Montag, 23. November 2015

Die Jugend von heute ist besser als ihr Ruf

Heute morgen musste ich mal wieder Bus fahren. Bedauerlicherweise, denn meine ausgesprochen sympathische und sonst äußerst zuverlässige Mitfahrgelegenheit war heute unpässlich. 

Ich betrat den Bus. Der Busfahrer freute sich auch mich mal wieder zu sehen. Dann begann das alte Spiel und ich suchte mir einen Sitzplatz. Das erwies sich anfänglich als ein etwas schwierigeres Unterfangen, denn der Bus schien voll besetzt zu sein. In erster Linie zwar von Schülern, aber in zweiter Linie von Taschen, Rucksäcken und dicken Winterjacken. Als ich dann ganz hinten im Bus angekommen war, machte sich der Frust in mir breit: So ein Mist, so früh, kalt draußen und noch nicht mal ein Sitzplatz. Doch dann räumte eine freundliche, aber sehr ruhige Achtklässlerin Jacke und Tasche vom Platz neben sich und ich konnte mich setzen. Ich schloss die Augen, stöpselte mir die Kopfhörer ein und startete die Musik. Nichts hören und nichts sehen - das wünschte ich mir. Ich erwartete eine ruhige Fahrt, in der die Schülerbande um mich herum auch nur Musik hört oder irgendwie halbherzig noch irgendwelche Vokabeln lernt.

Montag, 12. Oktober 2015

Klimadaten aus Kanada

So ein Klimadiagramm hat bekanntermaßen alleweil seine Tücken. Man muss so ein komisches Koordinatensystem zeichnen. Dazu braucht man ein Lineal und auch noch einen gut gespitzen Bleistift. Die Achsen müssen überflüssigerweise auch noch auf bestimmte Weise beschriftet werden und dann muss man auch noch so viele Werte, also insgesamt so um die 24, eintragen.Irgendwann weiß man dann auch gar nicht mehr so ganz genau, was jetzt nochmal die Temperatur und was der Niederschlag ist.Und dann ist wieder die Frage offen, ob das nun ein Balken-, Torten- oder was auch immer für Diagramm werden soll. Aus diesen hoffentlich nachvollziehbaren Gründen entschied ich mich dafür, dass die Schülerleinchen für den Test dann doch keins zeichnen müssen. Außerdem empfand ich das nun einer zehnten Klasse nicht mehr würdig. Ich wollte dann doch lieber wissen, ob sie in der Lage sind den Klimadaten ein passendes Plätzchen auf dem Globus zu zuordnen. Das gelang dann eher so mittelprächtig.
Doch die folgenden Antwort verschlug mir den Atem. Ist das nun schon der Klimawandel oder hat sich ein ganzes Land entschlossen seine Lage zu verändern? Wie würde das denn funktionieren? Also im Grunde sind ja Länder und Grenzen auch nur von Menschen gemacht. So wäre es doch wohl auch möglich Nationen und Grenzen auch wieder beliebig zu verändern.

Also warum sollten die Temperaturen in Kanada nicht ganzjährig um die 25°C liegen. Für den Sommerurlaub, am Strand chillen und Cocktails schlürfen geht es ab sofort nach Kanada.

In Kanada ist es immer warm.

Freitag, 9. Oktober 2015

Freitagsfüller Nr. 29

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  1. Das Zimmer mit dem kuschligen Bett ist mir das liebste.
  2. Tanzen, Singen und Knutschen sind meine Leidenschaften.
  3. Der Abschied ist für mich oft mit Tränen verbunden, aber man sieht sich immer zweimal im Leben.
  4. Ein Lächeln auf die Schnelle versüßt den Alltag.
  5. Ich könnte mal wieder ins Kino oder tanzen gehen.
  6. Ein schöner Garten findet sich vor meinem Küchenfenster.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein lecker Bierchen, morgen habe ich  Pizza essen mit Freunden geplant und Sonntag möchte ich am liebsten nichts tun, aber der Haushalt macht sich nicht von allein!
 Freitagsfüller # 341, gefunden bei Barbara

Montag, 31. August 2015

Erster Schultag - Halt's Maul

Wenn der erste Schultag nach so wunderbaren Sommerferien nicht schon schlimm genug wäre, dann wird man auch noch mit solch einem Rucksack begrüßt.


Mittwoch, 29. Juli 2015

Stellenausschreibung auf Bayrisch

Bayern ist schon ein ganz besonderes Bundesland, wie jedes andere natürlich auch. Aber wenn ich an diesen speziellen Ministerpräsidenten denke, dann komme ich nicht umhin, diesen im diplomatischen Sinne als einen ganz besonderen zu bezeichnen. Und zwar besonders in vielerlei Hinsicht.
Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Sondern auf einen sehr witzigen Zettel, der an einem Regensburger Geschäft hing. Der Inhaber sucht offensichtlich eine neue Mitarbeiterin. Doch diese  Stellenausschreibung ist nicht einfach Standard, sondern eben auch besonders und bayrisch dazu.

Freitag, 10. Juli 2015

Ein entspanntes Projekt

In den vergangenen Jahren (es sind tatsächlich schon Jahre - krass!) habe ich schon mehrfach über meine Erfahrungen mit verschiedenen Projektwochen berichtet. Sie reichten von Katastrophe über Desaster bis hin zu schweren Depressionen. Letztere überfielen mich bei der Frage, was ich denn schon wieder bei der Planung und Durchführung falsch gemacht habe. Ich höre schon die Zweifler, die mir mitteilen wollen, dass es vermutlich alles nicht gut durchdacht war. Eine gute Planung ist doch das A und O, spontan geht ja mal so gar nicht. Außerdem muss ein guter Lehrer Schülerantworten antizipieren und sich vorher Strategien zurechtlegen, dass die Schüler dann doch das tun, was der Lehrer sagt. Immer diese tollen Ideen aus der Theorie, die einem in der Praxis so unglaublich wenig weiterhelfen.
Nun aber zurück zur Projektwoche. Diesmal habe ich mich mal wieder wagemutig an ein Tanzprojekt gewagt. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, den ich ahnte schon Schlimmes. Vor meinem inneren Auge liefen die pubertären Mäuschens aus den achten und neunten Klassen schon wieder zur Höchstform auf, um sich unter Tränen die schlimmsten Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Zur Erinnerung an einige dieser unfassbar emotional ergreifenden Momente verweise ich auf diesen Post

Aber mal ehrlich, ich lass mir doch von so ein paar Rotzgören nicht den Spaß verderben. Das wäre ja auch noch schöner. Diesmal ziehe ich das gnadenlos durch. So oder so ähnlich hab ich das den Tanzmäuschen auch direkt am ersten Morgen mitgeteilt. Wer mit meiner Vorgehensweise nicht einverstanden ist, sitzt im Handumdrehen am PC und erstellt eine Präsentation zum Thema Tanz - Geschichte des Tanzes - Bedeutung des Tanzes. Außerdem werde ich ihnen keine fertige Choreographie vorlegen, denn es ist zum einen IHR Projekt und zum anderen sage ich schon das ganze Schuljahr über, was sie zu machen haben. Nun bin ich immer noch völlig von den Socken, denn diese Projektwoche war die Entspannteste aller Zeiten. Ich musste nur noch die Musik anmachen. Gut, zwei kleine Aussetzer gab es, aber die sind wirklich nicht der Rede wert.

Meine Theorie ist nun, dass genau diese Ansage am ersten Tag geholfen hat.

Freitag, 19. Juni 2015

Die geborgte Hose

Ich begab mich vor einigen Tagen nach Leipzig. Es sollte ein schöner Abend mit Musik unter freiem Himmel werden. Doch leider musste ich dazu erst einige Hindernisse überwinden. Zunächst muss ich zum Leidwesen aller Leipziger anmerken, dass es die unfreundlichsten Busfahrer nicht in Berlin, sondern in Leipzig gibt. Die Straßenbahn, die mich zum Hotel bringen sollte, hielt und der Fahrer erklärte, dass die Bahn jetzt irgendwie anders fahren müsse, weil... nun warum auch immer. Aber es sollte ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. So stieg ich in den Bus. Doch nachdem der Busfahrer schon drei Fahrgäste vor mir wegen vermeintlich blöder Fragen angeschissen hatte, wusste ich als blöder Touri auch nicht mehr weiter. Vermutlich hätte er mir auch erklärt, dass er die gleiche Umleitung fahren würde, wie eben schon heut morgen. Blöd nur, dass ich mich heut morgen eben noch nicht in Leipzig aufgehalten hatte, aber wenn dem nämlich so gewesen wäre, hätte ich ja auch nicht fragen müssen. So erkundigte ich mich bei verschiedenen Fahrgästen und fand doch noch den Weg. Zur Ehrenrettung Leipzigs kann ich sagen, dass die Leipziger wirklich ausgesprochen freundlich und hilfsbereit sind.

Dienstag, 9. Juni 2015

Unterricht und Busfahren

Wie funktioniert eigentlich Unterricht? Diese Frage hab ich mir so im Grunde nie so wirklich gestellt, denn es gibt Tage da läuft's und Tage da läuft's eben nicht. Da möchte ich mir am liebtsten den Kopf auf dem Tisch blutig schlagen. Denn da gibt es manchmal Tage, an denen, musst du als Lehrer jeden einzelnen Schritt vorgeben. Da musst du sogar Zehntklässler an die Hand nehmen und alles genau erklären.  

Das musst du dir dann in etwa so vorstellen:
Wir fahren heute Bus. Dort drüben ist die Bushaltestelle. Am besten ich geh mit und zeige euch das mal. Seht her, das ist die Bushaltestelle und hier ist das Schild. Wenn der Bus hält, steigen alle ein. Lasst eure Taschen nicht an der Bushaltestelle liegen. Wir fahren zwei Haltestellen. Achim, zählt mit. Jetzt steigen alle aus. Auch der Paul, der sich ganz hinten hingesetzt hat. Nehmt alle auch eure Taschen mit.
Aber dann gibt es Tage, da steigen die Schüler von ganz allein in den Bus. Das heißt, du musst ihnen noch nicht einmal die Bushaltestelle zeigen. Ein großartiges Gefühl. Dann steigst du selbst in den Bus, gibst Gas und rast mit voller Geschwindigkeit auf den Abgrund zu. Du packst das Lenkrad und hältst die Richtung, wenn du jetzt Glück hast, dann fliegst du mit deinen Schülern im Bus über den Abgrund. Wenn du Pech hat, dann stürzt du ab.
Und für diese Glücksmomente, wenn der Bus über den Abgrund fliegt, bin ich Lehrer geworden. Ups, dabei darf ich doch gar keinen Bus fahren...

Donnerstag, 14. Mai 2015

Spargel mit schwarzen Linsen und Kirschtomaten

Bei dieser tollen Farbkombination hab ich mich gefragt, wer hat denn eigentlich behauptet, dass man mit Essen nicht spielen darf. Ich finde, wenn dabei etwas so Schönes und dazu noch ausgesprochen Leckeres herauskommt, dann sollte es durchaus erlaubt sein, mit dem Essen zu spielen.

Für eine schöne Portion brauche ich folgende Zutaten:

Samstag, 2. Mai 2015

Gespräch beim Bäcker

Kunde: "Kirschkuchen."
Der Herr tippt mit dem Finger auf die Scheibe. Kleine Pause.

Kunde: "Das war's."
Der Kunde würdigt die Verkäuferin keines Blickes.

Verkäuferin: "Das macht dann 3,80€, bitte."

Ich stand daneben und konnte es kaum fassen. Das war wohl das kürzeste Verkaufsgespräch, das ich jemals in meinem Leben mitbekommen habe. Dieser ältere Herr ließ jeglichen guten Umgangston vermissen. Er hätte seinen Kuchen auch gut und gerne aus einem Automaten ziehen können. Mit solch einem Gerät hätte er wenigstens nicht reden müssen.

Ich hoffe sehr, dass dies die Ausnahme ist und wünsche allen, die im Einzelhandel arbeiten einen ruhiges und entspanntes Wochenende. Ich möchte mich jetzt eigentlich gern bei allen Dienstleistern dafür bedanken, dass sie trotz solcher Kunden freundlich bleiben.

Donnerstag, 30. April 2015

Schienenersatzverkehr nach Spanien

Manchmal, nein nicht manchmal, sondern immer gerade dann, wenn es schlecht läuft, sollte ich mir vorstellen in einen Bus zu steigen, der in die Sonne fährt. Das mag vielleicht für den Einen oder Anderen wie Beschiss aussehen, aber hey, ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt. Die beiden Männer vor ein paar Tagen im Bus haben den ganzen beschissenen grauen Tag auch mir Humor genommen.

Der Tag war nicht nur grau, kalt und regnerisch, sondern es haute sogar noch ein paar fiese, fette Schneeflocken auf die Erde. Und dabei war es schon Ende April, also quasi fast schon Mai. Das war zunächst schon mal ätzend genug. Doch dazu kam noch der Schienenersatzverkehr, der die Fahrt umständlich und ewig lang machte. Ist das nicht ein wirklich schönes Wort "Schienenersatzverkehr". Toll! Ich bin ja der festen Überzeugung, dass nur die deutsche Sprache solch schöne Wortungetüme möglich macht.
Nun, ich stieg in den Bus des Schienenersatzverkehrs und ließ mich auf meinen Sitz plumpsen. Ganz ehrlich, ich hatte schon jetzt keine Lust mehr. Da stiegen zwei Herren mittleren Alters ein, die das hier alles offensichtlich viel lustiger fanden wie ich. So begrüßte der Eine die Reisenden mit den Worten: "Ich heiße Sie herzlich willkommen im Reisebus nach Spanien." Fröhlich fügte der Zweite hinzu, dass wir nun den Badeanzug und die Sonnenbrille auspacken sollten. Der Erste lachte und erklärte: "Genau und in Kürze schenken wir dann auch Sangria aus!"

Na dann, auf nach Malle...

Montag, 23. März 2015

Montagig - Ein neues Wort

Am Ende des montäglichen Schultages, also von 14 bis 15 Uhr bin ich noch für eine handvoll Schüler verantwortlich, um ihren Deutschkenntnissen auf die Sprünge zu helfen. Mit drei sehr unterschiedlichen und sehr lustigen Jungs sitze ich dann am Tisch und pauke Rechtschreibung.

Ich frage Max, einen sehr stillen Junge, wie es ihm geht. Manche würden behaupten, er würde den Anderen nur die Luft weg atmen. Ich seh das nicht so, aber das ist eben auch mal wieder nur eine Frage der Perspektive. Er rollt mit den Augen, zuckt die Schultern und sagt dann leise mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht nur "Irgendwie montagig." Im Grunde hatte ich noch so gar kein genaues Bild von dem, was der Junge mit seiner kreativen Wortneuschöpfung ausdrücken will, aber ich sagte aus tiefstem Herzen einfach nur "Ja." Wir lachten beide.

Dann schauten die beiden anderen Jungs neugierig, denn sie hatten gar nicht mitbekommen, worüber wir uns unterhielten. Ich wiederholte, dass Max meinte, er fühle sich montagig. Es bedurfte keiner Erklärung. Die beiden anderen Jungs wussten gleich, was Max meinte. So bat ich um Synonyme für diese schicke Wortschöpfung und folgendes boten sie mir an: schlecht, müde, genervt, frustriert, depressiv, schlecht gelaunt.

Na das passt doch perfekt!

Freitag, 13. März 2015

Freitagsfüller Nr. 28

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  1. Ein kleines bisschen mehr Menschlichkeit täte uns allen gut.
  2. Leitungswasser statt Mineralwasser ist eine preiswerte Lösung.
  3. Manchmal kann ich kaum fassen, was ich für ein dickes, fettes Glück in meinem Leben habe.
  4. Ich freue mich auf Frühlingsgefühle, wenn es richtig Frühling wird.
  5. Ich habe Lust auf Leben und Liebe.
  6. Gutes Brot ist sind schwer zu finden.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Ruhe und Entspannung, morgen habe ich einen spontanen Ausflug geplant und Sonntag möchte ich vermutlich am liebsten gar nichts tun, aber mir macht ja keiner die Bude sauber, so dass ich wohl wieder selbst ran muss!
 Freitagsfüller # 311, gefunden bei Barbara  

Mittwoch, 11. März 2015

Vertretungsplan, Freistunde und ein Handwerker ohne Werkzeug

Vertretungspläne haben ihre Tücken, vor allem dann, wenn man sie nicht liest. Das gilt nicht nur für Schüler, sondern wie ich heute erfahren musste auch für mich, also für Lehrer.
Zunächst lief mir direkt in der ersten Pause eines der blonden Mäuschen aus einer achten Klasse über den Weg. Sie trug ihr süßestes Lächeln im Gesicht und flötete amüsiert: "Guten Morgen, Frau Dingens, ich hab meine Geo-Sachen nicht dabei. Ich hab den Vertretungsplan nicht gelesen." Ich war überrascht, runzelte die Stirn, weil ich kurz nachdenken musste und antwortete verdutzt: "Aber wir haben doch heute planmäßig Geographie." Sie lachte und wiederholte, dass sie aber trotzdem ihre Sachen nicht dabei habe. Dann verschwand sie fröhlich lachend mit ihren Freundinnen, die mir an dieser Stelle noch so ganz nebenbei mitteilten, dass sie auch ihre Geo-Sachen dabei hätten. Ich stell  mir gerade einen Handwerker auf einer Baustelle vor, der sein Werkzeug und sein Material vergessen hat. Optimale Arbeitsbedingungen würd ich mal sagen...

Und ich habe den Vertretungsplan auch nicht richtig gelesen, denn ich habe jetzt eine überraschende Freistunde und freu mich. Auch mal schön! Manchmal muss man eben auch einfach mal Glück haben.

Freitag, 20. Februar 2015

Vorurteile und die Glitzerfee in der Werkstatt

Ich kenne ja die meisten meiner Schüler eben nur so als quasi gewöhnliche Schüler. Nun ist natürlich keiner meiner Schüler gewöhnlich, aber sie sitzen nun eben einfach in meinem Unterricht rum und verhalten sich. Sie verhalten sich wie man es eben so von einem Schüler erwartet. 
Meine lieben Leser, ihr wisst schon, was ich meine. So Schüler halt... Es gibt da unterschiedliche Typen von Schülern. Der klassische Streber ist bei uns eher selten zu finden und sollte da doch mal einer dabei sein, dann ist das vermutlich eher ein Versehen und auf kurz oder lang passt er sich auch dem Niveau der anderen Schüler an. Also, der Streber, er sitzt ruhig auf seinem Platz hört zu, meldet sich und hat immer ganz tolle Antworten. Wenn sich einer dieser Strebertypen meldet, muss ich abwägen, ob ich ihn gleich dran nehme oder ihn noch etwas schmoren lasse. So einer kann nämlich die ganze Stimmung versauen, wenn er oder auch gerne mal eine Sie sofort auf Anhieb die Frage in absoluter Perfektion beantworten kann. 

Montag, 19. Januar 2015

(K)eine peinliche Frage: Frauen und der BH

Ich bin noch gar nicht richtig in meinem Klassenzimmer, da bestürmen mich die lieben Kleinen aus der Siebten. Das ist nicht neu, denn das ist nicht irgendeine Siebte, sondern meine Neue. Nun so ganz neu sind sie nach einem halben Schuljahr nun auch nicht mehr.
Als Klassenlehrerin muss ich ständig Fragen beantworten. Meine Schülerleinchen erwarten von mir, dass ich mich um alles kümmere, am besten ihren Stundenplan, samt Vertretungsstunden und Hausaufgaben auswendig kann und vor allem auch Streitigkeiten schlichte. So startet mein Unterricht nie mit Inhalten, sondern mit einem wuseligen Haufen, der mich mit Fragen bestürmt und Anekdoten von all den putzigen Nettigkeiten, die Schüler so im Schulalltag austauschen. Etwa in der Art: Jan hat mir nach dem Sportunterricht seine stinkigen Schuhe ins Gesicht gedrückt, mindestens 5 Minuten und Marco kann es bezeugen.

So muss ich mir immer erst einmal Raum verschaffen und die Kleinen an ihre Plätze verweisen. Ich erkläre ihnen zu jeder Stunde von Neuem, dass ich zunächst eine ordentliche Begrüßung machen möchte und dann gern für wichtige Fragen zur Verfügung stehe. Das dauert ein Weilchen, aber mit ein wenig Ruhe und dem Geschick eines Zirkusdompteurs klappt das relativ zügig. Nun hätte ich die Bande auch an ihren Plätzen. Sie halten den Mund. Wir begrüßen uns. 
Die ersten Fragen hat Nils. Nils hat immer gleich mehrere Fragen und ich hab auch immer ein bisschen Angst davor, weil ich nie weiß, was kommt und vor allem, ob es etwas Ernsthaftes ist. Heute hatte er schon so ein schelmisches Grinsen im Gesicht, das mich im Grunde schon hätte stutzig machen müssen. Ich schau ihn an und nehme ihn dran.
Er hebt die Stimme und seine braunen Augen funkeln. "Also, Frau Dingens, was ich mich schon mein ganzes Leben frage. Also mindestens seit ich zwei Jahre alt bin. Warum tragen Frauen einen BH? Ich habe schon Anja gefragt, aber die wollte es mir nicht sagen." Anja ist die Schülerin, die neben ihm sitzt. Leicht verdutzt entgegnete ich ihm, dass er doch in diesem Falle doch mal seine Mutter zu Rate ziehen könne. Er schüttelt heftig den Kopf. "Also, ne, Frau Dingens. Das ist doch peinlich!"