Sonntag, 12. März 2023

Currywurst mit Berliner Charme

Wenn man in Berlin ist, muss man eine Currywurst essen, so heißt es. Gesagt, getan.  Meine Schwester steuert zielsicher die erste Bude an. Zugegeben wirkt sie unter der Eisenbahnbrücke etwas schrabbelig und nicht sonderlich vertrauenswürdig. Ein älterer Herr steht hinterm Tresen. Er steht mit dem Rücken zu uns und werkelt seelenruhig vor sich hin. Nach einer kleinen Weile dreht er sich um. Er schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sein Blick sagt deutlich, dass er sich die Formalitäten heute spart. Schließlich wissen wir doch beide, worum es jetzt geht.

 

Ich grüße freundlich, bestelle Currywurst mit Pommes dazu Getränke, sage höflich„bitte“ und warte auf eine Reaktion. Er beginnt zu arbeiten, wortlos nimmt er zwei Teller, legt jeweils eine Wurst drauf und beginnt zu schneiden. Die Frage nach mit oder ohne Darm spart er sich, vermutlich erkennt er diese Touristen schon von weitem und die haben sowieso keine Ahnung. Und damit hätte er bei uns Recht gehabt.

 

Das Geld habe ich schon in der Hand. Ich warte darauf, dass er mir sagt, was es kostet. Er quetscht die Soße aus einer Flasche auf die Würste und dreht sich dann um. Er zieht eine große Tüte Pommes unter der Arbeitsfläche hervor. Mit mir zugedrehten Rücken fragt er „Mayo?“. Ich antworte reflexartig „Gerne“. Pommes und Mayo landen auf den Tellern. Er sagt: „17,80€“. Ich lege meinen Schein auf Tresen und erwarte das Wechselgeld. Doch er stellt nur unsere zwei Teller nach oben und fragt die nächsten Kunden, was sie haben wollen. Ich bin irritiert. Da liegt mein Geld offen auf dem Tresen! Ich will es wieder in meine Manteltasche stecken. Schließlich kann ich auch noch später bezahlen. Er sagt: „Lass ruhig liegen.“ Dann legt er den Schein neben seine Kasse und bedient die weitere Kundschaft.

 

Wir essen. Es ist gut. Pommes mit Currywurst eben. Ich denke über mein Wechselgeld nach. Plötzlich tippt mit Jemand auf die Schulter. Der ältere Herr legt mir mein Wechselgeld auf den Tisch. Es stimmt. Ich hatte vorher nachgerechnet. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich so misstrauisch war.

 

Wir essen also noch auf, plaudern über dies und das. Meine Schwester wirft den Müll weg und stellt die Teller dann zurück auf den Tresen. Er schaut sie freundlich lächelnd an und fragt, ob es uns geschmeckt hat. Dit is Berlin.

Dienstag, 25. Februar 2020

Widerspenstige Kartoffeln

Einkaufen gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, vor allem bin ich beim allwöchentliche Wochenendeinkauf besonders froh, wenn ich ihn hinter mich gebracht habe. Mein Einkaufszettel ist abgearbeitet, der Einkaufswagen ist voll und nun staple ich meine Waren aufs Band, darunter auch ein Säckchen Kartoffeln, das gleich die Hauptrolle in der folgenden Anekdote spielen wird.
Zügig zieht die Kassiererin alle Waren über den Scanner. -piep - piep - piep-

Montag, 12. November 2018

Eine Jacke und Stifte

Lisa ist sonst immer zuverlässig und pünktlich zum Stundenbeginn an ihrem Platz. Das war sie heute auch. Doch noch bevor ich die Zehntklässer begrüßen konnte, riss sie die Augen auf. Ihr linker Arm schnellte nach oben. Noch ehe ich ihren Namen sagen konnte und fragen konnte, was sie wolle, rief sie mir zu: "Frau Dingens, entschuldigen Sie bitte, aber ich muss noch meine Jacke holen." 

Höflich war sie ja. 

Ich war irritiert. Stirnrunzelnd gab ich zu verstehen, dass ich nicht verstand, wozu sie im Unterricht ihre Jacke brauchte. Lisa verstand mich mittlerweile ohne Worte. So erklärte sie mir, dass ihre Stifte in ihrer Jacke seien und diese brauche sie schließlich im Unterricht. Richtig. Ich nickte langsam, ganz langsam. "O-k-a-y", stotterte ich. Lisa verschwand.
Ich atmete tief durch. "Früher" begann ich und das obwohl ich diesen Satzanfang im Grunde furchtbar finde. Aber ich koketiere hin und wieder gern damit, da ich auf diese Weise eine ganz eigene Aufmerksamkeit bekomme. Schüler mögen persönliche Anekdoten. Außerdem funktioniert dieses "früher" auch als "fishing for compliments", weil Frau Dingens ja noch gar nicht so alt ist. 
Also ich erhob meine Stimme: "Früher, als ich noch zur Schule ging," und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu "so etwa vor hundert Jahren. Da hatte ich eine Schultasche, in welcher unter anderem eine Federmappe war und in dieser Federmappe waren Stifte." Mittlerweile war Lisa wieder da und grinste. "Ich hab halt meine Stifte in der Jacke..."

Freitag, 3. August 2018

Altenburg

Wer eine Reise macht, der kann was erzählen. Dieses alte Sprichwort bewahrheitete sich heute bei mir mal wieder. Ich bin mit der Deutschen Bahn unterwegs. Beim Gleiswechsel durch eine Unterführung fällt mir ein braungebranntes Pärchen auf. Beide berucksackt. Er bewegt sich schnellen Schrittes, sein Oberkörper nach vorn gebeugt. Vielleicht ist er mit dieser Körperhaltung schneller oder sein Rucksack ist so schwer. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass sie nicht genau weiß, wo sie hin müssen. Sie schaut sich unsicher um.

Montag, 18. Juni 2018

Fehlende Konzentration

Eine Zehntklässlerin hatte heute einen Termin zur Nachprüfung. Es ging bei ihr um einen besseren Schulabschluss. Das heißt also, wenn sie sich mit dieser Prüfung in einem Fach verbessert, dann wird ihr Abschluss besser. Die Prüfung sollte im Fach Kunst stattfinden. Der Kunstlehrer war sehr gut vorbereitet und selten so aufgeregt wie heute, denn es wäre seine Premiere gewesen. 

Am Dienstag hat Herr Kunst ihr alles Wichtige erklärt. Nach dieser Besprechung scharwenzelte die junge Dame noch durch das Schulhaus. Es war eine Überraschung für so manche Schüler ihr zu begegnen, da die Zähntklässler derzeit im Praktikum sind und sich somit nicht im Schulhaus aufhalten. So waren die anderen Schüler verwundert über ihre Anwesenheit. Einige Schüler scharten sich um sie.

Dienstag, 23. Januar 2018

Ein Stift zum Stundenende

Der Unterricht in der Neunten neigt sich dem Ende zu. Es sind nur noch zwölf Minuten bis zur Pause, vielleicht waren es auch nur noch zehn. Ich bin mir nicht ganz sicher.
Ein junger Mann meldet sich, ach was sag ich, er winkt. Er ist sehr, sehr aufgeregt. Seine blauen Augen hat er weit aufgrissen. Sein Verhalten, das dem eines aufgescheuchten Huhnes gleicht, lässt mich darauf schließen, dass das, was er sagen möchte, wirklich mal so richtig wichtig ist.
Ich möchte ihn ja gerne aufrufen, aber ich bin nicht schnell genug. Nun, ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Um seiner Meldung weiteren Nachdruck zu verleihen, ruft er zusätzlich meinen Namen: „Frau Dingens, Frau Dingens!!!“ (Und wenn ich drei Ausrufezeichen schreibe, dann meine ich das so.)
Ich frage ihn, was denn so kurz vor Unterrichtsschluss so wichtig sei. Er fragte in seinem zuckersüßeten Säuselton, ob er auf Toilette dürfe. "Es sind doch nur noch ein paar Minuten bis zur Pause", entgegnete ich ruhig. "Aber, aber... Frau Dingens, der Stift malt schon..."

Freitag, 21. Juli 2017

Bulgur mit Melone und Gurke

Im Sommer bin ich ein großer Fan von leichter Kost. Ich experimentiere gerne mit Gewürzen und gerade die Kombination von Schärfe und Süße hat es mir angetan. Wer aber meint, ich mag Pizza Hawaii liegt völlig falsch!
Frischer Sommersalat mit Melone, Minze und Bulgur
Zutaten:
Eine Gurke
Eine Tasse Bulgur (oder Couscous)
Zwei rote Paprikaschoten
500g Melone
100g Cashewkerne

Dressing: 2 Limetten (Saft und Schale), 5 El Essig (Weißweinessig, Apfelessig oder weißer Balsamico), 5 El Olivenöl, Salz, Pfeffer, ein Bund Minze, eine frische Chilli, 1 El Senf, 1 El Zucker oder Honig,