Wenn ich an den heutigen Schultag denke, muss ich immer noch schmunzeln, denn so etwas ist mir, so glaube ich, noch nie passiert. Gut, ich mache den Job jetzt noch nicht so lange, dass ich auf eine gefühlte hundertjährige Karriere zurück blicken kann, aber so ein paar Jährchen habe ich nun schon doch die Tafel im Rücken.
Ich musste heute Mittag meine kleinen Schülerleinchen fast schon rausschmeißen, denn sie wollten, so hatte ich zumindest den Eindruck gar nicht nach Hause. Doch wie konnte mir das passieren?
Wir hatten es uns nach den ersten zwei Stunden Unterricht gemütlich eingerichtet. Es gab ein leckeres Frühstück und alle hatten etwas mitgebracht. Die Kleinen standen mit strahlenden Augen vor mir und hielten mir ihre Einkäufe vor die Nase. Der kleine Justus mit seinen großen blauen Kulleraugen verkündete mir, dass die Brötchen ganz frisch vom Bäcker seien. Auch Nico hielt mir eine Schale mit duftenden Laugenteilchen unter die Nase. "Hat Mama heut morgen noch ganz frisch aufgebacken!" Dann gesellte sich Nik an meine Seite und erklärte mir, er habe den Stoff besorgt. Guten Stoff. Er lachte. In einer Tupperdose hatte er die gewünschte Anzahl an Puddings aufgereiht.
Pudding! Das ist ein Insider. Am Anfang des Schuljahres gab es für die neue Siebte nichts lustigeres in jeder möglichen und vor allem unmöglichen Situation laut und beherzt "Pudding" zu rufen. Das kann in einem entspannten Pausengespräch wirklich sehr lustig sein. Nur im Unterricht ist es doch eher suboptimal, vor allem wenn es so acht bis zwölf Mal kurz nacheinander ertönt. So entschloss ich mich dazu, an der Tafel die Anzahl der "Pudding"-Rufe zu notieren und den Eltern dies mitzuteilen. An dieser Maßnahme hatte ich dann auch viel Spaß, denn für jeden "Pudding"-Ruf erhielt ich einen Pudding. Okay, ich muss zugeben, dass ich im Grunde keinen Pudding mag. Aber seitdem rufen die Kinder zumindest nicht mehr "Pudding" im Unterricht.
So gab es heute also auch Pudding und diesmal sogar ohne dass die kleinen Biester meinen Unterricht mit "Pudding"-Rufen unterbrochen hatten. Aber es gab auch leckere Kekse und großartige Schokomuffins. Nachdem wir uns den Magen ausgiebig gefüllt hatten, fiel die Filmwahl auf "Fack ju, Göhte". Die Kleinen reihten ihre Stühle auf und wir spielten Minikino. Mucksmäuschenstill verfolgten sie diesen Film, der zwar kaum als Meisterwerk deutscher Unterhaltung durchgeht, aber dann doch nicht vollständig unlustig ist.
Nun war es schon zehn Minuten vor Unterrichtsschluss und ich fragte, wie schnell sie aufräumen können. Sie sagten, dass sie ich ja den Film laufen lassen könne und sie nebenbei aufräumen könnten. Ich beschloss dann doch den Film zu stoppen. Schließlich wissen wir doch alle, wie das läuft, wenn wir mal eben schnell irgendwas nebenbei machen wollen. Das geht mit Sicherheit schief oder wir brauchen mindestens das Doppelte an Zeit, die wir brauchen würden, wenn wir uns von Anfang an auf die Arbeit konzentrieren würden. Also wirbelten die Mäuse nun blitzschnell und vor allem auch ohne Murren durch den Raum und in kürzester Zeit war der Müll entsorgt und ebenso alle Tisch und Stühle wieder an ihrem Platz. Plötzlich saßen sie wieder auf den Stühlen und forderten, den Film wieder zu starten. Ich tat wie gewünscht. Fünf Minuten NACH Unterrichtsschluss fragte ich nach, ob sie denn nicht gehen wöllten. Ich hörte nur, dass doch noch gar kein Schluss sei und dass sie den Film weiter schauen wollen. Aber! Es ist schon seit fünf Minuten Schluss.
Nun nahmen sie ihre Jacken und Taschen, verabschiedeten sich brav und verschwanden in ihre Weihnachtsferien. Und ich auch...
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