Samstag, 31. Dezember 2011

Guten Rutsch


Ich wünsche allen einen guten Rutsch, aber bitte mit angemessener Vorsicht. Außerdem sollte im Allgemeinen, aber vor allem beim heutigen Alkohol-Abszess (so nennt man doch Flüssigkeitseinlagerungen in der Leber) entsprechende Vorsicht walten gelassen werden. (Diese verflixten Passivkonstruktionen sind auch nicht mehr das, was sie früher mal gewesen waren!)

Freitag, 30. Dezember 2011

Freitagsfüller Nr.16

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  1. Vorsätze sind im Grunde für'n A..., weil ich immer die selben hab und zwar mehr an frischer Luft bewegen, Sport treiben und irgendwas Soziales tun.
  2. Ich freu mich auf "Ein Herz und eine Seele" am Silvesterabend.
  3. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk war mit meiner Familie bei Kerzenschein das leckere Abendessen zu genießen.
  4. Vieles im Leben kann unbequem sein, zum Beispiel Schuhe, Matratzen oder die Wahrheit.
  5. Ich habe noch lange nicht genug. (Immer nur leben - Purple Schulz, siehe und höre unten!)
  6. Ein Jahresrückblick - oh nein, nicht schon wieder.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf  Entspannung, morgen habe ich Warten auf das neue Jahr geplant und Sonntag möchte muss ich vermutlich einen kleinen Kater auskurieren!

Freitagsfüller # 144, gefunden bei Barbara






Dienstag, 27. Dezember 2011

Eine "angenehme" Reise

Nach Weihnachten hätte ich noch eine kleine vorweihnachtliche Geschichte. Ich dachte mir einfach mal die Technik für ein paar Tage ruhen zu lassen und siehe da, welch Wunder, ich konnte tatsächlich auch mal ohne Internet.

Kurz vor Weihnachten dachte ich mir, ich könnte mir ein kleines vorweihnachtliches Geschenk machen und fahre ICE. Normalerweise bin ich zu sparsam (böse Zungen würden behaupten zu geizig) für den Zuschlag, aber wie heißt es so schön, Moment, ich schlag mal kurz nach...: ICE fahren ist nicht nur schnell und besonders komfortabel was die ergonomisch und körpergerecht geformten Sitzplätze angeht, sondern auch noch mit anderen zahlreichen Vorteilen verbunden. Ja, das hab ich gemerkt! 
Komischerweise unter dem Motto: The same procedere as every year. So kurz vor Weihnachten ist schließlich absolut nicht damit zu rechnen, dass sich die Anzahl der Fahrgäste an den Tagen vor Weihnachten vervielfacht. Wie immer eine äußerst schwache Kür für ein Dienstleistungsunternehmen, das gern für seinen guten Service vor allem in seinen Fernverkehrszügen wirbt. Also, ich dachte ich gönne mir mal was und ich zahle den Zuschlag für den ICE. Letztendlich nicht nur eine Frechheit, sondern auch völlig überflüssig, da der Zug so voll war, dass gar kein Schaffner, ach ne das heißt ja heute Zugbegleiter, durchkommen konnte. Schieben, Dränglen und das wirklich schwierige Unterfangen sich irgendwo in ein Plätzchen zu quetschen, wo man wenigstens halbwegs gut stehen kann. Bei diesem Versuch hatte ich auch schon einen Rucksack im Kreuz und dachte so bei mir, dass es doch wirklich ausgesprochen angenehm wäre, wenn der Herr den Rucksack abnehmen würde. (So anspruchslos wird man plötzlich in einem der Vorzeigezüge der Deutschen Bahn, die für Bequemlichkeit stehen.) Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass sich genau dieses Unternehmen als schwieriges Unterfangen erweist, wenn sich zahllose Fahrgäste um einen herum drängen. Nun denn, irgendwann hat es der Herr dann geschafft und es wurde, nun ja, stehenderweise irgendwie angenehm. 
Um mich herum standen unzählige Fahrgäste, keiner murrte. Warum sollten sie auch, denn schließlich hatte sie ja auch einen Platz in diesem überfüllten ICE bekommen und was soll ich sagen, dieser Zug hatte zudem auch noch keine einzige Minute Verspätung, was ja bekanntermaßen nicht selbstverständlich ist. All diese eng gedrängten Fahrgäste standen nun mit ihren teuren Telefonen in der Hand um mich herum und spielten, hörten Musik, checkten E-Mails oder kommunizierten über facebook. Da stand ich nun mit meinem zwei Jahre alten, doch auch schon mit Touchscreen versehenen Telefon, das auch Internet und mp3 kann, aber weitaus weniger luxuriös und modern daher kam, wie all die anderen highend Smartphones um mich herum. Ich fühlte mich ein wenig mies und dachte so bei mir, dass ich mir wohl besser ein neues Telefon hätte vom Weihnachtsmann wünschen sollen. 
Eine junge Frau neben mir telefonierte ungeniert und es störte auch offensichtlich sonst keinen, dass sie gerade ihre Weihnachtsfeiertage managte. "Na klar bin ich morgen bei meinen Eltern, aber heut schau ich noch bei Paul und Anna auf ein paar Glühwein vorbei. Am ersten Feiertag bin ich dann bei Chris, das ist ja wohl logisch oder was hattest du denn gedacht...!" Ich drehte meine Musik lauter, denn es geht mir wirklich schwer auf die Nerven, wenn Andere ihre Privatangelegenheiten so in aller Offentlichkeit ausdiskutieren. Da soll mir mal noch einer mit Datenschutz kommen! Plötzlich schob sich ein junger Vater mit seinem kleinen Sohn durch die Menge. Der kleine Wonneknubbel krallte sich mit aller Macht an seinem Papa fest. Sein Köpfchen rotierte wie ein Kreisel und die Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich hoffte, dass die Beiden bald aus dem überfüllten ICE aussteigen konnten oder einen entspannten Sitzplatz finden.

Ich war froh, dass ich schon nach einer halben Stunde Luxusfahrt im zuschlagspflichtigen ICE aussteigen konnte. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es eine Frechheit ist, für so eine Fahrt Zuschlag zahlen zu müssen? Auf jeden Fall stieg ich nun in eine Regionalbahn, in der es auch kuschlig (also gut gefüllt), aber nicht ganz so kuschlig war, wie in dem überfüllten ICE. (nur zur Erinnerung für eine halbe Stunde stehen musste ich Zuschlag zahlen!!!) Die Fahrgäste strömten ein und die Koffer, Taschen, Rucksäcke und Geschenke wurden gestapelt. Es erinnerte mich ein wenig an Tetris. Als ich den Zug betrat, fand ich noch ein nettes Plätzchen. Naja, es war wenigstens ein Sitzplatz und links und rechts neben mir war noch Luft. Mir war klar, dass dieser Luxus nicht lange bleibt. Die Reihen füllten sich. Es wurde eng, man kam sich näher, ob man wollte oder nicht. Der Zug fuhr an und aus den Lautsprechern tönten die klaren Worte in feinstem Sächsisch: "Wir begrüßen Sie im Regionalexpress 1234 und wir wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt mit der Deutschen Bahn." Ich wusste nicht so recht, ob der Herr das wirklich ernst meinte. Für mich hatte das eher was von Realsatire. Naja, auf jeden Fall musste ich für diese Fahrt und diesen Sitzplatz keinen Zuschlag zahlen!
Der junge Mann links neben mir schielte mir aufs Display meines Telefons. Ich kam nicht umhin die Unterhaltung der jungen Frau rechts neben mir mit ihrem Begleiter zu lauschen. Manchmal lunschte ich in ihr Buch mit dem verheißungsvollen Titel "Kann Kapitalismus moralisch sein?" Ob diese Frage rhetorisch gemeint war? Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt Schulter an Schulter mit der jungen Studentin zu sitzen. Manchmal lächelten wir uns verständnisvoll an. Dann packte sie ihr Telefon aus. Es war ein vielleicht zehn Jahre altes Klapphandy, noch so mit Tasten! Das Gerät war zwar klein, aber wirkte sehr klobig und total unstylisch. Und plötzlich fühlte ich mich mit meinem Telefon wieder als Gewinner, auf der Überholspur... ätsch, ich hab schon eins mit Touchscreen! Der Tag war gerettet. Und die Moral von der Geschichte? Alles mal wieder eine Frage der Perspektive!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Es weihnachtet...

Wenn Schüler mit roten Weihnachtsmannmützen durch das Schulhaus laufen, wenn Schüler von Mutti schnell noch Plätzchen backen lassen und mitbringen (und dabei spielt es auch keine Rolle aus welchem Grund, Hauptsache lecker), wenn sich Schüler plötzlich liebevoll verpackte Geschenke machen und vor allem wenn sie erwarten, dass man keinen "richtigen" Unterricht mehr macht (was auch immer das jetzt genau heißen soll). Dann weihnachtet es und zwar ganz schwer. Für die zwei schweren Fälle von Weihnachtsverweigerung gab es dann von mir eine schriftliche Zusatzarbeit. Aber wer nicht will, der hat schon!

Ein weiteres Indiz dafür, dass Weihnachten mit großen Schritten naht, sind die unzähligen Weihnachtsmärkte. Die können gut sein, müssen aber nicht. Ich hab glücklicherweise einen von den Guten erwischt...

Berlin, Gendarmenmarkt

Dienstag, 20. Dezember 2011

Und warum stehen Sie?

So kurz vor Weihnachten drehen meine Jungs nochmal richtig auf und sprühen nur so vor Charme, sogar solche von denen ich es nicht erwartet hatte. Heut war das zum Beispiel René. 

Die ganze Geschichte verlief also folgendermaßen: Zu Unterrichtsbeginn müssen unsere Schüler zur Begrüßung aufstehen. (Vermutlich hatte ich das auch irgendwann schon mal erwähnt.) Ich warte dann immer so lang bis alle Schüler still sind und das kann manchmal sehr sehr lange dauern. (Das hab ich dann vermutlich auch schon irgendwann mal erwähnt.) In den zehnten Klassen lässt sich diese Prozedur meist zügig durchziehen. Nur heut dauerte es ewig. Erst musste Karl noch ein Späßchen machen (unter dem Motto: "Schaun'se doch mal, Frau Dingens, das ist doch voll witzig), dann drehte sich Daniel nochmal um und Mäxchen musste sowieso nochmal stänkern. Ich verdrehte schon genervt die Augen. Normalerweise wirkt das in den Zehnten schon, denn die können meine Mimik schon ganz gut lesen und wissen genau, welche Laune ich damit ausdrücken möchte und vor allem welches Verhalten ich von ihnen dann erwarte. 
Direkt vor mir in der ersten Reihe stand René und maulte irgendwas vor sich hin, was ich zum Anlass nahm mich mal grundsätzlich über die aktuelle Situation auszukotzen. Ich begann meinen kleinen Anschiss damit, dass ich vorgab, seine Maulerei durchaus verstehen können. Schließlich sei es ja auch schrecklich hart zu Unterrichtsbeginn mal eben für ein paar Sekunden ruhig dazustehen. Bei diesem ganzen Prozedere würde ich mich schließlich auch immer ganz mies fühlen, weil ich es im Grunde gar nicht gut ertragen könne, dass so junge Leute so lang stehen müssten. 
Mir war schon klar, dass nur die wenigsten Schüler diese Ironie verstehen und ob sie René verstanden hat, vermag ich nicht zu sagen, aber er antwortete mir mit fragendem Blick und den Worten: "Und warum stehen Sie dann noch?" So recht verstand ich erst gar nicht, was er mir sagen wollte. Aber nachdem seine Worte einige sehr lange Sekunden durch mein Gehirn zirkulierten, wurde mir klar, dass das vermutlich ein Kompliment sein sollte. Stefan, der nur einen Tisch hinter René stand, riss die Augen auf, hob die Hand und zeigte nahezu schon fassungslos auf René. Dann schnappte er kurz nach Luft und prustete: "Frau Dingens, haben Sie gemerkt, René hat Ihnen grad ein Kompliment gemacht!" Ich nickte ein wenig verstohlen, strahlte dann aber über das ganze Gesicht. "Ja, ich hab es gemerkt!" Ich lächelte René an. "Und ich bin beeindruckt, denn damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet." René lächelte zurück. Ich glaube, er war ein wenig verlegen...

Montag, 19. Dezember 2011

Die zehn Gebote

Heute durften meine lieben Schüler mal kreativ werden. Die echten Zehn Gebote aus der Bibel fanden die meisten irgendwie blöd, weil sich ja irgendwie keiner daran hielt und genau aus diesem Grund sollten sich die Lieben mal an eigenen Zehn Geboten versuchen. Hier eine kleine Auswahl, inklusive Rechtschreibfehlern...

Man soll nicht morden.
Man soll nicht stehlen.
Man soll nicht Frauen schlagen.
Man soll keine Kinder Pornos trehen.
Tuh bei anderen nicht das was du selber nicht willst.
Man soll auch mal Spaß im Leben Haben.
Man soll keinen vergewaltigen.
Man sollte Respekt vor Älteren haben.
Man sollte keine Lebewesen quelen.

Alternativ, aber auch sehr schön:
Man soll seinen Kopf nie in eine laufende Mikrowelle stecken.
Man sollte seine Finger nicht öfter als dreimal täglich in die Steckdose stecken.
Man sollte Erich nie mehr als 4 € leihen.
Man sollte dem Sonnengott Erwin mindestens einmal im Monat eine Ziege opfern.

Freitag, 9. Dezember 2011

Ein Gedicht


Erich Kästner
Der Dezember
Schnee aus dem vergangenen Jahr
 
Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man's versteht.

Ein echter Winter aus dem vergangenen Jahr
Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."

Freitagsfüller Nr.15

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  1. Der beste Weg um ist nicht immer zielstrebig geradeaus.
  2. Mehrere Bücher gleichzeitig lese ich gerade, und stelle zu meinem Bedauern immer wieder fest, dass ich viel zu wenig Zeit zum Lesen hab.
  3. Mein Adventskranz ist nicht existent. Ich habs einfach nicht so mit Deko.
  4. Wie die Zeit rast, ist wirklich unglaublich. (Macht 5 € ins Phrasenschwein!)
  5. Es nähert sich  Weihnachten, Silvester und mal wieder ein neues Jahr. (Nochmal 5 € ins Phrasenschwein...)
  6. Oft braucht man viel Mut, um die Wahrheit zu sagen. (Und schon wieder 5 €!)
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ganz viel Ruhe, morgen habe ich einen Spaziergang über den Weihnachtsmarkt geplant und Sonntag möchte ich meinen Haushalt ein klein wenig auf Vordermann bringen!
 Freitagsfüller # 141, gefunden bei Barbara

Montag, 5. Dezember 2011

Nur zwei Stullen

Heute Mittag hatte ich Aufsicht in der Cafeteria. Bei dieser Aufsicht geht es in erster Linie darum, die Kinder zu guten Tischmanieren (wie beispielsweise Essen mit Besteck und Eintopf nicht vom Brot abschlabbern) und zu Sauberkeit (also nicht die ungeliebten Zwiebelstückchen mit dem Löffel aus dem Teller quer über den Tisch zu katapultieren) zu animieren. 
Nach dem Mittagessen verweigerte ein sonst äußerst friedlicher und liebenswerter Schüler das Tischabwischen. Er verließ mit nicht zu überhörendem Gemaule den Raum und verweigerte schlichtweg die von mir aufgetragene Aufgabe und das obwohl er derjenige war, der verschiedene Bestandteile seines Eintopfes über den Tisch verteilte. Egal, was ich sagte und egal, wie ich es sagte - nichts wirkte. Selbst die Drohung eines Cafeteria-Verbotes für eine Woche stieß nur auf ein gelangweiltes Schulterzucken. Mein Standpauke perlte an ihm ab, wie der Regen an so einer neumodernen nanobeschichteten Oberfläche.

Ich war enttäuscht, aber vor allem wütend und zwar so unfassbar wütend, dass mir die Tränen kamen. Beim Weg über den Schulhof, zurück ins Lehrerzimmer, riefen mir ein paar Schüler nach: "Was'n los Frau Dingens?" Wie ein trotziges Kleinkind hätte ich am liebsten mit dem Fuß aufgestampft, mir die Rotze mit dem Ärmel von der Nase gewischt und ihnen mitgeteilt, dass der Christoph ein beschissenes, verficktes Arschloch ist und dass er sich mal selber ficken könne. Aber da ich ja wieder so irgendwas mit Pädagogisch sein muss, blieb es dann nur bei einem lauten und wütendem "Nichts!"

Nach dieser eiskalten Abfuhr wieder im Lehrerzimmer angekommen, wühlte ich in meinen Papierstapeln und fluchte leis vor mich hin. Zum einen, weil ich so einen verfluchten, verfickten Kackzettel suchte, auf dem ich mir heut Notizen und Noten zu Referaten der Neunten vermerkt habe und zum anderen, weil dieser beschissene Stapel an Kurztests auf meinem Schreibtisch einfach nicht kleiner wird. Neuerdings mache ich ja auch noch Heftkontrollen. Diese sagenhaft fantastische Idee hatte ich wahrscheinlich, weil damit die Stapel auf meinem Schreibtisch auf diese Weise noch schneller in unermessliche Höhen wuchern können. Der überaus sympathische Herr Schiller, der mir gegenüber sitzt, strahlte mich mit seinen blauen Augen an, zwinkerte und fragte nur: "Frau Dingens, na wat is los?" 
Da konnte ich nicht mehr, da brach es aus mir raus und zwar alles. Das mit den verfickten Stapeln auf meinem Tisch, die einfach ums Verrecken nicht kleiner werden wollen. Das mit dem beschissenen Zettel mit den Noten der Referate. Dann zu allerletzt noch das widerlich großkotzige Benehmen von Christoph. Und das alles nur wegen zwei Stullen, die der Meier auf dem Tisch liegen lassen hat und weswegen der Christoph den Tisch nicht abwischen wollte.

Dienstag, 29. November 2011

Montag, 28. November 2011

Sooo vermisst

Nach drei Wochen Praktikum waren heut endlich die Zehnten wieder da. Schon vor der ersten Stunde strahlt mich Jasper an und wären links und rechts am Kopf nicht die Ohren befestigt, wäre sein unwiderstehliches Lächeln (oder war es schon ein Grinsen?) noch größer geworden. "Na, Frau Dingens, wie geht es Ihnen? Jetzt, wo wir wieder da sind. Sie haben uns doch gaaanz sicher schrecklich vermisst,"  säuselte mir der Kleine schon fast ins Ohr. "Ja, natürlich, hab ich euch vermisst und ganz besonders dich!" antwortete ich mit einem schelmischen Grinsen und war froh dabei, dass Jasper zu der seltenen Ausnahme von Schüler gehört, der Ironie versteht.

Dann betrat ich die 10b, die ich im vergangenen Jahr, in der sie noch Neunte war, wirklich hasste. Doch das hat sich mittlerweile geändert und zwar so sehr, dass ich am heutigen Tag den Klassenraum betrat, strahlte und die Jungs und Mädels mit den Worten begrüßte "Scheiße, mann, hab ich euch vermisst." André strahlte zurück und antwortete: "Wir haben uns ja auch lang nicht gesehen. Ich kann verstehen, dass Sie uns vermisst haben." - "Genau" grinte ich, "und deshalb müssen wir uns zur Begrüßung auch mal gaaanz dolle drücken!" Bei André handelt es sich wiederum um einen Schüler, der es nicht so mit Ironie hat. Genau aus diesem Grund hat er diese ironische Ansage wohl auch wörtlich genommen und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Ehe ich so recht wusste, ob ich das überhaupt wollte, fühlte ich mich wie in einen Schraubstock eingespannt. André packte zu, aber richtig, so dass ich kaum noch Luft bekam. Danach ging er zu seinem Platz zurück und strahlte weiter. Ich rang schwer nach Luft, sortierte mich kurz und sortierte mich dann nochmal kurz....

Den letzten Rest verpasste mir dann noch Michi, der mich ebenfalls mit strahlendem Lächeln begrüßte, welches ich mit einen "Hallo Schatz!" erwiderte. Solch unbedachte Äußerungen meinerseits gehören im Grunde wirklich bestraft, denn dieser junge Mann versteht eben auch keine Ironie. Oder ist er einfach auch nur bekifft und weiß grad nicht so genau, dass er eine Lehrerin vor sich hat. Manche würden dieses Verhalten auch als distanzgemindert bezeichnen. Außerdem frage ich mich ernsthaft, warum diese Kerls solche flapsigen Kommentare von mir auch immer für bare Münze nehmen. Schließlich konnte ich auch wirklich nicht ahnen, dass er nun gleich von hinten an mich heranhüpft, mir um die Taille fasst, seinen Kopf an meinen Rücken lehnt und feste zudrückt. Vielleicht sollte ich doch in Zukunft ein klitzekleinwenig vorsichtiger sein.

Donnerstag, 24. November 2011

Anton und das Kochen

Wir haben mal wieder eine Projektwoche. Tooooooooll!

Die Projektgruppe "Kochen" berichtete mir über ihre zahlreichen kulinarischen Genüsse, die dort zubereitet werden. Anton sprach mit Ina und mit einem mokanten Grinsen im Gesicht sagte er zu ihr, dass es sehr schade sei, dass Tilly heut beim Kochen gefehlt hat. Ina grinte nur: "Wieso? Brauchtet ihr etwa Speck?" Anton lachte. "Nein, Hühnerbrust..."

Boah, war das fies! Dennoch muss ich gestehen, dass ich mir das Lachen nicht verkeifen konnte, auch wenn das vermutlich total unpädagogisch war.

Freitag, 18. November 2011

Mittwoch, 9. November 2011

Tilly und früher war alles besser

Heut war mal wieder Busfahrtag. Freudestrahlend begrüßte mich Tilly schon von weitem, denn er hat immer etwas ganz Wichtiges mitzuteilen, auch wenn es keiner wissen will. Wir nennen ihn im Kollegium auch schon gerne mal Professor Doktor, aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Heut bat er mich darum, dass er seine Pause eher beenden dürfe, um ins Schulgebäude zu kommen. (Die Schüler müssen bei uns vorm Unterricht noch auf dem Schulhof warten und dürfen erst zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn ins Schulgebäude.) Schließlich hängen doch heute die Listen für die Projektwoche aus und er müsse sich ganz dringend unbedingt als Erster eintragen, weil doch sonst seine Wunschgruppe schon voll sei. Ich lächelte höflich und sagte, dass ich für ihn keine Ausnahme machen könne und dachte still weiter, dass er sich gefälligst wie alle anderen um die guten Plätze prügeln müsse. Schade, antwortete Tilly und ich glaube, er war auch ein wenig beleidigt.

Dann lernte auch ich am frühen Morgen auch noch etwas Neues. Früher war alles besser! Es fahren immer ein paar Grundschüler mit. Als diese wieder ausgestiegen waren, erklärte Max, neunte Klasse und ein besonders sensibles Gemüt, dass sich diese Kinder von heute nicht mehr zu benehmen wüssten. Diese Bälger seien wirklich unmöglich. Als er noch ein kleines Kind gewesen war, hätte er noch gewusst, wie man sich zu benehmen hat, aber diese Rotzgören von heute. Einfach nur schrecklich, mal ehrlich! Erstaunlich, erstaunlich, was Max, der mir im vergangenen Schuljahr noch fast jeden Unterricht gesprengt hat, so plötzlich von sich gibt.

Aber manchmal wird im Bus auch gekuschelt. So steht die kluge Ina aus der achten Klasse offensichtlich auf die jüngeren Männer aus der siebten... (tschuldigung, das Bild ist etwas verwackelt. Da ist der Bus wohl grad durch ein Schlagloch gefahren.)


Und zum Schluss noch der Kalauer des Tages:
Mach dich doch endlich mal aus dem Staubitz...

Samstag, 5. November 2011

Video Games

Und mal wieder ein kleiner musikalischer Ohrenschmaus. Ich mag diesen Titel, weil er einen ganz besonderen, eigenwilligen Sound hat. Allerdings sieht die junge Lady in diesem Clip für meinen Geschmack etwas zu sehr nach Plastik aus, aber darum geht es ja nicht. Lana del Rey, so der Name der Sängerin, wird im Feuilleton verschiedener überregionaler Qualitätspresse bereits gefeiert, z. B. hier (in der Süddeutschen) und hier (in der Zeit).

Montag, 31. Oktober 2011

Arschkalt

Ein lohnenswerter Kinobesuch war das heut. Nicht nur lustig und tiefsinnig, sondern auch mit zahlreichen Lebensweisheiten gespickt, wie zum Beispiel:
Das Leben ist wie ein Brot. Je älter es wird, desto härter wird es.
Aber auch die Musik war schön...

Schön!Färber!




mehr dazu? hier entlang....

Freitag, 28. Oktober 2011

Freitagsfüller Nr.14


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  1. Auf jeden Fall  brauche ich meine große Musiksammlung zum Überleben.
  2. Wann ich mal endlich meine Wohnung ordentlich und vollständig eingerichtet hab, weiß ich nicht genau, denn irgendwie siehts hier noch etwas leer aus.
  3. Halloween interessiert mich nicht die Bohne. Müssen wir denn den Amis alles nachmachen?
  4. Noch eine dicke Mütze stricken - dann jetzt kann der Winter kommen. Er kann es aber auch lassen...
  5. Der große Unterschied ist manchmal auch nur eine Frage der Perspektive.
  6. Mein Hobby kommt im Alltag leider immer viel zu kurz.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf einen entspannten Abend mit mir, morgen habe ich Freunde treffen geplant und Sonntag möchte ich bei lauter Musik mal wieder so richtig böse abzappeln!

 Freitagsfüller # 135, gefunden bei Barbara

Komplimente

Heut hat mir mein Lieblings-Dennis fast die Schamesröte ins Gesicht getrieben, indem er mir ein Kompliment machte, von dem ich zwar ausgehe, dass es nur geheuchelt war, aber in meinem Inneren zutiefst darum bete, dass er es ernst gemeint hat. Schließlich war es doch zu schön.
Er sagte: "Frau Dingens, Sie sehen wirklich noch sehr jung aus, also höchstens 20, aber nur, weil Sie sich älter geschminkt haben." Ich hätte den Jungen auf der Stelle vor Freude zu Boden knutschen können. Am liebsten hätte ich ihn für dieses Kompliment auf einen Drink eingeladen. Natürlich habe ich weder das eine noch das andere gemacht, weil eine Horde anderer Schüler um uns herum standen. Obwohl ich schon ein klein wenig Lust dazu gehabt hätte. Denn wann bekommt man als Frau schon solche Komplimente und dann noch von so einem jungen Kerl! Da würde man sich schon ganz gern mal angemessen bedanken.
Naja und außerdem wissen wir doch alle wie Gerüchte entstehen! Nämlich genau so! Schüler verstehen den Humor nicht und schon hat Frau Dingens was illegales mit einem Schülern... Oder so!?

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Einfach nur herzig...

Ich fahre gern Bus und davon hab ich auch schon einmal berichtet. Mittlerweile haben sich meine Schüler auch daran gewöhnt, dass ich neben ihnen im Bus sitze. Das "Hallo" ist nicht mehr so laut und euphorisch, wie noch zu Beginn des Schuljahres. Das macht mich auch wirklich froh, denn mit so hysterischen Begrüßungen am frühen Morgen kann ich gar nicht gut umgehen, denn ich muss schließlich so früh am Morgen auch erstmal ganz langsam wach werden. Da unterscheide ich mich kaum von meinen Schülern.
So lehnen sich meine Schüler jetzt entspannt zurück, nehmen mich kaum noch wahr. Manche kuscheln sich zur Seite und nehmen auf der Schulter des Nachbarn noch ein kleines Nickerchen. Das sieht wirklich süß aus, wenn die großen, lauten Jungs so mit geschlossenen Augen beinah miteinander kuscheln. Manche blättern auch leicht hektisch noch den einen oder anderen Hefter durch. Zu Hause, am Vortag Lernen ist ja auch voll überflüssig und anstrengend. Bekanntermaßen ist das Lernen morgens im Bus am effektivsten. Schließlich muss dann der ganze Quatsch nur mal eben für zwei oder drei Stunden ins Kurzzeitgedächtnis. Alles andere wäre ja auch überflüssig.

Manche unterhalten sich und das klingt dann unter anderem so:
Jens: "Da vorn sitzt eine, die find ich echt heiß."
Daniel: "Welche?"
Jens: "Na, da ganz vorn, mit den langen blonden Haaren..."
Daniel springt auf, schaut dem Mädchen ins Gesicht, macht auf den Haken kehrt und setzt sich wieder. Mit wiegendem Kopf und gespitzten Lippen sagt er nur kurz: "Naja..."
Jens: "Ja, aber mann, du musst auch mal in meiner Liga denken und nicht in deiner! Ich find sie gut."
Daniel: "Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters."


Etwas später steht Tim ganz langsam auf, um sich auf den Boden zu hocken, denn da liegen zwei Blätter. Vor mir sitzt die schlafende und Musik hörende Sophie. Ihr sind die Blätter wohl von Schoß gerutscht. Vermutlich hat sie auch vorgehabt, sich früh im Bus noch besonders wirkungsvoll auf schulische Pflichten vorzubereiten. Tim bewegt sich ganz sachte, hebt die Blätter auf und legt sie Sophie vorsichtig, geradezu liebevoll auf den Schoß zurück. Davon aufgeschreckt blickt Sophie irritiert um sich und Tim macht ihr in umsichtiger Weise pantomimisch (Sophie hört immer noch Musik) deutlich, was passiert ist. Beruhigt rutscht Sophie noch einmal für ein paar Minuten tiefer in den Sitz und schließt die Augen.

Und um diesen herzigen Momenten noch einen würdigen Abschluss geben, bekam ich noch zwei Herzchen: eins von Marten und eins von Jens.

Samstag, 22. Oktober 2011

Kirschlikuchen

Beim Stöbern durch verschiedene Food-Blogs ging es in einem meiner Lieblings-Food-Blogs Küchenlatein um Kochen ohne Tüte. Da ich beim Thema Tüte auch schwer allergisch, geradezu militant reagiere, war ich besonders interessiert. Dabei fiel mir zuerst der  Kirschlikuchen ins Auge. Und was soll ich noch dazu sagen, außer: abgeschrieben, nachgemacht und begeistert UND heute innerhalb von 3 Tagen zum zweiten Mal gebacken. Und um nicht Plagiatsvorwürfen zu erliegen, geb ich hier natürlich auch mit besonderer Freude die Quelle an und zwar hier.
Ich wollte ja auch gern ein schönes Bild machen und hier einstellen. Doch der Kuchen war so lecker, dass meine Schwester und ich schneller waren. Manchmal steht eben einfach nur der Genuss im Vordergrund. Schließlich kann man ja nicht jeden Dreck posten. Obwohl... so ein paar Kuchenkrümel schon. Aber wer wissen möchte, wie der Kirschlikuchen aussieht, kann sich hier  Appetit holen.


Dienstag, 18. Oktober 2011

Spektralfarben

Manchmal reicht ein Blick in den Himmel und schon ist man mitten in einer Kindheitserinnerung. Mir ging es vor ein paar Tagen so. Ein Blick in den Himmel und schon klang in mir ein Lied aus meiner Kindheit, das ich wirklich liebte. Wer kennt nicht die wunderbaren Kinderlieder von Lacky, also Reinhard Lakomy...

Der Blick in den Himmel
 Und bei diesem Titel kann ich wirklich nur sagen: das beste Lied aller Zeiten über die Spektralfarben!

Nachtrag: und wer das Liedchen gerne hören möchte, der sollte es einfach mal damit probieren.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Männer und Farben

So eine Zugfahrt ist bekanntermaßen immer ein Erlebnis. Die aufregende Architektur an der Strecke, die man bei Fahrten mit der Regionalbahn in aller Schönheit genießen kann. Hinzu kommen die unterschiedlichsten Überraschungen der Deutschen Bahn. Doch auch die Fahrgäste können für Unterhaltung sorgen.
Idyllische Impressionen am Wegesrand

Heute, so glaube ich, habe ich einen Volltreffer gelandet. Bei der Platzwahl entscheide ich, so wie meist in meinem Leben, nicht in erster Linie strategisch, sondern eher spontan, so aus'm Bauch raus. Und heute landete ich mit zielsicherer Genauigkeit vermutlich im lautesten Abteil des ganzen Zuges. Hinter mir saß eine Horde Kleinkinder, irgendwo schrie ein Baby wie am Spieß und vor mir platzierten sich zwei Herren, deren Äußeres nichts Gutes verhieß. Also machen wir mal die Klischeekiste auf und freuen uns an unserer Oberflächlichkeit. Die beiden Herren trugen neben Ohrringen, auch eine Bierfahne vor sich her und waren zudem noch unrasiert. Außerdem umwölkte sie der zarte Duft kalten Zigaretterauches. Nachdem sie sich setzten, klapperte der eine schon auffällig mit Glasflaschen und öffnete ein Bier, so kurz nach'm Mittag gegen eins. Nunja, für einen Frühschoppen war es zwar jetzt schon zu spät, wenn wir ehrlich sind, aber warum nicht. Die beiden Herren tauschten fröhliche Sprüche aus, über die Kühe auf einer vorbeiziehenden Weide und diskutierten nun darüber, ob das denn nun die Glücklichen seien. Oder über eine Solaranlage, die der eine beherzt Solarium nannte und der andere darauf entgegnete, dass er sich da ja mal gerne runterlegen könne, um auf die Wirkung zu warten. 

Doch dann fragte der eine, mit der räudigen Mütze auf'm Kopf, welche Farbe denn das neue Shirt hätte. "Khaki" lautete die Antwort. Ich sah vor mir eine kleine Wolke mit dicken Fragezeichen über der Mütze aufsteigen. "Gagi?" Spätestens jetzt war es für mich eindeutig, dass die beiden Herren aus Sachsen stammten. "Nee, Khaki!" - ??? "Gagi" - "Naja, manchmal haben Farben eben komische Namen." versuchte der Andere zu beschwichtigen. "Mh, aber das Hemd, was du anhast, ist doch lila!", konterte der Mann mit der Mütze mit gewisser Überlegenheit in der Stimme. "Ne, das ist aubergine." Die Stimme des Mannes ohne Mütze klang ein wenig danach als würde er sich ob seines Expertenwissens tatsächlich schämen. Die Wolke mit den Fragezeichen über der Mütze wurde immer größer und ich glaube, sie leuchtete auch schon ein wenig, vielleicht in dezentem Warnrot. "Was? Ein Ober mit einer Schiene?" - "Ne, ne! Wie die Frucht, die aussieht, wie 'ne Gurke. Eine Aubergine!" - "So, so. Und oberschiene soll also eine Farbe sein..." - "Ich hab mir das doch nicht ausgedacht!" Es klang beinah wie eine Entschuldigung. Schade war nur, dass die Beiden genau jetzt aussteigen mussten. Dabei hätte ich doch so gern noch mehr über Trendfarben, wie mauve, sand oder cappucino gelernt.

Die Horde Kinder war nun auch schon raus, kein Baby brüllte mehr und plötzlich war es wieder ganz ruhig im Zug. So hatte ich wieder mehr Muse, um die zauberhafte Architektur der alten Bahnhöfe und die ausgesprochen kreativen Graffiti zu genießen.

Montag, 10. Oktober 2011

Goldener Oktober

Der Herbst begann mit warmen, sonnigen Tagen. Ich genoß die Sonne in T-Shirt bei einem kleinen Spaziergang. Doch glaubt man einer alten Bauerweisheit, müssen wir uns bald warm anziehen, denn  

Auf warmen Herbst folgt meist ein langer Winter.





Donnerstag, 29. September 2011

Schülerideal

Bei der Diskussion über Vorbilder und Ideale hat mich eine Schülerin der 8. Klasse schwer beeindruckt, denn sie nannte Albert Schweitzer. Ina sagte, dass sie nicht nur von seiner Arbeit und seinem Engagement beeindruckt sei, sondern auch seine Aussprüche seien echt stark, wie zum Beispiel

"Hab Ehrfurcht vor dem Leben!"

Allerdings könne sie seinen Umgang mit seiner Frau nicht gutheißen. Da soll mal noch einer behaupten, die Jugend von heute hätte nur Knete in Kopf ...

Mittwoch, 28. September 2011

Am Bus und die neue Nummer

Der heutige Tag startete mit einer Fahrt mit dem Bus und das ist immer wieder ein Ereignis, denn das ist ganz zufälligerweise genau der Bus mit dem auch zahlreiche Schüler den Weg zu unseren schönen, kleinen Schule finden. Mit Schwung biege ich um die Ecke und ich seh die Trüppchen stehen. Die wenigsten Schüler nehmen mich überhaupt noch wahr, denn ich fahr seit Schulbeginn ein Mal pro Woche mit diesem Bus. Da sitzt in ein paar Metern Entfernung der sympathische Felix auf einer Bank und winkt mir zu. Dann steht plötzlich ein blonder Wuschelkopf vor mir (ich fürchte, dass da beim Blondieren was schief gelaufen sein muss), strahlt mich an und legt mir ihren Arm vorsichtig um den Hals. Einige meiner Mädels begrüßen mich wortlos, nur mit einem Lächeln und einer Umarmung. Ich merke, dass alle noch recht müde sind, denn aus der Schule kenn ich die meisten deutlich gesprächiger... Die Begrüßung hat dann auch manchmal schon etwas leicht hysterisches, denn da stürmen die besagten Mädels auf mich zu und rufen schon mal aus vollem Halse meinen Namen durch das Schulhaus.
In einer anderen Ecke versammeln sich einige Zehntklässler, die sich mir schon im vergangenen Schuljahr als Lieblingsneunte einen Namen gemacht haben. Dennis dreht sich irgendwie komisch zur Seite. Dann grint er mich schelmisch an und ich frag mich, was er mir damit sagen möchte. Der Bus fährt ein und wir stellen uns an. Genau hinter mir steht nun Dennis und nimmt noch einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette. Plötzlich guckt er schon wieder so komisch. "Aber Jeder weiß doch hier, dass du rauchst!", sag ich zu ihm. "Ja, schon. Aber ich darf doch eigentlich nicht in der Öffentlichkeit und so und Sie als Lehrer müssten doch dann Schritte einleiten... Jugendamt, oder so?!" "Aber, du bist doch schon 16..." "Mh, ja schon..." - Eigentlich hätte ich an dieser Stelle viel lieber etwas in der Art gesagt, wie "Raucher küssen, ist wie einen Aschenbecher auslecken!" Aber das fiel mir natürlich erst später ein.


Dafür machte mir Dennis später im Unterricht noch ein kleine Freude. Nach der Begrüßung teilte er mir mit, dass er eine neue Telefonnummern hätte. Ich lächelte mild und sagte: "Na, dann schreib mir sie auf und leg sie hier auf meinen Tisch." Das tat Dennis dann auch und keine zwei Minuten später kniete Dennis mal wieder vor mir nieder und gab mir einen kleinen Zettel mit Herzchen, seinem Namen, seiner Nummer und einem "I love you" in die Hand.

Am Ende des Unterrichtes stand dann plötzlich noch Jasper  mit einem Kartentrick vor mir und und die Karte, die ich zog, war dieses Pik-Ass und darauf stand seine Telefonnummer. Mit einem Augenzwinkern und einem nahezu legendär charmanten Lächeln verabschiedete er sich "Rufen Sie mich doch mal an...!"

Montag, 19. September 2011

Elternabend

Kann es sein, dass ich irgendwann schon mal behauptet hätte, ich mag keine Kinder? Ich meine, darum bin doch, so glaube ich zumindest im Moment, Lehrer geworden, weil ich keine Kinder mag und keine eigenen wollte. Moment! Oder war es anders herum?

Aber halt! Was wollte ich eigentlich mit diesem Post zum Ausdruck bringen? Ich hasse Eltern! Vor allem diejenigen, die immer alles besser wissen. Davon hab ich glücklicherweise nicht viele, sondern um genau zu sein im Grunde nur ein Paar, aber die wollen mir den ganzen Laden aufmischen. Und denn war noch die Frau, die prinzipiell alles in Frage stellte, aber heut nicht erschien, um sich mit ihr persönlich auseinanderzusetzen. Merkwürdig war an der ganzen Sache dann nur, dass alles offensichtlich doch gar nicht so schlimm ist, wie  dieses eine Elternpaar lauthals beklagte. Kein weiteres Elter (oder wie ist die Einzahl von Eltern?) meldete sich zu Wort, um die unfassbaren Missstände zu bestätigen. Mutmaßlich sind die dann doch nicht so dramastisch, drastisch oder dramatisch. Nach der heutigen Elternversammlung stellte ein Kollege fest: "Frau Dinges, mal ganz ehrlich, Sie haben aber eine schlimme Klasse!" Ich musste lachen und verneinte. Nein, meine Klasse ist nicht schwierig, sondern die Eltern. 

Wie ich immer so schön zu sagen pflege, immer alles eine Frage der Perspektive!

Freitag, 16. September 2011

Freitagsfüller Nr.13

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  1. In letzter Zeit fühle ich mich wesentlich entspannter und bin laut eines Stresstests auch extrem souverän.
  2. Dass mir Mutti keine Schulbrote mehr schmiert, finde ich total ungerecht. ;-)
  3. Gestern abend habe ich damit begonnen, ein neues paar Socken zu stricken.
  4. Einfach mal die Anderen machen lassen, ist sehr bequem.
  5. Eltern sind so vieles: prägend und bedeutend, aber auch anstrengend, nervig und sind immer genau dann da, wenn man sie gar nicht braucht, haben aber immer ein offenes Ohr und einen guten Rat parat, also eben: unersetzlich.
  6. Ich sag' immer: allet schick! Läuft!
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Chillen, morgen habe ich Sonne genießen geplant und Sonntag möchte ich vom Chillen ausruhen ;-)!
 Freitagsfüller # 129, gefunden bei Barbara

Samstag, 10. September 2011

Walzer für niemand

mal wieder ein Musiktipp und wie ich finde, ist es diesmal sogar ein ganz besonderer


Dienstag, 6. September 2011

Hinter den Kulissen

Bei uns herrscht, wie in jedem anständigen Lehrerzimmer immer geschäftiges Treiben. Jeder Kollege ist stets um qualitativ hochwertige Arbeit bemüht. Die Vorbereitungen, die selbstverständlich bereits in häuslicher Vorarbeit geleistet wurden, werden nochmals geprüft und die erforderlichen Kopien sind freilich auch schon vor dem Unterricht gemacht worden, nein, ich meine natürlich bereits am Vortag. Dennoch wird jede einzelne Kopie nochmals nachgezählt und kontrolliert. Mit größter Sorgfalt werden Test und Arbeiten korrigiert. Zweifelsfälle werden immer im Kollegium ausschließlich unter pädagogischen Gesichtspunkten diskutiert. Im Lehrerzimmer herrscht immer angemessenes Schweigen und distanzierte Zurückhaltung. So oder so ähnlich stellt man sich vielleicht die Pausen im Lehrerzimmer vor.

Das entspricht in unserem Kollegium auch den tatsächlichen Tatsachen. Immer, fast immer. Nur ganz selten schreckt der eine oder andere Kollege nach Ansprache (meistens will die Sekretärin irgendwas) aus seinem feierlichen Schweigen hoch, reißt die Augen auf und wehrt fast schon schülergleich ab: "Ich war es nicht! Ich hab nix angefasst!" Und schon erklärt uns unser Lieblingsgrieche, dass dies aber im Grunde doch sein normaler Arbeitstag sei, ja geradezu bulemisch würde er sich hier bewegen. Dann zelebriert er noch einen seiner mehr als beliebten Kalauer, in deren Genuss wir leider viel zu selten kommen. Beispielsweise begrüßte er die neue Kollegin Neumann mit den Worten "die ist aber neu, mann!" Worauf Herr Schiller mit dem geschickten Konter des Deutschlehrers antwortete: "Hör bloß auf du, ich weiß, wo dein Haus wohnt!" Die neue Frau schlug nur  die Hände über dem Kopf zusammen. Offensichtlich fragte sie sich gerade, wo sie denn hier gelandet sei. Sie schüttelte den Kopf mit den Worten: "Auweia, auweia, ich krieg ganz böse Ohrenkrebs!" Mit einem milden Lächeln beschwichtigte sie Herr Schiller: "Da gewöhnst du dich schon dran..."

Es gibt aber auch Tage, da sieht es in unserem Lehrerzimmer ganz anders aus. Aber leider viel zu selten... Vor allem wird da auch mal gelacht, denn das passiert in unserem Lehrerzimmer nur ganz, ganz, ganz selten!

Spaß im Lehrerzimmer: Vor, während und nach der Arbeit

Dienstag, 30. August 2011

Mathematische Höchstleistung

Eine junge Dame aus der zehnten Klasse erreichte heut die höchsten mathematischen Sphären, so berichtete mir der neue Mathematiklehrer unserer Schule. Nachdem er eine Gleichung an die Tafel schrieb, fragte Aileen, warum sich denn dort an der Tafel zwei Minuszeichen übereinander befänden...

Die Mathematiker unter uns verstehen sicher gleich, dass es sich dabei um ein Gleichheitszeichen (=) handelt. Dabei kann man nur sagen: Hut ab, Aileen, auf jeden Fall besticht sie durch ein ausgeprägtes ikonografisches Verständnis...

Freitag, 29. Juli 2011

Glück, kein Glück oder Pech?

Kurt Tucholsky, Paris 1928

Hast du Glück,
ist es gut.

Hast du kein Glück,
ist es auch gut.

Hast du eben Pech gehabt.
War vielleicht dein Glück!

Kurt Tucholsky (1890 - 1935)

Mittwoch, 27. Juli 2011

Kokowääh - Coq au vin

Ich liebe die einfachen Dinge im Leben, wie zum Beispiel Männer. Aber auch in der Küche muss es einfach sein. Am liebsten mag ich Gerichte, die sich gut vorbereiten lassen und dann quasi von allein fertig garen. So habe ich mich an einem Rezept "Hähnchen in Rotwein" versucht. Dabei hab ich einiges verändert und vereinfacht. Eben unter dem Motto: "Ich liebe die einfachen Dinge im Leben..."




Donnerstag, 21. Juli 2011

Ehrlich sein

ohne Kommentar,
einfach nur Musik...

Montag, 18. Juli 2011

Drei Arten von Lügen



Dieses sehr treffende Zitat des zweimaligen britischen Premierministers und Romanautors Benjamin Disraeli fand ich im Brauereiausschank Watzke zu Dresden...

Dabei fällt mir noch ein mittlerweile geflügeltes Wort ein, das fälschlicherweise Winston Churchill zugeschrieben wird und zwar: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast."

Donnerstag, 14. Juli 2011

Sündenrechner

Manche mögen sich vielleicht fragen, was man als Lehrer mit so derart unfassbar viel Urlaub anfangen soll. Das kann ich an dieser Stelle ja mal ganz genau erklären. Es sieht nämlich exakt genau so aus, wie sich die meisten das vermutlich vorstellen. Tatsächlich können wir Lehrer ohne unsere Schüler, die Schule und unsere Arbeit nur ganz schwer leben, somit sind wir nun dazu verdammt den ganzen Tag  Unterrichtsvorbereitungen des vergangenen Schuljahrs zu sortieren und Unterrichtsvorbereitungen für das nächste Schuljahr sowie die dazugehörigen Kopien zu machen. Sobald das erledigt ist, sichten wir neue Unterrichtsmaterialien und erproben neue Methoden. Schließlich plagt uns grundsätzlich permanent das schlechte Gewissen ob der vielen tausend freien Arbeitsstunden. 

Aus diesem Grund dachte ich, dass es nun angezeigt sei, die begangenen Sünden aufzurechnen. Ich bin dabei allerdings der festen Überzeugung, dass es DIR, ja genau DIR auch gut zu Gesicht stünde, dies auch zu tun und über das Ergebnis nachzudenken!

Zum Rechner: hier entlang...

Meine Sündenquittung lag übrigens bei 403€. Ich schätze mal, dass das recht günstig ist, wenn man sich all die möglichen Sünden, die aufgelistet sind, ansieht. Bei einigen Punkten war mir bis dato gar nicht klar, dass es sich dabei um eine Sünde handelt. Aber sagt man nicht, Unwissenheit schützt vor Strafe? Die Schüler versuchen das zumindest permanent und manchmal funktioniert es sogar...

Freitag, 8. Juli 2011

Katzenjammer

Nein, ich möchte jetzt nach gut einer Woche Ferien keine miese Stimmung verbreiten, sondern im Gegenteil. Bei diesem von mir gemeinten Katzenjammer handelt es sich um eine "Girlband". Wer dabei an die No Angels oder die Spice Girls denkt, ist allerdings völlig auf dem Holzweg. Katzenjammer ist eine Folk-Band aus Norwegen und macht einfach tolle handgemachte Musik. Also versteht sich dieses Post mal wieder als kleiner, liebenswerter Musiktipp von mir...

Mittwoch, 29. Juni 2011

Ferien



Dieses Lied wurde alljährlich am Ende des Fahnenappells am letzten Schultag gespielt, nachdem der kleinste Schüler der ersten Klasse mit einer Glocke im Inneren des Appells den Kreis ablaufen musste, um damit das Schuljahr auszuläuten. Das war allerdings kein müdes Abschreiten, sondern ein motiviertes und aufgeregtes Rennen. Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil ich das, so glaube ich, sogar in der zweiten Klasse nochmal machen musste, weil ich immer noch die Kleinste war. Vor uns lagen 8 Wochen Ferien, wir waren glücklich ohne Dominikanischer Republik, Gran Canaria, 100 Fernsehprogramme und X-Box oder Wii. Wir wussten uns "damals" noch zu beschäftigen...

Freitag, 24. Juni 2011

Freitagsfüller Nr. 12

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  1. Mir schmeckt fast alles außer warmer Kohlrabi, warme Gurke und Staudensellerie.
  2. Für meine Familie würde ich mein letztes Hemd geben ohne groß zu überlegen.
  3. Regen ist gut für die Felder, aber schlecht für mein Gemüt.
  4. Kurz nach Sonnenaufgang aufstehen direkt Skaten gehen ist die beste Art den Tag zu beginnen, schaff ich aber nie.
  5. Fast hätte ich schon wieder keinen Freitagsfüller geschafft.
  6. In einer besseren Welt würde unser Luxus nicht auf Ausbeutung der Dritten Welt beruhen.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Chillen und Chatten, morgen habe ich Brunchen mit Freunden geplant und Sonntag möchte ich spontan vielleicht sogar sportlich sein!

 Freitagsfüller # 117, gefunden bei Barbara

Donnerstag, 23. Juni 2011

Chinesische Mauer in Europa?

Klassenausflüge haben doch immer auch einen immens hohen Unterhaltungswert. Die Ankunft am Flughafen Tempelhof wurde mir durch einen besonders interessanten geografischen Hinweis versüßt. 

Zunächst wollte der wirklich sympathische Begleiter aus der Elternschaft eben mal einfach nur Wissen aus der Kategorie "Überflüssig" an den mehr oder zugegebenermaßen wohl eher weniger geneigten Schüler bringen. So sagte er, dass der Flughafen Tempelhof aus dem Weltall zu sehen sei und das größte zusammenhängende Gebäude Europas sei. Plötzlich schoss es aus Lisa heraus: "Ne, auf gar keinen Fall, das glaub ich nicht. Das Dingens-Center ist doch viel größer." Worauf Joyce anmerkte, dass die Chinesische Mauer doch viel, viel, viel größer sei. Da ging mein Klassenbester dazwischen und erklärte mit ruhiger Stimme, ja geradezu liebevoll, dass die Chinesische Mauer selbstverständlich auch aus dem Weltall zu sehen sei, dass China aber nun mal nicht in Europa läge. Darauf fauchte Lisa und herrschte ihn an: "Woher willst du das denn wissen?"

Was soll ich dazu noch sagen? Außer, wie eingangs bereits bemerkt, dass ein Klassenausflug immer einen ganz besonderen Unterhaltungswert hat. 

Und wer sich die Größe des Tempelhofer Flughafens nicht vorstellen kann, dem helfe ich bildlich mal nach und für alle, die nicht glauben, dass China nicht in Europa liegt, sei entweder ein Online-Karten-Dienst oder ein handelsüblicher Atlas empfohlen...

Flughafengebäude Berlin Tempelhof

Montag, 20. Juni 2011

Skaprifischer

Nicht die Fischer von Capri, sondern die SKAprifischer aus Dresden...




Pauline von den SKAprifischern

Sonntag, 19. Juni 2011

Gedanken infolge Alkoholgenusses

bei Harald, Weine & Zigarren
Ob ich morgen leben werde,
weiß ich freilich nicht,
aber, wenn ich morgen lebe,
dass ich morgen trinken werde,
weiß ich ganz gewiss!
(G.E. Lessing)


Der exzessive Gebrauch von Xenologismen suggeriert pseudointellektuelle Kompetenz.
(Der Autorin persönlich bekannter Verfasser, der nicht gern in der Öffentlichkeit steht.)

Die Korrelation zwischen Intelligenz und Alkoholpegel ist annähernd indirekt proportional. (ebd.)

Freitag, 17. Juni 2011

Mittwoch, 15. Juni 2011

Flitzer auf'm Hof

Die Sonne stand hoch über dem Schulhof. Es war große Mittagspause und ich hatte leider Aufsicht. Pausenaufsicht kann insgesamt recht entspannt sein, aber noch entspannter könnten Pausen ohne Aufsicht sein und zwar wenn man die Pause ohne Schüler mit den Kollegen verbringen kann. Doch irgendwann ist jeder mal dran oder besser gesagt, regelmäßig ist jeder mal dran. Im Grunde sind Pausenaufsichten völlig unspektakulär. Die Achtklässler pisacken die Siebtklässler. Ein paar Jungs spielen mit Steinen oder Papier Fußball. Die Neuntklässler drücken sich in irgendwelchen Ecken rum, um illegalerweise auch mal auf dem Schulhof zu rauchen und die Zehntklässer sind sowieso die Coolsten und ja eh' bald weg. Es war ganz entspannt, ich unterhielt mich mit ein paar Schülerinnen. Einige Schüler machten ein paar kleine Scherze mit mir und versuchten mich ebenfalls in Gespräche zu verwickeln.

Mir schwante schon Böses als Jan quer über den Hof lief und mich angrinste. Jan gehört zu den Schülern, die einfach nur nerven. Er ist vorlaut, frech und ein wenig dumm. Allerdings hält er sich für unglaublich cool und überschätzt sich damit maßlos. Jetzt stand Jan etwa 10 m von mir entfernt und hatte die Hand an seiner Gürtelschlaufe. Ich schüttelte den Kopf und rief: "Oh nein, Jan, lass es." Er bebte. Ich konnte nur ahnen, was er vorhatte, aber ich hätte nie daran geglaubt, dass er tatsächlich auf dem vollen Schulhof die Hose runterlässt. Hier musste es um einen unglaublichen Wetteinsatz gehen! Doch dann drehte Jan ab, ging an mir vorbei ohne einen Blick und verschwand hinter meinem Rücken. Aber nur um wenige Sekunden später mit bereits geöffneten Gürtel und seinem bestem Kumpel siegessicher an mir vorbeizuziehen. Wie gelähmt schaute ich auf die beiden Jungs. Ich hatte schon ein wenig Angst, denn ich traute Jan alles zu. Alles, außer gute Noten! Jan wand sich. "Ich mach es nicht! Ich mach es nicht" Doch dann geschah das Unfassbare. Jan ließ die Hosen runter und rannte über den Schulhof. Das heißt, er versuchte es, wie man eben so mit runtergelassenen Hosen rennen kann. Ehe ich auch nur zu glauben wagte, was ich da sah, schlug Jan der Länge nach hin. Ich schüttelte den Kopf und das Einzige, was mir an dieser Stelle einfiel war: "Hoffentlich hat das richtig weh getan!"

Fassungslose Gesichter um mich herum. Maurice schaute mich mit großen Augen an. "Hätten Sie gedacht, dass er das wirklich macht? Hätten Sie ihm das zugetraut?" Leise, fast tonlos glitt über meine Lippen: "Jan traue ich fast alles zu." Dann schrie ich aus: "Verdammt, warum hab ich eigentlich meine Kamera nicht dabei gehabt!" Ich ging herum und fragte, ob das denn jemand gefilmt hätte. Schließlich haben doch alle Telefone dabei. Doch keiner hatte weder Foto noch Film gemacht und ich weiß gar nicht genau, ob ich nun "Schade" oder "Gottseidank" sagen soll...

Jan saß jetzt auf einer Bank. Ein wenig geknickt wirkte er schon, das dachte ich zumindest, aber sicher bin ich mir nicht. Ein strahlender Held sieht aber definitiv anders aus. Das Kinn, die Knie und die Hände aufgeschlagen. Ein Mädchen, das neben ihm saß, reinigte seine Wunden mit einem Taschentuch und kümmerte sich ganz liebevoll um ihn. Ist es verwerflich, dass ich in diesem Moment kein bisschen Mitleid mit Jan hatte? Ich zögerte ein wenig, aber ich entschied für mich, dass ich jetzt nicht auf ihn zugehen sollte, um zu fragen, ob er Hilfe braucht. Offen gestanden wäre es mir jetzt doch auch ein wenig peinlich gewesen, ihm in die Augen zu schauen. Schließlich hatte er wenige Sekunden vorher der ganzen Schule sein Geschlechtsteil präsentiert. Währenddessen begann ein Schüler eine Liste aufzustellen und seine Mitschüler zu fragen, ob sie Jan für diese kleine Pausenshoweinlage Geld geben möchte. Viele öffneten ihre Geldbörse und gaben Geld. In der nächsten Stunde fragte mich der Geldsammler, ob ich auch was geben wolle, schließlich hätte ich doch auch meinen Spaß gehabt. Ich schüttelte den Kopf und herrschte ihn an, ob er denn tatsächlich glauben würde, dass ich für sowas auch noch Geld geben würde. Er zog ab. Aber nicht ohne mir noch mit einer stolzen Geste unter die Nase zu reiben, dass Jan damit eben mal 40Euro verdient hätte.

Am nächsten Tag hab ich mich noch mit Michi darüber unterhalten. Der Neuntklässer sagte er mir nur, dass alle Schüler Jan doch letztendlich nur ausgelacht haben. Er hält die Aktion und Jan überhaupt für voll peinlich. Ich entgegnete: "Aber Jan hält sich doch jetzt für den King und den Allercoolsten überhaupt!" Michi schüttelte nur den Kopf: "Ne, ne! Der Typ ist überhaupt nicht cool. Das können Sie vergessen! Wir haben ihn doch alle ausgelacht. Ich bin froh, dass ich mit dem sonst so nichts weiter zu tun habe..."

Mittwoch, 1. Juni 2011

Das Glück der Anderen

Man will nicht nur glücklich sein, 
sondern glücklicher als die anderen. 
Und das ist deshalb so schwer,
weil wir die anderen für glücklicher halten
als sie sind.

You don't want to be only happy,
but you want to be happier than the other.
And that's so hard,
because you think the other are happier
than they really are.

Charles de Montesquieu

Freitag, 20. Mai 2011

Der Goldene Windbeutel 2011

Der Goldene Windbeutel 2011: "foodwatch verleiht zum dritten Mal den „Goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge. Sie entscheiden, wer die unrühmliche Trophäe bekommt. Jetzt abstimmen!"

Donnerstag, 19. Mai 2011

Adolf Hitler - privat

Besonders interessante Einblicke lieferte mir heut ein Schüler, der seine Facharbeit verteidigte. Er wollte unbedingt über Adolf Hitler schreiben, so bekam der junge Mann auch sein Thema. Leider enttäuschte die Arbeit sehr und zwar nicht nur mich, sondern auch die Mitschüler, die mir zu verstehen gaben, dass sie die Verteidigung wirklich langweilig fanden. Doch um die Sache etwas aufzulockern, baute der Referent gekonnt (oder war es etwa unfreiwillig?) Comedy-Elemente ein. Also Humor hat der Tony schon...

Tony erklärte uns, dass Adolf Hitler im ersten Weltkrieg ein kleiner Feldbote war und den Soldaten die Briefe brachte. Also war Hitler "quasi der Neger" der Soldaten, weil er diese Botentätigkeit ausführte. Eine Mitschülerin fragte eben nochmal nach, was denn überhaupt so ein Feldbote sei. Sie bekam entsprechende Erklärung von Tony: "Na, heute gibt es die Deutsche Post und früher hat das halt der Adolf gemacht!"

Gut, dass wir das jetzt endlich wissen!

Dienstag, 12. April 2011

Unfug

An allem Unfug, der passiert, 
sind nicht etwa nur die schuld, 
die ihn tun, 
sondern auch die, 
die ihn nicht verhindern.

All nonsense that happens 
are not only the one guilty 
who do it 
but even those 
that did not stop.

Erich Kästner

Sonntag, 10. April 2011

Feiern und ausschlafen

Meine Mutter meinte immer, wer feiern kann wie die Großen, kann auch früh aufstehen. Ich war da allerdings schon immer anderer Meinung! 



Montag, 4. April 2011

Solche und solche und solche Eltern

Schüler sind schon eine ausgesprochen merkwürdige Spezies, vor allem wenn sie von unzähligen Hormonen gebeutelt, mitten in der Pubertät stecken. Doch im Gegensatz zu Eltern sind Schüler doch meist harmlos.

Es gibt unterschiedliche Kategorien von Eltern. Am liebsten sind mir dabei die Entspannten, die ihr Kind zwar schützen, hegen und pflegen, aber im Allgemeinen doch laufen lassen. Eltern, die ihre Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen, sind meiner Ansicht nach die besten Gesprächs- und Kooperationspartner an der Schulfront. Vor allem mischen sich solche Eltern nicht in meinen Job ein  und sind auch nicht der Ansicht, mir erklären zu müssen, wie der Hase im pädagogischen Fach so läuft. Ich würde schließlich auch nie auf die Idee kommen, einen Klempner oder einen Bäcker oder auch einen Gehirnchirugen mal eben zur Seite zu nehmen und zu erklären, dass er von seinem Handwerk keine Ahnung hat. Oder gar ganz offensiv formulieren, dass ich auf meinem Posten völlig fehlbesetzt sei, weil Töchterchen oder Sohnemann zu Haus dies oder das erzählt hat. Meine Chefin sagt immer, in unseren  Job reden immer nur zwei Leute rein: und zwar Hinz und Kunz! Und wo sie ausnahmsweise mal recht hat, da hat sie uneingeschränkt recht.

So musste ich mich mit Eltern auseinandersetzen, die vermutlich kein anderes Hobby haben außer sich um ihren Jungen zu kümmern. Es könne doch nicht sein, dass der Junge mit seiner Dies-, seiner Dings- und seiner was auch immer -kalkulie nicht die entsprechende Aufmerksamkeit erhält. Diese Eltern haben uns doch tatsächlich mehrfach unterstellt, dass wir unseren Job nicht richtig machen. Der Gedanke, dass ihr Junge unter Umständen parteiisch sein könnte, ist auch ohnehin völlig aus der Luft gegriffen. Es wäre geradezu skandalös zu erwarten, dass der Junge sich aufmerksam am Unterricht beteiligt, die Initiative ergreift und - welch freche Forderung - auch mal den Mund aufkriegt und zwar nicht zum Quatschen mit dem Nachbarn, sondern um etwas konstruktiv zum Unterricht beizutragen. Aber der arme Junge... Und wir sollten doch endlich mal Rücksicht nehmen! Worauf eigentlich? Dass er am Wochenende zu viel getrunken hat und deshalb noch völlig übernächtigt ist? Dass er davon zu gestresst ist, mit seinen teuren Markenklamotten zu prahlen? Oder dass er grad mal wieder keinen Bock hatte, die Grundlagen zu lernen?

Aber glücklicherweise habe ich im Moment das Gefühl, dass der Anteil der entspannten Eltern wesentlich höher ist. Doch eine weitere Kategorie von Eltern hab ich noch vergessen. Und zwar die, denen es egal ist, was ihr Kind macht... Und die sind dann letztendlich doch die unangenehmensten!

Freitag, 25. März 2011

Freitagsfüller Nr. 11

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  1. Tief durchatmen und runterfahren und dann neu starten - soll ein guter Tipp für stressige Situationen sein.
  2. Heute hab ich mich schon wieder über Dinge aufgeregt, bei denen ich mir vorgenommen hatte, ruhig zu bleiben und darum sagt man: "sag niemals nie"!
  3. Was ist wenn das Restrisiko in Deutschland zuschlägt?
  4. Und immer wieder habe ich so undefinierbare Gelüste zum Beispiel nach Schokolade.
  5. Mein Blog wird tatsächlich nicht nur ausschließlich von mir gelesen. Ziel erreicht!
  6. Auf der Wiese in der Sonne liegen, ein bisschen Musik und ein gutes Buch ist wie ein Kurzurlaub.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf  Feierabendbierchen, Quatschen und vielleicht ja sogar Knutschen, morgen habe ich Essen gehen mit Freunden geplant und Sonntag möchte ich meine Hausaufgaben machen!

 Freitagsfüller # 104, gefunden bei Barbara

Montag, 21. März 2011

Poetry Slam

Mein Besuch der Leipziger Buchmesse 2011 war anstrengend, aber in erster Linie spannend und ich hab mal wieder was Neues gelernt, denn ich habe meine erste Erfahrung mit Poetry Slam gemacht. Bei den Jungs des Teams Totaler Zerstörung hab ich besonders gelacht...