Die zehnten Klassen sind im Moment außer Haus und gerade im Praktikum. So hatte ich heut zwei wunderbare Freistunden, die ich mal so ausgiebig genießen konnte, indem ich mal wieder etwas tat, für das ich solange keine Muse hatte: ein neues Arbeitsblatt erstellen, gestalten und nach allen Regeln der Kunst zu formatieren. Das sieht mal wieder todschick aus, nur schade, dass ich jetzt schon weiß, dass die Schüler nicht zu schätzen wissen, wieviel Arbeit ich in solch ein selbst erstelltem Arbeitsblatt stecke. Das kann man sich ja alles fix und fertig bei gugl runterladen.
Außerdem konnte ich nochmal über den gestrigen Eltern-Schüler-Sprechtag sinnieren. Da war die kleine Lena aus der Siebten, die im Unterricht kaum den Mund aufbekommt, dafür allerdings immer fleißig am Schreiben ist - nur nicht das Tafelbild, sondern eher Briefchen an Thorsten aus der Achten. Als sie dann gestern neben ihrer Mutter und vor mir saß, kriegte sie plötzlich kaum noch den Mund zu und ich war erschüttert wie sich die Mutter von dieser kleinen unverschämten Kackbratze über den Mund fahren ließ. Auch Herr Drechsler stimmte mir zu. Er hatte kurz nach mir das Vergnügen. Kurzerhand hat er Lena rausgeschmissen, also nein, er hat sie höflich gebeten, den Raum zu verlassen, damit er sich in Ruhe mal alleine mit ihrer Mutter unterhalten kann. Dennoch beläuft sich das Resümee auf Altbekanntes.
Und dann war da noch dieses Verhalten, das Kindergartenniveau hatte und das obwohl ich mich, zumindest laut Stundenplan in einer siebten Klasse befand. Tobi erklärte mir, dass Max und Paul ihn mobben und ihn die ganze Zeit mit Papierkügelchen bewerfen. Tim war ganz aufgelöst, weil man ihm angeblich seinen Stift geklaut hatte und außerdem habe Martin ihn geschlagen. Darauf rechtfertigte sich Martin, dass aber Tim angefangen habe. Das ginge jetzt aber zu weit, erklärte Tim, er müsse sich ja schließlich wehren, wenn ... ja, wenn... Ich hätte mir das ja alles angehört, wenn ich das nicht schon gefühlte tausend Mal mit viel Ruhe, pädagogischer Fürsorge und einem dicken, fetten Helfersyndrom gemacht hätte. Ehrlich, ich hab mir immer für diese Kleinigkeiten viel Zeit genommen und nach Kompromissen und Erklärungen gesucht. Doch diesmal platzte es aus mir heraus: "Das ist doch alles Kinderkacke! Darüber diskutiere ich nicht! Schluss!!!"
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