Donnerstag, 20. Dezember 2012

Vertretungsplan

Morgen ist der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien und das haben wir uns alle auch wirklich verdient. Wer nun denkt, so kurz vor Weihnachten läuft das alles ein wenig entspannter ab, der irrt, denn bei zwei kranken Kollegen kommen ruhige und besinnliche Momente doch recht kurz. Aber schon recht, wir sind ja auf Arbeit und nicht zur Kur.

Bauernäbbing mit der Neun A


Der Kollege Drechsler, der den Plan schreibt, meint natürlich nicht Pauernapping, sondern Bauernäbbing, so auf gut Sächsisch... 

Was das sein soll? Das wollten heut auch schon so einige meiner lieben Kleinen wissen. Tilly meinte, dass das wohl etwas mit Schlafen zu tun hat, so hätte dies die Referendarin, die momentan bei uns unterwegs ist, erklärt. Tim trat zu uns und entgegnete mit seinem typisch frechen Grinsen im Gesicht, dass wir dann also morgen bei Frau Dinges schlafen werden. Tilly, der immer alles besser weiß, konterte mit sicherer Geste und fester Stimme als hätte er nicht nur die Grammatik einfach mal grundsätzlich im Blut, sondern selbst geschrieben: "MIT Frau Dingens! MIT!" In meinem Kopf fügte sich langsam der Satz und die Bedeutung zusammen. Also mit Frau Dingens schlafen...
Plötzlich brach die sonst so zurückhaltende Sandra mit mir in schallendes Gelächter aus. Sandra schüttelte ihren Lockenkopf heftig, so dass ihre schwarzen Locken wie wild hüpften. "Jetzt hat Frau Dingens bestimmt ganz böses Kopfkino!" Oh ja, dass hatte Frau Dingens, die es an dieser Stelle auch vorzog schnell das Weite zu suchen.

Freitag, 14. Dezember 2012

Balzverhalten pubertierender Kleinstädter im ÖPNV

Heute morgen war es kalt und ich musste mal wieder Bus fahren. Gut, schon nicht mehr ganz so kalt wie noch vor ein paar Tagen, aber die Temperaturen lagen immer noch deutlich unter Null. Da verwunderte mich zunächst nur das Outfit mancher Schüler. Zwischen aufgetürmten Schneehaufen und auf gefrorenen Flächen standen ein paar Mädels mit Stoffschuhen, die ja bekanntlich meist nur über eine dünne Gummisohle verfügen. Ich hatte zwei paar dicke Socken in meinen dicken Schuhen und hatte trotzdem kalte Füße. Naja, aber die Hauptsache ist doch, dass das Styling stimmt und Hauptsache Konfers. Das dachte ich mir dann auch als ich Sonja aus der Achten in der Schülermeute entdeckte, denn sie trug bei etwa minus fünf Grad nicht nur eben erwähnte Stoffschuhe, sondern auch die Jacke offen.
Es verwunderte mich dann noch viel mehr, dass Sonja im Bus auch noch ihren breiten Loop-Schal ablegte, der bis dahin ihr großzügiges Dekolletee verdeckte. Vermutlich tat sie das, um sicher zu stellen, dass auch alle genau sehen können, was sie unter ihrem weißen, sehr engen und auch ein wenig durchsichtigem Shirt im Feinripp-Männer-Unterhemd-Stil trug. Verwundert war ich nicht nur, weil es, wie bereits erwähnt, ziemlich kalt war, sondern weil ich Sonja bis dato für ein intelligentes Mädchen gehalten habe, das nicht mit ihren beiden Argumenten in der Bluse trumpfen muss. Aber egal! Die 68er sind doch auch für sexuelle Freiheit auf die Straße gegangen und haben ihre BHs verbrannt. Leider steckt nun hinter Sonjas Offenherzigkeit sicherlich keine politische Aussage, sondern wohl eher die Aussage: Hauptsache die Hupen springen den Jungs direkt ins Gesicht! Das gibt Aufmerksamkeit und Anerkennung. Mit ihrem Dekolletee bis knapp überm Bauchnabel verfehlte sie diese Wirkung nicht. Wenige Haltestellen später stieg ein Zehntklässler ein und setzt sich neben sie. Beide trennte nun nur noch der Gang. 

Freitag, 7. Dezember 2012

Betrug

Ein aufgeregter, vor Wut schäumender und enttäuschter Jon steht vorm Lehrerzimmer. Er ringt nach Luft und er ringt um Fassung. Einige Sekunden braucht er, um sich wieder zu fassen. "Ich möchte, ich muss mit der Schulleitung sprechen!" - "Worum geht es denn?" will Herr Drechsler wissen. Jon muss nochmal kurz schnaufen, denn er ist noch zu sehr außer sich. Es klingt nach ganz großer Katastrophe und ich beginne mir ein klein wenig Sorgen zu machen. Herr Drechsler hat einen guten schwarzen Humor, aber ist nicht unbedingt für Feingefühl und Sensibilität bekannt. Ich höre vom Lehrerzimmer aus, dass es Jon immer noch sehr schwerfällt, die Fassung zu wahren. Jon schnauft nochmal, reißt seine blauen Kulleräugchen auf und beginnt zu erklären: "Die Anni hat gesagt, dass ich 2 Euro kriege, wenn ich Schnee esse. Ich hab jetzt den Schnee gegessen, aber Anni gibt mir das Geld nicht und jetzt möchte ich mich beschweren."

Herr Drechsler lässt ihn abtreten und der kleine Jon aus der Siebten ist wirklich enttäuscht. Die Welt ist wirklich schlecht!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Erziehungsfehler

Neulich bei einer Weiterbildung hingen auf verschiedenen Tafeln die unterschiedlichsten Sprüche, Geschichten und Zitate zum Thema "Elternarbeit" so völlig unkommentiert und im Grunde auch irgendwie motivationslos in der Gegend rum. Nur folgendes Zitat sprang mir  in die Augen und mit diesem Post möchte ich meine vollste Zustimmung zum Ausdruck bringen. Schüler sind häufig nur dann so schrecklich anstrengend, weil ihre Eltern das eben auch sind und die haben es dann vermutlich von ihren Eltern...