groß wie man vielleicht vermuten mag, denn die Ersten, die den Raum betreten, steuern zielstrebig die letzten Reihen an. Das war schon früher so. Die Coolen sitzen immer hinten. Die später kommen, müssen eben nehmen, was übrig bleibt.
Dieser Elternabend meiner neuen Klasse begann still. Sehr still. Gespannte Stille. Selbst Elternpaare unterhielten sich kaum und wenn dann flüstern sie. Wie vor drei Wochen schaute ich in zahlreiche Augenpaare, die erwartungsfroh an mir klebten. Vor drei Wochen waren es Kinder, die vor mir saßen und neugierig der Dinge harrten, die nun kommen würden. Schon die Kinder brachten große Erwartungen mit. Doch jetzt habe ich Erwachsene in den Schulbänken vor mir sitzen. Und ich hab die Vermutung, dass deren Erwartungen noch größer sind.
Zunächst machte sich schon Nervosität in mir breit, doch letztendlich konnte ich mich nicht mehr wehren. Meine erste eigene Klasse habe ich schon vor Wochen verabschiedet, so stürzte ich mich in die Stille. Weglaufen ging nicht mehr. Und kneifen gilt nicht! Ich schloss die Tür hinter mir und plötzlich fühlte es sich nicht anders an wie der erste Schultag mit den Kindern. Ich wünsche einen "Wunderschönen guten Abend", so wie ich den Kindern immer einen "Wunderschönen guten Morgen" wünsche und schon war ich in meinem Element. Ich stellte mich vor und bat nun auch die Eltern sich vorzustellen. Da startet die erste Dame, die mit ihren prächtigen Lockenpracht keinen Zweifel daran ließ, wer ihre Tochter ist und verbreitete mit ihrer fröhlichen Art direkt gute Laune. Das steckt an. Also zumindest mich hat sie angesteckt.
Es geht so reihrum und dann haben wir den zweiten Vater, der sich als Polizist vorstellt. Großartig. Nun bin ich angekommen, in meiner neuen Klasse. Denn in meiner ersten eigenen Klasse gab es auch zwei Polizistenväter. Das kann nur ein gute Omen sein.
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