Donnerstag, 20. Dezember 2012

Vertretungsplan

Morgen ist der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien und das haben wir uns alle auch wirklich verdient. Wer nun denkt, so kurz vor Weihnachten läuft das alles ein wenig entspannter ab, der irrt, denn bei zwei kranken Kollegen kommen ruhige und besinnliche Momente doch recht kurz. Aber schon recht, wir sind ja auf Arbeit und nicht zur Kur.

Bauernäbbing mit der Neun A


Der Kollege Drechsler, der den Plan schreibt, meint natürlich nicht Pauernapping, sondern Bauernäbbing, so auf gut Sächsisch... 

Was das sein soll? Das wollten heut auch schon so einige meiner lieben Kleinen wissen. Tilly meinte, dass das wohl etwas mit Schlafen zu tun hat, so hätte dies die Referendarin, die momentan bei uns unterwegs ist, erklärt. Tim trat zu uns und entgegnete mit seinem typisch frechen Grinsen im Gesicht, dass wir dann also morgen bei Frau Dinges schlafen werden. Tilly, der immer alles besser weiß, konterte mit sicherer Geste und fester Stimme als hätte er nicht nur die Grammatik einfach mal grundsätzlich im Blut, sondern selbst geschrieben: "MIT Frau Dingens! MIT!" In meinem Kopf fügte sich langsam der Satz und die Bedeutung zusammen. Also mit Frau Dingens schlafen...
Plötzlich brach die sonst so zurückhaltende Sandra mit mir in schallendes Gelächter aus. Sandra schüttelte ihren Lockenkopf heftig, so dass ihre schwarzen Locken wie wild hüpften. "Jetzt hat Frau Dingens bestimmt ganz böses Kopfkino!" Oh ja, dass hatte Frau Dingens, die es an dieser Stelle auch vorzog schnell das Weite zu suchen.

Freitag, 14. Dezember 2012

Balzverhalten pubertierender Kleinstädter im ÖPNV

Heute morgen war es kalt und ich musste mal wieder Bus fahren. Gut, schon nicht mehr ganz so kalt wie noch vor ein paar Tagen, aber die Temperaturen lagen immer noch deutlich unter Null. Da verwunderte mich zunächst nur das Outfit mancher Schüler. Zwischen aufgetürmten Schneehaufen und auf gefrorenen Flächen standen ein paar Mädels mit Stoffschuhen, die ja bekanntlich meist nur über eine dünne Gummisohle verfügen. Ich hatte zwei paar dicke Socken in meinen dicken Schuhen und hatte trotzdem kalte Füße. Naja, aber die Hauptsache ist doch, dass das Styling stimmt und Hauptsache Konfers. Das dachte ich mir dann auch als ich Sonja aus der Achten in der Schülermeute entdeckte, denn sie trug bei etwa minus fünf Grad nicht nur eben erwähnte Stoffschuhe, sondern auch die Jacke offen.
Es verwunderte mich dann noch viel mehr, dass Sonja im Bus auch noch ihren breiten Loop-Schal ablegte, der bis dahin ihr großzügiges Dekolletee verdeckte. Vermutlich tat sie das, um sicher zu stellen, dass auch alle genau sehen können, was sie unter ihrem weißen, sehr engen und auch ein wenig durchsichtigem Shirt im Feinripp-Männer-Unterhemd-Stil trug. Verwundert war ich nicht nur, weil es, wie bereits erwähnt, ziemlich kalt war, sondern weil ich Sonja bis dato für ein intelligentes Mädchen gehalten habe, das nicht mit ihren beiden Argumenten in der Bluse trumpfen muss. Aber egal! Die 68er sind doch auch für sexuelle Freiheit auf die Straße gegangen und haben ihre BHs verbrannt. Leider steckt nun hinter Sonjas Offenherzigkeit sicherlich keine politische Aussage, sondern wohl eher die Aussage: Hauptsache die Hupen springen den Jungs direkt ins Gesicht! Das gibt Aufmerksamkeit und Anerkennung. Mit ihrem Dekolletee bis knapp überm Bauchnabel verfehlte sie diese Wirkung nicht. Wenige Haltestellen später stieg ein Zehntklässler ein und setzt sich neben sie. Beide trennte nun nur noch der Gang. 

Freitag, 7. Dezember 2012

Betrug

Ein aufgeregter, vor Wut schäumender und enttäuschter Jon steht vorm Lehrerzimmer. Er ringt nach Luft und er ringt um Fassung. Einige Sekunden braucht er, um sich wieder zu fassen. "Ich möchte, ich muss mit der Schulleitung sprechen!" - "Worum geht es denn?" will Herr Drechsler wissen. Jon muss nochmal kurz schnaufen, denn er ist noch zu sehr außer sich. Es klingt nach ganz großer Katastrophe und ich beginne mir ein klein wenig Sorgen zu machen. Herr Drechsler hat einen guten schwarzen Humor, aber ist nicht unbedingt für Feingefühl und Sensibilität bekannt. Ich höre vom Lehrerzimmer aus, dass es Jon immer noch sehr schwerfällt, die Fassung zu wahren. Jon schnauft nochmal, reißt seine blauen Kulleräugchen auf und beginnt zu erklären: "Die Anni hat gesagt, dass ich 2 Euro kriege, wenn ich Schnee esse. Ich hab jetzt den Schnee gegessen, aber Anni gibt mir das Geld nicht und jetzt möchte ich mich beschweren."

Herr Drechsler lässt ihn abtreten und der kleine Jon aus der Siebten ist wirklich enttäuscht. Die Welt ist wirklich schlecht!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Erziehungsfehler

Neulich bei einer Weiterbildung hingen auf verschiedenen Tafeln die unterschiedlichsten Sprüche, Geschichten und Zitate zum Thema "Elternarbeit" so völlig unkommentiert und im Grunde auch irgendwie motivationslos in der Gegend rum. Nur folgendes Zitat sprang mir  in die Augen und mit diesem Post möchte ich meine vollste Zustimmung zum Ausdruck bringen. Schüler sind häufig nur dann so schrecklich anstrengend, weil ihre Eltern das eben auch sind und die haben es dann vermutlich von ihren Eltern...



Freitag, 30. November 2012

Eine Nachricht

Normalerweise schreiben sich ja Schüler untereinander Briefchen. Doch heute bekam Frau Neumann eine kleine Nachricht von einem Schüler zugeschoben. Mit diesem Briefchen kam sie dann aus dem Unterricht, schob ihn mir quer über den Tisch mit einem zauberhaftem Lächeln im Gesicht zu und mit einem nahezu verschwörerischen Unterton flüsterte sie: "Da schreibt doch jemand einen Blog..."
Sie erklärte mir noch kurz, dass sie dieses Zettelchen von Momo bekam. Als sie direkt hinter ihm stand, schob er ihr den folgenden zu...

und drin stand...

Mittwoch, 28. November 2012

Anketten

Billy ist uns aus der letzten Zehnten erhalten geblieben. Seine Begründung war, dass er gern sein schlechtes Abschlusszeugnis verbessern möchte. Meine Erklärung ist, dass er zu faul ist, wirklich zu arbeiten und noch ein Jahr bei uns Chillen möchten. Dabei lehnt er sich jetzt zunehmend zurück und arbeitet nun nicht nur an diesen komischen neumodischen und viel zu großen Ohrlöchern, auch Tunnel genannt, sondern auch daran unser Maskottchen zu werden. Doch anstatt sich ins Zeug zu legen und tatsächlich seine Noten fürs Zeugnis etwas aufzuhübschen, spielt er den Clown. Naja, im Grunde ist er ja schon auch ein Clown, aber dann soll er doch bitte in den Zirkus damit gehen und uns nicht damit behelligen. Oder als Comidian ins Fernsehen. Aber vielleicht muss er auch noch ein bisschen bei uns üben, damit er noch besser wird, denn mit seinem Programm wird er wohl momentan kein Geld verdienen.
Sein heutiger Showact sah so aus, dass er sich mit seinem Fahrradschloss am Stuhl festkettete, indem er die Kette erst durch die Gürtelschlaufe seiner Jeans zog und dann um die Metallstange, an der die Lehne befestigt ist. Zunächst musste er das natürlich der ganzen Klasse mitteilen, dass er sich am Stuhl festgekettet hat. Erst lachte er noch laut, zumal er mal wieder im Mittelpunkt stand und den Unterricht aufhielt. Doch dann begann er hektisch nach dem Schlüssel zu graben. Ganz langsam bekam er dazu auch noch Schnappatmung: "Scheiße, scheiße, ich hab den Schlüssel vergessen." Ich hielt die ganze Aktion für einen seiner typischen lauen Scherze, also bat ich ihn spontan doch mal runter ins Sekretariat zu gehen um Kreide zu holen. Billy ist sehr hilfsbereit. Er sprang sofort auf, drehte dann den Stuhl elegant so, dass er ihn tragen konnte: "Natürlich, aber sehr gerne doch, Frau Dingens!"
An dieser Stelle musste ich feststellen, dass es  also doch kein Scherz war. Billy hatte tatsächlich keinen Schlüssel zur Hand. Während Billy noch mit dem Stuhl kämpfte, der an seiner Hose hing, schickte ich Reiner zum Kreide holen. Billy war wirklich zu bemitleiden, denn er wirkte wirklich verzweifelt. Als Jan dann auch noch den Vorschlag machte, einfach die Gürtelschlaufe zu zerschneiden, fing Billy fast an zu weinen. "Nein, nein, das geht auf gar keinen Fall, denn die Hose war wirklich teuer. Oh, scheiße, scheiße..." Nach wenigen Minuten trat Reiner mit der Kreide ins Zimmer. Plötzlich schaute mich Billy mit großen Augen und völlig enttäuscht an. Dann erkundigte er sich mit ernster Stimme bei mir, warum er denn keine Kreide holen durfte. Jan lachte, schüttelte den Kopf und informierte Billy trocken: "Weil du einen Stuhl an der Hose hängen hast!" - "Oh ja, stimmt." entgegnete Billy überrascht.
Nicht nur die Klasse, sondern auch ich hatten uns langsam von der Aufregung wieder beruhigt und ich hoffte nun mit meinem Unterricht fortfahren zu können. Gedankenversunken kramte Billy nochmal in seiner Hosentaschen und fluchte nur noch leis vor sich hin. Plötzlich sprang er auf und jubelte er laut, denn er hatte dann doch den richtigen Schlüsselbund mit dem richtigen Schlüssel in der Hand und konnte den Stuhl endlich befreien.

Freitag, 23. November 2012

Dings und Bums

Heut morgen ging es bei uns ein wenig chaotisch zu. Das ist nun aber an sich nichts Besonderes, denn im Grunde ist das bei uns immer so. Nur gerade bei Projektwochen kommt diese Eigenschaft immer besonders farbenfroh und annähernd in epischer Breite zum Tragen. Glücklicherweise fand die erste Projektwoche des aktuellen Schuljahres heut in Form von verschiedenen Präsentationen ihren fabulösen Abschluss. Aber darüber möchte ich mich gar nicht auslassen, denn verschiedene Details zum Thema "Projektwochen" finden sich schon an anderer Stelle dieses Blogs, nämlich hier
Also wie gesagt, heut morgen musste noch so Einiges für die Präsentationen organisiert werden. So wollte Herr Krawatnik wohl ins Kino, also in den Raum, in dem bei uns DVD-Player, Videorecorder und ein Fernseher zu finden sind. Herr Schiller erklärte ihm so im Vorbeigehen, dass er dann heute in den "Dingsraum" gehen könne. Ich war grad auf dem Weg in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen als dieser allerdings nun nicht für mich gedachte Hinweis in mein Ohr und dann weiter in meine Gehirnwindungen drang. So ahnte ich an dieser Stelle noch nicht, wo meine unverfängliche Frage "Was? Wir haben einen Dingsraum." enden würde, denn Herr Schiller war vermutlich ob der Tatsache, dass nicht nur Freitag ist, sondern eben auch das Ende der Projektwoche derart gut gelaunt, dass er im Überschwang mit einem verschmitztem Grinsen und noch dazu einem kecken Augenzwinkern antwortete: "Ja! Und wir haben auch einen Bumsraum, aber den zeig ich dir nicht." Ich dachte noch so bei mir: "Och wie schade...", antwortete dann aber mit erstauntem Blick: "Schau mal auf die Uhr! Es ist grad erst kurz vor acht und wir befinden uns schon auf diesem Niveau." Und ich meinte damit dieses spezielle Niveau, so direkt knapp unter der Gürtellinie. "Ach, komm", entgegnete Herr Schiller "zehn Minuten reichen doch, oder!" Lachend drehte er sich um und verschwand im Lehrerzimmer. Ich murmelte nur noch leis vor mich hin: "Natürlich! Zehn Minuten reichen für einen kurzen Dings im Bumsraum."

Und dann brachte uns Frau Neumann noch die vier Lieblingskörperteile von Lars mit:
Hals
Maul
Arsch
Gesicht

Man lernt also immer dazu und da soll nochmal einer behaupten, er würde schon alles wissen!

Freitag, 16. November 2012

Pups-Post

Die Jugend von heute stellt manchmal schon merkwürdige Dinge an. Das Ganze wäre nicht so schlimm, wenn sie mir nicht ständig und ohne Hemmungen davon berichten würde. Aber davon abgesehen, bin ich ja dann doch auch die offenherzige Berichterstattung meiner Schüler gewohnt. So berichtete mir Tim, dass Justus ganz coole Aufnahmen auf seinem Händy hätte und da ich doch auch schon manchmal ein klein wenig neugierig bin, setzte ich den "Erzähl doch mal"-Blick auf. Ich hatte in dem Moment ein wenig Angst und wusste in weniger als einer Sekunde, dass ich dieses Interesse bereuen würde. Tim erzählte, dass Justus das aufnahm, was zumindest die meisten von uns verschämt, leise und möglichst unauffällig tätigen. Es gibt also stinkende Tondokumente von seinen Flatulenzen, auch Pupse, Fürze oder veraltet Winde genannt. Diese Geschichte irritierte mich. Doch die Nachfrage, ob ich das denn mal hören wolle, verstörte mich, nun nicht gerade zutiefst, aber dennoch verstörend. Ich runzelte die Stirn, schüttelte mit leicht angewiderten Blick den Kopf und lehnte ab. Tim und Justus lachten sich scheckig. Also wie gesagt, die Jugend von heute stellt merkwürdige Dinge an.
Im Kollegium berichtete ich nun diese Geschichte. Herr Schillers Blick wirkte zunächst ein wenig verstört und er fragte dann, vermutlich nur sicherheitshalber und wegen der Akustik, doch nochmal nach: "Was? Seine Fürze?" Ich nickte nur kurz. "Also wie muss man sich denn das dann praktisch vorstellen?", fragte Herr Schiller. (Mein Deutschlehrer nervte mich früher schon immer mit diesen sogenannten rhetorischen Fragen.) So riss ich nur verdutzt die Augen auf, denn das wollte ich mir nicht praktisch vorstellen, unter gar keinen Umständen. Aber Herr Schiller sprach unbeirrt weiter. "Da hält man sich also das Händy an den Arsch und lässt einen fahren." Ja, dachte ich noch so bei mir, so muss es wohl sein und hatte schon böses Kopfkino. Nochmal vielen Dank, Herr Schiller!

Dann brach herzhaftes Gelächter im Lehrerzimmer aus. Herr Schiller berichtete nun davon, dass sie sich (damit meinte er wohl seine Freunde) als sie jung waren, die Fürze wenigstens noch angezündet haben. Außerdem war diese Aktion so vor 20 oder 30 Jahren kaum denkbar. Herr Schiller sah Herrn Drechsler an, lachte laut und rief mit aufmunternder Geste: "Schließ doch erstmal das Mikro an! Und stell dir mal vor, wie schwer diese Geräte damals waren, eh man das über'n Tisch gewuchtet hatte und dann halt das mal lang genug bis der passende Sound drauf ist..." Herr Schiller und Herr Drechsler hatten vor Lachen Tränen in den Augen. Ich gehe davon aus, dass sie die High-End-Geräte aus DDR-Zeiten im Kopf hatten und sich dabei vorstellten, wie diese Aktion mit ihren Freunden vor gefühlten hundert Jahren ausgesehen hätte.
Bei mir war es ähnlich, denn ich ging mit Kopfkino nach Hause und gugelte dann schnell mal ein Bild des stylischen holzgetäfelten Sternrekorders meines Vaters. Für solche Aktionen, wie mal eben schnell einen Furz aufnehmen, war der auch nicht gemacht, denn einfach zu schwer und zu unhandlich als dass ich ihn mir für diese Aufnahme hätte an den Hintern halten können...

Dienstag, 13. November 2012

Ein Drahtseilakt

Wir befinden uns im Geographie-Unterricht der achten Klasse. Es ist unruhig und laut. Ich warte darauf, dass ich endlich "Guten Morgen" sagen kann, um mit dem Unterricht zu starten. So Vertretungsstunden sind doch immer was Feines, vor allem dann wenn die Schüler der Ansicht sind, dass das doch gar kein richtiger Unterricht sei. Denn beispielsweise müssen Silke und Josh noch ganz dringend was mit Max und Konni klären. Auch Henni und Phil aus meinem kleinen Wirtschaftskurs, die ich grad noch zwei Stunden vorher in Wirtschaft hatte und die da wirklich zucker waren, sind noch am Quatschen. Meine Laune sinkt nahezu auf den Nullpunkt. Ich erhebe meine Stimme und weise kurz, aber heftig darauf hin, dass die Pause vorbei ist. Zumindest Henni und Phil zucken kurz zusammen und nehmen ihren Platz ein. 
Allerdings muss ich noch die Eine oder den Anderen gesondert ermahnen und deutlich zu machen, dass ich jetzt da sei und ich gern mit dem Unterricht beginnen würde. Ich verstehe schon, dass die Pausen viel zu kurz sind. Geht mir ja im Prinzip genauso. Aber ich hab schließlich schon meinen Darf-Schein mit Stempel von der Uni. Leider verstehen das so manche Schüler nicht, dass es nicht um meinen Unterricht und meine Noten geht. Nun es ist schon verständlich, dass in dem Alter die Frisur, das Make up oder der Käfer auf dem Fensterbrett wichtiger sind. Manchmal ist es eben auch wichtiger in der Klasse die Hackordnung wiederherzustellen und klar zu machen, was man so im Allgemeinen und im Besonderen von Unterricht und Schule hält, seitens der Schüler und dann natürlich auch meinerseits.
Mein Blick wurde ernst. Ich verschränkte meine Arme vor dem Körper und meine Stimme wurde scharf, um sich einen Weg durch den Lärm in die Gehörgänge der Schüler zu schneiden. Endlich kehrte Ruhe ein und genau in diesem Moment schaute mich Henni ziemlich entgeistert, nein, nahezu erschüttert an. Er schüttelte heftig den Kopf. "Frau Dingens in Wirtschaft sind Sie immer so lustig und gut gelaunt." Ich denke noch so bei mir, dass der Junge mal den Nagel auf den Kopf getroffen hat und antworte: "Vielleicht könntest du ja mal deiner Klasse erklären, warum ich hier immer so ernst und böse bin." Da schüttelt Henni wieder den Kopf: "Ne, das lohnt nicht." - "Stimmt, Henni, das lohnt nicht..." und lächle versöhnlich.

So balanciere ich weiter auf dem Drahtseil zwischen den Schüler, die gerne mitarbeiten wollten, sich aber nicht so recht konzentrieren können, weil die Anderen zu laut sind.

Freitag, 9. November 2012

Hitchcock über Männer


Men want nothing more than good sex, good food and left alone...

Dienstag, 6. November 2012

Kinderkacke

Die zehnten Klassen sind im Moment außer Haus und gerade im Praktikum. So hatte ich heut zwei wunderbare Freistunden, die ich mal so ausgiebig genießen konnte, indem ich mal wieder etwas tat, für das ich solange keine Muse hatte: ein neues Arbeitsblatt erstellen, gestalten und nach allen Regeln der Kunst zu formatieren. Das sieht mal wieder todschick aus, nur schade, dass ich jetzt schon weiß, dass die Schüler nicht zu schätzen wissen, wieviel Arbeit ich in solch ein selbst erstelltem Arbeitsblatt stecke. Das kann man sich ja alles fix und fertig bei gugl runterladen.

Außerdem konnte ich nochmal über den gestrigen Eltern-Schüler-Sprechtag sinnieren. Da war die kleine Lena aus der Siebten, die im Unterricht kaum den Mund aufbekommt, dafür allerdings immer fleißig am Schreiben ist - nur nicht das Tafelbild, sondern eher Briefchen an Thorsten aus der Achten. Als sie dann gestern neben ihrer Mutter und vor mir saß, kriegte sie plötzlich kaum noch den Mund zu und ich war erschüttert wie sich die Mutter von dieser kleinen unverschämten Kackbratze über den Mund fahren ließ. Auch Herr Drechsler stimmte mir zu. Er hatte kurz nach mir das Vergnügen. Kurzerhand hat er Lena rausgeschmissen, also nein, er hat sie höflich gebeten, den Raum zu verlassen, damit er sich in Ruhe mal alleine mit ihrer Mutter unterhalten kann. Dennoch beläuft sich das Resümee auf Altbekanntes.

Und dann war da noch dieses Verhalten, das Kindergartenniveau hatte und das obwohl ich mich, zumindest laut Stundenplan in einer siebten Klasse befand. Tobi erklärte mir, dass Max und Paul ihn mobben und ihn die ganze Zeit mit Papierkügelchen bewerfen. Tim war ganz aufgelöst, weil man ihm angeblich seinen Stift geklaut hatte und außerdem habe Martin ihn geschlagen. Darauf rechtfertigte sich Martin, dass aber Tim angefangen habe. Das ginge jetzt aber zu weit, erklärte Tim, er müsse sich ja schließlich wehren, wenn ... ja, wenn... Ich hätte mir das ja alles angehört, wenn ich das nicht schon gefühlte tausend Mal mit viel Ruhe, pädagogischer Fürsorge und einem dicken, fetten Helfersyndrom gemacht hätte. Ehrlich, ich hab mir immer für diese Kleinigkeiten viel Zeit genommen und nach Kompromissen und Erklärungen gesucht. Doch diesmal platzte es aus mir heraus: "Das ist doch alles Kinderkacke! Darüber diskutiere ich nicht! Schluss!!!"

Freitag, 2. November 2012

Freitagsfüller Nr. 21

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  1. Den 1. November hätte ich gern im Bett verbracht. 
  2. Mit meinen dicken kuscheligen selbstgestrickten Socken habe ich fast immer warme Füße.
  3. Wenn ich in Amerika wählen dürfte, - gute Frage - darf ich aber nicht!
  4. Mal wieder ein paar Korrekturen muss ich als nächstes dringend erledigen.
  5. Draussen vor der Tür liegt ein Fußabstreicher.
  6. Eine schicke und stylische Stehlampe im Stile der Pusteblumen auf der Dresdner Prager Straße ist meine letzte Internet-Bestellung.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein bisschen Ruhe, morgen habe ich hat die Schulleitung Tag der Offenen Tür geplant und Sonntag möchte ich zum Cheese Berlin!
  Freitagsfüller # 188, gefunden bei Barbara

Freitag, 26. Oktober 2012

Abenteuerspielplatz Bundeswehr

Der gestrige Ausflug liegt mir immer noch schwer im Magen und zudem fällt es mir schwer zu erklären, warum ich mich darauf eingelassen habe. Meine Klasse besuchte das Logistikbataillon der Bundeswehr. Wenn man Kritik übt, dann beginnt man doch immer mit dem positiven. Dann tue ich das doch auch. Am Morgen regnete es noch, doch später verzogen sich die Wolken und es blieb weitgehend trocken. Das Essen in der Bundeswehrkantine war richtig gut und der Tag war komplett für lau. Naja, finanziert von Steuergelder und somit letztendlich dann doch wiederum von unter anderem mir bezahlt.
Fällt das dann unter Negativ? Die Mädels und Jungs sollten sich doch einfach nur mal anschauen, wie die bei der Bundeswehr arbeiten und was die da so den ganzen Tag machen. Das Ganze selbstverständlich ganz unpolitisch und ohne die Absicht die Jugendlichen militarisieren zu wollen. Ich bin fast geneigt den Soldatinnen und Soldaten vor Ort zu glauben. Meine Bauchschmerzen kommen daher, dass da alles so schrecklich unkritisch ablief. Schließlich sind wir doch bei der Bundeswehr und ein Soldat sprach davon, dass sich die Bundeswehr zunehmend zu einer Einsatzarmee entwickelt. Aber was das genau bedeutet, wollte keiner wissen. Warum auch?!

Montag, 22. Oktober 2012

ungerecht

Mitten in meinem Geographieunterricht, völlig zusammenhanglos, stellte mir Erik aus der Zehnten folgende Frage: "Jetzt mal ganz ernsthaft! Finden Sie es nicht auch total ungerecht, dass die Mäuse bei Media Markt viel teurer sind als die bei Fressnapf?!"

mh... gute Frage!

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Orientierungslosigkeit

Eine meiner Ansicht nach schlichte geographische Aufgabe, die zum Aufwärmen, also laut didaktischer Klassifikation, zur Motivation gedacht war, führte mich nahezu in eine persönliche Sinnkrise. Um den lernwilligen und bis in die Haarspitzen motivierten Kinderchen einen groben Überblick über die physische Geographie der USA zu geben, bekamen die Lieben die gewöhnlich durchaus beliebte Aufgabe einen Lückentext auszufüllen. Dieser Text beschrieb eine kleine Rundreise durch die USA und sollte mit Hilfe des Atlasses ausgefüllt werden. Meiner Ansicht nach, die sich im Nachhinein mal wieder als völlig verquer herausstellen sollte, müsste dies doch für eine neunte Klasse ohne größere Probleme möglich sein.
Nach dem Austeilen der Arbeitsblätter lautete direkt mal die erste Aufforderung an mich, dass ich doch schon mal die Seitenzahl im Atlas nennen solle. Natürlich tat ich das nicht, denn es war doch klar, dass zur Lösung dieses Lückentextes eine Karte der USA brauchbar wäre. Nun zumindest für mich war das einleuchtend. Diese Ansicht ist allerdings natürlich ausgesprochen arrogant, schließlich hab ich das ja auch mehrere Jahre studiert. 
Nun forderte ich die fleißigen Mäuschen auf, dass sie sich selbst eine Karte suchen sollten. Entsetzt, geradezu schockiert, rief Maja aus: "Was? Soll ich jetzt den ganzen Atlas durchblättern, um die passende Karte zu finden?" Trocken entgegnete ich nur, dass ich einer 9. Klasse nicht mehr erkläre, wie ein Atlas funktioniert, also so mit Inhaltsverzeichnis, Kartenübersicht und Register. So verdrehte Maja nur die Augen und begann doch durchaus leicht frustriert den Atlas von vorn nach hinten durchzublättern. Blöd nur, dass die Biester immer mit den ganzen detaillierten Deutschlandkarten beginnen. Das könnte nun noch ein wenig dauern.
Einige begannen schon zu schreiben und ich kontrollierte im Vorbeigehen, welche Karten aufgeschlagen wurden. Oh, dachte ich, wie schön, ich bin gespannt wie Mario die Gebirge in der historischen Karte der Bürgerkriege finden möchte. Nachdem er völlig geschafft mit dem Kopf auf die Tischplatte knallte, erklärte er mir, dass er keine Karten lesen könne. Ich erklärte ihm freundlich, dass er sich die falsche Karte ausgesucht hatte. "Aber, aber...", schnaufte er, "das ist doch eine USA-Karte." - "Ja, aber schau mal, die Karte hat doch einen Titel. Was steht denn hier?" - "Och, das ist doch Scheiße, ich wusste das ich das nicht kann." Und weil ich mit dem pädagogisch wertvoll - Stempel auf der Stirn rumlaufe, habe ich dem Jungen die richtige Karte gezeigt. Eine ähnliche Katastrophe erwartete mich bei Marc, der versuchte den Großen Salzsee auf der Weltkarte zu finden. Aber wie schon erwähnt, ich bin absolut pädagogisch wertvoll.
Noch blieb ich ruhig, aber als mich dann Mario, der zwar jetzt mit der richtigen Karte, aber schon wieder mit dem Kopf auf der Tischplatte signalisierte, dass er zu blöd sei und dass das alles Scheiße sei, schwante mir Böses. Der Junge fragte mich tatsächlich, was denn mit Gebirgszug gemeint sei. Fassungslosigkeit machte sich in mir breit. Wie erkläre ich Gebirgszug? Ähm, so irgendwie viele aneinander gereihte Berge und keine Eisenbahn in bergigen Gelände. Doch wer meint, dass sei schon alles, der irrt. Maja war schon wieder rasend und fast auf 180. Dann platzte sie direkt lauthals in den Unterricht hinein: "Und wo ist jetzt schon wieder Osten?" Ich schüttelte nur den Kopf und anstatt mit der Gegenfrage  "Schämst du dich nicht?" oder "Tut Dummheit eigentlich weh? Ich weiß das ja nicht." zu kontern, blieb ich fast versteinert stehen. "Nein, ich erkläre dir nicht die Himmelsrichtungen." - "Na gut, wenn Sie mir nicht helfen, dann kann ich die Aufgabe nicht machen." Mittlerweile hätte ich mein pädagogisch wertvoll gern in die Tonne getreten oder im Clo runtergespült, aber ich blieb doch tatsächlich erstaunlich ruhig.
Bloß gut, dass mich noch keiner gefragt hat, wozu er später mal Karten lesen muss. Schließlich gibts doch Navis, GPS und gugl mäps.

Dienstag, 25. September 2012

Biologisch-geographisches Fundstück

Manchmal fallen einem Zettelchen in die Hand, manchmal nimmt man den Schülern auch Zettelchen ab. Eigentlich fies, denn früher hab ich doch auch Zettelchen geschrieben. Dabei sollte ich doch schon fast froh darüber sein, dass sich die Schüler von heute noch Zettelchen schreiben und nicht simsen oder gar während des Unterrichtes via fäsbuck so Dinge posten.

Das heutige Fundstück stammt aus dem Biologieunterricht von Frau Neumann und wirft mehrere Fragen auf, wie beispielsweise:
  • Hat der Schüler gar kein Deutsch? Und wenn doch, bei wem?
  • Kann der Schüler nicht mal bis 5 zählen?
  • Will er mit diesen Fähigkeiten tatsächlich eine Abschlussprüfung in Mathematik bestehen? Und wenn ja, wie?
  • Und bei wem hat der eigentlich Geographie? ... oh, bei mir. Wie peinlich!


Freitag, 21. September 2012

Freitagsfüller Nr. 20

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  1. Ist denn  etwa schon Weihnachten? - Nicht ganz, aber fast!
  2. Ich habe ein Rezept für mindestens tausend leckere Dinge gefunden (siehe Foodblogs am rechten Rand), und koch dann doch immer was anderes.
  3. Am 6. November 2012 - Moment, das Besondere an diesem Datum muss ich wohl erst mal genauer recherchieren.
  4. Bei mir gibts keine Herbstdekoration. Das Zeug steht auch nur völlig unmotiviert in der Gegend rum und staubt doch nur ein.
  5. Socken an den Füßen werden bei den sinkenden Temperaturen immer wichtiger und sind bei mir am liebsten selbst gestrickt.
  6. Just do it! könnte der Titel meines Lebens lauten.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf einen entspannten Fernsehabend, morgen habe ich dem Wetter angemessene spontane Aktivitäten geplant und Sonntag möchte muss ich mal wieder putzen.
 Freitagsfüller # 182, gefunden bei Barbara

Sonntag, 16. September 2012

querschläger - Bedien mich!



Bedien mich - Ich bin besser als du!

Manchmal muss man sich schon ernsthaft fragen, wer hier wen bedient und vor allem machen uns die Maschinen das Leben tatsächlich leichter oder machen sie uns abhängig. Im Übrigen ist die gesamte Sendung wirklich empfehlenswert.

Freitag, 14. September 2012

Hinten anstellen

Gestern schlich ich vor dem Verlassen der Schule an der Küche vorbei, denn hier werkelte Frau Neumann mit ihrer Koch-AG und der Duft auf dem Flur war einfach zu verführerisch. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür und wollte eigentlich nur fragen, was die Lieben hier gerade zaubern.
Plötzlich rief es aus verschiedenen Richtung: "Hallo, Frau Dingens!" Sofort stand Jonas vor mir und strahlte mich mit seinen blauen Äuglein an: "Frau Dingens, Frau Dingens und wie haben Sie sich entschieden?" Dabei schien er ein klein wenig vor lauter Aufregung zu hüpfen. Das ist genau der Jonas, der mir vor einiger Zeit feierlich erklärte, dass er mich heiraten wolle. Ich lächelte mild, schüttelte den Kopf und antwortete, dass er doch erst mal seinen Abschluss machen solle, dann könne man ja vielleicht nochmal reden. Jonas legte den Kopf schief und strahlte mich weiter an. Henni trat von der Seite heran, strahlte mich ebenfalls an und wollte dann wissen: "Was soll Frau Dingens entscheiden?" Jonas drehte sich zu Henni, baute sich auf. Dann erklärte Jonas mit Stolz geschwellter Brust: "Ich hab Frau Dingens einen Heiratsantrag gemacht." Da lachte Henni verächtlich auf den Kleinen herab und winkte ab. "Pah, Kleener, da musst du dich schon erstmal hinten anstellen!"
Noch im Weggehen hörte ich die Beiden feilschen, wer denn die besseren Karten hätte. "Da bring ich Rosen mit!" - "Mein Strauß wird mindestens doppelt so groß sein!" 

Achja, es gab übrigens Kartoffelauflauf.

Tja und dann ging Hennis heute vor mir auf die Knie, um mir ein Stück Kreide zu reichen, was mir runterfiel und später schob er mir dann noch seine Nummer zu. Mh, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Stimmt es dann vielleicht doch, dass sich Geschichte wiederholt...

Freitag, 7. September 2012

Ein neuer Fanclub

Seit Beginn des neuen Schuljahres darf ich mal wieder Wirtschaft unterrichten und zwar in einem kleinen Wahlpflichtkurs, in welchem regulär elf Schüler sitzen. Heute betrat ich den Raum und da saßen nur acht, weit verteilt in einem Klassenraum, der für 24 ausgelegt ist. Ich begrüßte die kleine Gruppe mit einem freundlichen Lächeln und den Worten "Is ja heut kuschlig bei euch! Kommt doch alle bitte ein bisschen zusammen und vor allem weiter nach vorn, dann wird noch kuschliger", lachte ich. Die Jungs und das eine Mädel der achten Klasse packten schnell ihre Sachen und wanderten in die ersten Reihen. Vor mir nahmen Henni und Phil Platz. Im "normalen" Unterricht im Klassenverband gehören die beiden Jungs zu den großen Nervensägen, aber in dieser kleinen Truppe sind sie wirklich süß.
So nahm Phil also direkt in der ersten Reihe vor mir Platz und Henni zog neben ihm seinen Stuhl ran. Beide Jungs strahlten, fast sogar schon ein bisschen verstrahlt. Ich dachte noch so bei mir, das ist schön, dass die beiden Grinsebärchen so gute Laune haben, denn dann wird der Unterricht gut. Dann grinste Phil den Henni ganz keck von der Seite an, zwinkerte Henni zu und flüsterte: "Na, du kleine, geile..." Dann sah Phil mich an und in dieser Sekunde brach er ab, denn überraschenderweise saß ich ihnen ja direkt gegenüber und es war somit für sie auch nicht vorherzusehen, dass ich genau hören konnte, was sie sagten. So beendete ich die kleine Anmache Phils mit "Schnecke" und einem frechen Grinsen im Gesicht. Wir drei, ganz vorn, auf den Logenplätzen lachten herzhaft. Henni säuselte noch mit herausfordernd kessem Funkeln in seinen dunklen Augen: "Die Frau Dingens flirtet bestimmt ganz viel in ihrer Freizeit." Ich zwinkerte nur kurz. Auf das Gespräch hätte ich mich gern eingelassen, aber so ganz nebenbei musste ich doch auch noch ein wenig Unterricht machen.

Nachdem wir nun mitten im Thema "Kaufentscheidungen" waren und uns damit beschäftigten, wie diese nun beeinflusst werden und welche Auswirkungen die getroffenen Kaufentscheidungen haben, schaute mich Henni plötzlich erschrocken an: "Was, Frau Dingens, Sie wurden gemobbt?" Im Nachhinein habe ich keine Ahnung, wie Henni auf diese Frage kam, aber ohne Nachzudenken antwortete ich wahrheitsgemäß, einfach aus dem Bauch heraus. "Ja!" - "Was? Hier?" - "Nein, Henni, früher, als ich Schülerin war." - "Und warum wurden Sie früher gemobbt." - "Weil meine Mitschüler der Meinung waren, dass ich zu dick bin." - "Waaas?" Henni brüllte, er war völlig schockiert. "Sie habe doch die perfekte Figur!!! Wie heißen denn die? Die kriegen paar auf's Maul." Lars ballte eine Faust und schlug auf den Tisch. "Genau!" Ich lachte und fühlte mich ein wenig geschmeichelt...

Ich glaub, ich hab einen neuen Fanclub, nachdem mich vor kurzer Zeit mein alter Fanclub verlassen hat.

Dienstag, 4. September 2012

Im Schlaraffenland

Am vergangenen Wochenende verschlug es mich für einige Stunden mal wieder in die Landeshauptstadt. Dort gab es eine kleine, aber sehr feine Messe und nein, ich meine nicht die IFA, denn die ist ja bekanntermaßen weder klein noch fein.


Ich besuchte den Naschmarkt, der allerlei Feines zu bieten hatte. Abschließend erbeutete ich noch zwei Gläschen, die mit delikatestem Geschmackserlebnis gefüllt war. Links eine Himbeer-Minz-Marmelade von Bock und Gardener. Nachdem ich den Testlöffel mit dieser Marmelade im Mund hatte, entfuhr mir nur: "Oh, die ist geil, die nehm ich mit." Dabei hatte ich mein ganzes Leben geglaubt, ich sei kein Marmeladenfan. Rechts daneben ein Zwiebel-Portwein-Chutney von feinschlicht. Dazu kann ich auch nur sagen: "Geil!"

links: Bock und Gardener, Die wahrscheinlich leckerste Marmelade nördlich des Ätna; rechts: feinschlicht, mit Herz gedacht - von Hand gemacht

Freitag, 24. August 2012

Dit is Schule

Grad sitz ich heut morgen noch beim Frühstück mit einem heißen Kaffee in der Hand, da blinkt mein Telefon, also ich meine natürlich das Display. Es blunk, weil das Gerät um diese frühe Stunde noch ohne Ton auskommen muss. Da sollten sich unsere lieben Schülerlein mal ein Beispiel nehmen. Denn so hin und wieder klingelt schon mal ein Handy im Unterricht und meist ist dann sogar Mutti dran, die ja eigentlich wissen sollte, dass ihr wohlerzogener Sprößling grad im Unterricht sitzt und bekanntermaßen für's Leben lernt.
Aber zurück zu meinem nicht klingelnden, sondern blinkenden Handy. Wer schreibt mir um diese Zeit eigentlich schon Nachrichten? Grübel... Es war die Frau Neumann und ich hoffte schon, dass vielleicht aufgrund von verschiedenster gefährlicher und vor allem ansteckender Viren die Schule heut ausfällt. Unsere Frau Neumann ist nämlich Sicherheitsbeauftragte. Sie hatte eine fantastische Nachricht für mich, aber dann doch nicht so wie ich zunächst vermutete. Für mich wäre heut eigentlich Busfahrtag gewesen, aber Frau Neumann hat mich gerettet. Sie rettete mich vor anstrengenden Schülern, die im Bus noch lauter und noch ungehemmter ihr Privatleben ausplaudern als schon aus dem Schulalltag allgemein bekannt, auch wenn das nahezu unmöglich scheint.

Als ich in ihr Auto stieg, welches im übrigen einen Namen hat, was ich aber aus datenschutztechnischen Gründen, natürlich rein formal juristisch, nicht nennen kann, begrüßte sie mich nicht nur mit einem bezaubernden Lächeln sowie einem motivierten "Guten Morgen", sondern auch mit diesem Titel.




und dit is mal Programm für nächsten Montach...

Dienstag, 21. August 2012

Psychotic Thoughts

Seit geraumer Zeit hier mal wieder ein Musiktipp. Diesen hab ich mal nicht im Internet aufgetan und ich hab auch nicht im Feuilleton gestöbert, sondern ich bin einfach mal mit offenen Ohren durch meinen Wohnort gegangen. Denn eigentlich wollte ich am vergangenen Freitag nur ins Kino. Der Film war allerdings nicht der Rede wert, aber die Musik, die da in mein Ohr drang, ist allemal ein Post wert. Es handelt sich dabei um ein junges, talentiertes Singer-Songwriter-Trio namens Neylah.


Montag, 20. August 2012

Verkürzter Unterricht

Nein, natürlich haben wir kein Hitzefrei! Aufgrund der subtropischen, afrikanischen Temperaturen früher nach Hause gehen, nennt sich dann politisch korrekt bei uns "verkürzter Unterricht". Aber letztendlich ist es doch egal, wie wir das nun nennen, Hauptsache um 12 Uhr ist Schluss.


In der ersten Stunde saßen die Kleinen aus der Siebten fast schon lethargisch in ihren Bänken. Ich schwitzte mir neben dem laufenden Overheadprojektor den Wolf. Als ich dann zwischen einem Haufen Schülern hindurchging, fühlte ich mich fast schon wie im Pumakäfig und meine äußerst sensiblen Geruchsknospen fühlten sich außerordentlich beleidigt. Die Frage, die mir an dieser Stelle direkt in den Sinn kam: "Wo sind die nächsten Duschen? Geht euch mal waschen!" Aber nicht nur mein Geruchsorgan wurde geschunden, sondern es gab auch ganz böse Augenkrebs. Frei nach dem Motto: "Zieh dir was an, Mädchen!" Aber noch viel Schlimmer war das Arschwasser, das einem die Hose am Hintern festkleben lässt. Am Allerschlimmsten ist aber am Transpirieren, dass man da so voll krass fies schwitzen muss.

Aber gelernt hab ich nebenbei auch noch was. Nämlich "Überschwemmung" wird mit "ä" geschrieben. Schließlich kommt es doch von Schwamm. Und "Neger" darf man auch nicht sagen, denn es kommt doch von "negertiv". Mh, fast...


Freitag, 17. August 2012

Potentialanalyse

Mir war so als hätte ich bereits erwähnt, dass ich die neuen Schüler aus den frisch eingetroffenen siebten Klassen nicht mag. Zu allem Überfluss hatte ich dazu in den beiden vergangenen Tagen noch das außergewöhnliche Vergnügen die Neuen noch auswärtig begleiten zu dürfen. Das nannte sich dann dort Potentialanalyse. Es ging wohl so um Teamarbeit, also einander Helfen, miteinander Reden und sich gegenseitig Zuhören oder so anderen völlig überflüssigen Kram, der, wenn ich so recht darüber nachdenke, meinem Kollegium auch ganz gut täte, glaube ich. Für wahr, ein gar lustiges Bild, wenn ich mir das vor meinem inneren Auge visualisiere. Schon mein beiläufiger Vorschlag mit den Kollegen mal über einen Niedrigseilgarten zu balancieren, versetzte Frau Neumann in Panik. "Nein, auf gar keinen Fall, denn da muss man sich ja gegenseitig helfen und dann müsste ich ja vielleicht sogar noch den Thompsen anfassen. Ih, das geht gar nicht"

Aber ich komme vom Thema ab, denn eigentlich wollte ich von zwei Jungs erzählen. Der Erste heißt Axel und ist auf den ersten Blick ein kleines, vorlautes A...loch, das einem gepflegt auf die Nerven gehen kann. Auf den zweiten Blick ist er immer noch schrecklich anstrengend, weil er sich dazu noch für den Allercoolsten hält und sich insgesamt äußerst ungern mit Kritik auseinandersetzt. Na und Regeln sind sowieso Scheiße. Aber auf den dritten Blick sprang direkt mein Helfersyndrom an. Oje, der arme Junge fühlt sich sicher ganz einsam und das ist bestimmt ein Schrei nach Liebe. Als er sich bei einem diesen Spielchen total frustriert und wütend aus der Gruppe zurückzog, ging ich hinter ihm her. Leichtsinnigerweise glaubte ich ihn mit ein paar netten Worten wieder zum Mitmachen zu motivieren. Aber, Pustekuchen! Der Junge war stinkesauer, aber mal zuerst auf seinen Vater, der sich nicht kümmert, keinen Unterhalt zahlt und mal überhaupt ein ausgewachsenes Riesenarschloch sei. Ich nahm mir die Zeit und versuchte sein Vertrauen zu gewinnen, denn auf einmal nervte er nicht. Er tat mir leid. Und es funktionierte er kam zur Gruppe zurück und beteiligte sich. Auch, wenn er jetzt vielleicht denkt: "Schon wieder so 'n Weib mit ihrem Psychogequatsche..."
Und dann war noch da noch der kleine, blonde, blauäugige Jonas, der mich schon gestern mit leuchtenden Augen und süßem Knuffi-Lächeln darum bat, mich im Bus neben ihn zu setzen. "Bitte, bitte Frau Dingens, ich hab doch extra nur für Sie diesen Platz hier freigehalten!" Ich traute meinen Ohren kaum. Dann tat ich dem Jungen den Gefallen und ich setzte mich neben ihn. Heute erklärte er dann den Leitern dieser sogenannten Potentialanalyse, dass er Frau Dingens heiraten würde. Als ich dann entgegnete, dass ich doch seine Mutter sein könne, schüttelte er nur den Kopf. Das sei doch egal. Dann fragte ich noch, warum er mich denn heiraten wolle. "Sie sind schön!", antwortete er. Nur diese drei Worte und ich war für einen Moment wirklich sprachlos. Ich schaute ihn verlegen an und flüsterte: "Da werd ich doch gleich rot." - "Sie sind schon rot.", lachte Jonas.

Mittwoch, 8. August 2012

Heimweh

Für mich war der dritte Schultag nicht sonderlich aufregend, außer ein paar mir wirklich zu private Einblicke in das Liebesleben der Schüler. Da halte ich mir lieber die Ohren zu, denn too-much-Information und schlimme Bilder im Kopf. Außerdem wunderten sich die mittlerweile nicht mehr so neue Frau Neumann und ich uns nur darüber, dass wir so viel Zeit brauchen, um zu entspannen und wirklich im Urlaub anzukommen, aber im Gegensatz dazu schon nach zwei Tagen wieder voll im Alltagstrott stehen.

Doch Herr Schiller berichtete aus seinem Unterricht die herzerweichende Begebenheit eines Siebtklässlers. Er begann den Unterricht mit den üblichen Ausführungen seiner Anforderungen und Unterrichtsgestaltung, die am Anfang mit gewichtiger Miene gerade bei den Neuen durchgeführt werden. Die Alten wissen ja dann schon, dass dann doch nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. 
Nach wenigen Minuten begann es in der zweiten Reihe gar jämmerlich zu schluchzen. Herr Schiller erblickte einen kleinen, blonden Jungen, dem die Tränchen ungehemmt aus seinen Kulleräugchen nur so über seine Wangen rannen. Ernsthaft besorgt blickte Herr Schiller den Kleinen an und fragte, ob denn alles in Ordnung sei. (Was für eine Frage, der Junge heulte gerade! Natürlich war nicht alles in Ordnung!) So lächelte Herr Schiller den Jungen an und bat ihn erstmal kurz rauszugehen. Einen kleinen Moment später folgte er, um in Erfahrung zu bringen, warum denn der Neue so mordsjämmerlich schluchzte. Mit roten Augen erklärte unser kleiner, neuer Schützling, dass er ganz schlimm Heimweh hätte. Das verschlug Herrn Schiller ein wenig die Sprache, denn mit so einer Antwort hatte er schließlich gar nicht gerechnet. Herr Schiller versuchte ihn zu ermuntern, indem er mit kumpelhaftem Ton erklärte: "Aber wir sind doch hier nicht im Ferienlager..." Der Kleine hatte mittlerweile seine Tränen getrocknet, schaute Herrn Schiller fragend an und legte den Kopf schief. Dann purzelte nur ein langes "Hä" aus seinem Mund. Nach einer kleinen Pause sagte er dann noch: "Aber ich hab doch hier noch gar keine Freunde gefunden." - "Aber du bist doch erst den dritten Tag hier. Das wird schon noch!", tröstete Herr Schiller.

Dienstag, 7. August 2012

Die Neuen

Der Morgen begann schon unruhig. Direkt vor meinem Haus, also gefühlt direkt neben meinem Bett wurde auf äußerst unangenehme Weise eine kleine Baustelle eröffnet. Es war nicht laut genug, um einen direkt mit schweren Kopfschmerzen aus dem Bett zu werfen. Es war aber nicht leise genug, um im allgemeinen morgendlichen Geräuschpegel unterzugehen. Von diesem nervigen und dumpfen Geräusch bekam ich schlechte Laune. Das war letztendlich aber auch egal, denn ich musste ja sowieso aufstehen.
Den ganzen Morgen barmte ich. Ich wollte einfach keine neuen Schüler kennenlernen und ich wollte erst recht keine neuen Namen lernen. Das war mir alles mal grundsätzlich viel zu viel. Schon wieder fast 50 neue Kinder, die die Schule bevölkerten, kaum dass ich meine geliebte Zehnte verabschiedet habe. Warum muss das eigentlich jedes Jahr von Neuem beginnen? Immer wieder neue Schüler und ich werde dabei immer älter. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich dabei nicht nur einfach jedes Jahr etwas älter werde, sondern auch immer ein klein wenig zynischer. Oder ist das einfach nur der Humor, der mich über Wasser hält? Oder war das heut morgen die Nervosität, die mir da zu schaffen machte?

Na, auf jeden Fall hatte ich heut in den ersten beiden Stunden eine der beiden neuen siebten Klassen. Und ich hatte, wie vermutlich grad schon erwähnt, aber so was von gar keine Lust drauf. Noch etwa 3 m vor der Tür meines Fachraumes wäre ich am liebsten schreiend weggelaufen. Vorher hätte ich den Kleinen aber noch gesagt, dass sie einfach schnell mal nach Hause gehen sollten, denn ich könne sie sowieso nicht leiden. Aber ganz spontan entschloss ich mich dann doch dazu in die neue Klasse zu gehen und einfach völlig unvoreingenommen und natürlich absolut professionell meinen Job zu machen. Ich stand vor der Klasse und ich kriegte kaum den Mund zu, also natürlich nur metaphorisch gesprochen, denn ich hatte meinen Mund selbstverständlich nicht auf! Die Kleinen saßen brav wie die Mäuse in den Bänken auf ihren Plätzen und warteten ganz gespannt und neugierig auf mich. Dann hob ich meine Händen und alle standen, ohne dass ich auch nur einen bösen Blick senden musste, von ihren Plätzen auf. Das "Guten Morgen", das mir die Neuen schenkten, war eines der besten, das ich jemals hörte. Die beiden Stunden, die ich in dieser Klasse hatte, gehörten zu den Besten, die ich jemals gehalten hab. Aber leider wächst sich das, so meine Erfahrung, ziemlich schnell, so etwa in den nächsten 4-6 Wochen raus. Schade!

Freitag, 3. August 2012

Freitagsfüller Nr. 19

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  1. Die olympischen Spiele halte ich für ähnlich aufregend wie das Liebesleben der Pflastersteine. Schon gut, ich weiß, ich bin ein Banause...
  2. Beim Skaten oder beim Tanzen fühle ich mich leicht und locker.
  3. Es wäre war ein Alptraum  eine Woche ohne Internet zu leben.
  4. Ein bisschen mehr Sport und gesünder ernähren wäre schön, aber der Schweinehund hat immer Schokolade im Kühlschrank.
  5. Der Gedanke an Paris bringt mich zum Träumen.
  6. Aufgewachsen bin ich in im Erzgebirge und das ist auch gut so.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf eine Flasche Blubberwasser für mich ganz allein, morgen habe ich mal wieder ganz alleine Chillen geplant und Sonntag möchte ich meine Bude auf Vordermann bringen!

 Freitagsfüller # 175, gefunden bei Barbara

Freitag, 27. Juli 2012

Cassoulet nach Jamie Oliver

Ich sehe ein, dass das Bild nicht wirklich appetitlich erscheint und fällt eindeutig unter die Kategorie "ugly food", aber es ist wirklich lecker.


Für zwei hungrige Mäuler oder drei nicht so Hungrige brauche ich:

4 Bratwürste
2 rote Zwiebel
1 Lauchstange
4 Scheiben Bacon
Salz, Pfeffer, Thymian, Rosmarin

1 Dose Chillibohnen
1 Dose Weiße Bohnen
400g Passierte Tomaten

Brotbrösel: frische Peperoni, Knoblauchzehe, 1/2 Tomatenbaguette, Salz, Pfeffer, 100 ml Olivenöl

Donnerstag, 26. Juli 2012

Good taste

Zino Davidoff vertreibt also auch Kaffee


Manchmal begegnet einem eine kleine Lebensweisheit beim Kaffeetrinken auf einer Untertasse. Man muss nur den Blick für die Details haben.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Preisfrage

In einer kleinen Galerie im bayrischen Regensburg gab es, ich will es mal diplomatisch sagen, interessante Kunst zu betrachten. Eine wirklich wortgewandte und interessierte Dame erklärte zahlreichen mehr oder weniger geneigten Gästen die Werke eines Herren namens Ben Muthofer

Bei einer Lichtinstallation wurde eine ältere Dame neugierig und fragte konkret nach: "Sagen's mal, was kostet eigentlich so 'ne Lamp'n?" ... "Nun ja", antwortete die Dame, die den Erklärbär gab, "die Werke von Herrn Muthofer liegen so bei 8.000 - 10.000 €."

Lichtinstallation, Ben Muthofer, derzeit Ostdeutsche Galerie Regensburg

Mittwoch, 18. Juli 2012

Blumenkohl-Tomaten-Salat mit Feta

Heut mal wieder ein kleines, schnelles Rezept, dass nicht nur ziemlich lecker, sondern auch vegetarisch ist. Wer den Feta mit geräucherten Tofu und den Honig mit Agavendicksaft ersetzt, hat sogar ein veganes Gericht. 


Für 2 Personen oder für den ganz großen Hunger brauche ich folgende Zutaten:

einen kleinen Blumenkohl,
8 Kirschtomaten,
eine kleine Zwiebel
eine Knoblauchzehe
100 g Feta
Saft einer halben Zitrone, Honig, Olivenöl,
Peperoni, Salz, Pfeffer, Majoran

Samstag, 14. Juli 2012

Nüchtern betrachtet...

In einem schnuckeligen Landgasthof im wunderschönen Erzgebirge

Ich weiß, der Spruch mag schon ein wenig flach sein. Manche würden vermutlich sogar behaupten er sei unterirdisch. Aber nüchtern betrachtet, muss man schon hin und wieder zugeben, dass es besoffen besser war. Außerdem hab ich Ferien und dann darf ich das. Oder!?

Mittwoch, 11. Juli 2012

Der kleine Macho

Während der heutigen Zugfahrt hatte ich das Vergnügen mit einer besonderen Naturgewalt, welche auch noch besonders niedlich war. Im Mittelpunkt dieses Erlebnisses stand ein Zwerg von vielleicht zwei oder drei Jahren. Er hatte braunen Kullerknopfaugen, schwarzen Locken und war, wie schon erwähnt, eben insgesamt unheimlich knuffig. Dennoch erstaunte mich auf den ersten Blick mit welch unglaublicher Selbstsicherheit und Stärke er seine Eltern im Griff hatte. 

Die junge Frau, seine Mutter, die neben im saß, war wirklich hübsch mit ihren langen schwarzen Locken, dem Cappuccino-braunen Teint und den dunklen Augen, wenn auch schon mit sehr ausladenden Hüften und mehr als nur einem kleinen Bäuchlein über der etwas zu niedrig sitzenden Hüftjeans gesegnet. Sie war vielleicht Mitte 20. Ihr Mann, also der Vater war ein bulliger Typ, diplomatisch formuliert, vielleicht war er auch nur ein wenig zu fett oder auch einfach nur schwanger... Am Oberarm trug er ein Tätowierung: einen Stacheldraht, wie ihn, so glaube ich mich erinnern zu können, auch Pamela Anderson trägt. Unter dem Stacheldraht konnte man mir unbekannte Schriftzeichen lesen, wenn man sie lesen konnte. Ich schätze mal, das war arabisch. Ich möchte mich für die Klischeekiste entschuldigen, die ich jetzt aufziehe, wenn ich so dreist behaupte, dass es eine türkische Familie gewesen sein muss, aber wer seinen Sohn Ali nennt, der hat, nochmals tschuldigung, auch nicht anderes verdient.

Meine Aufmerksamkeit eroberte der kleine Ali als er nörgelnd und tobend an der schweren  Schwenktür zum Abteil hing, die er unter allen Umständen allein öffnen wollte, es  aber doch leider noch nicht schaffte, weil er nun doch noch etwas zu klein und zu schwach dafür war. Er beschwerte sich lautstark und zischte seinen Vater an als ihm dieser helfen wollte. Mit einem kleinen, unaufälligen Stupser öffnete Alis Vater die Tür. Ein weiterer Fahrgast im Abteil erklärte noch beherzt: "Musst noch 'ne Stulle mehr essen!" 
Ali hatte nun die freie Platzwahl und konnte sich nun, welch Überraschung (!), so kaum zwischen den vier Plätzen entscheiden. Er kletterte erst auf den Sitz rechts neben seinen Vater und stellte sich hin, um noch einen Blick auf seine Mutter zu werfen, die noch solange im Stehen wartete bis sich der kleine Pascha nun endlich mal entschieden hat. Alis Vater erklärte seinem Jungen zunächst einmal in einem recht barschen Ton, dass er sich setzen solle. Mit einer kleinen Verstimmung tat das nun der kleine und wirklich niedlich drollig dreinschauende Ali. Doch so recht passte ihm der Platz neben Daddy dann doch nicht, denn für ihn war nur der Platz an der Sonne, also am Fenster angemessen. So bestieg er den Platz am Fenster und saß nun seinem Vater gegenüber. Mami wartete solange brav. Das muss wirklich eine tolle Frau mit sehr viel Geduld sein. Beeindruckend! Denn ich fürchte mir wäre inzwischen schon der Kragen geplatzt, aber natürlich nur ganz höflich und pädagogisch wertvoll.
Nachdem nun King Ali seinen Platz eingenommen hatte, setzte sich auch die beeindruckend geduldige Frau, also seine Mutter. Doch nun begann das Theater erst richtig. Noch war Ali gut gelaut und lachte. Seinen braunen Äuglein funkelten, wenn auch bei genauerer Betrachtung schon ein wenig angriffslustig. Er gab seiner Mama ein Fantasiewort vor, welches sie wiederholen sollte. "tabi tabi to" Sie hatte wirklich Spaß daran, den kleinen Lehrer zu foppen, denn sie wiederholte die Silben immer falsch. Sie lachte herzhaft - NOCH! Denn der kleine Großmufti wurde böse. Er zog seine Mutter an ihren langen, schwarzen Locken. Das sah zwar schon irgendwie süß aus, wie Ali mit seiner Mutter kämpfte, aber in meinen Augen wirkte es grotesk, wie sie lachte, aber dabei "Aua!" rief. Das Spiel ging weiter. Alis Mama dachte sich immer weiter falsche Fantasieworte aus, um ihren kleinen süßen Stinker aus der Reserve zu locken. Bonsai-Chauvi Ali wurde wirklich sauer mit bösen Blicken und Handgreiflichkeiten versuchte er seine Mutter zu stoppen. Sie hatte wirklich viel Spaß, aber als Erwachsene hätte sie doch merken müssen, dass das für den kleinen Ali schon längst kein lustiges Spiel mehr war. Er schlug seine Mutter mit seinen kleinen Patschehand auf den Mund. Merkwürdig war nun, dass Alis Mama immer noch lachte.
Das war der Moment in dem Alis Papa wieder in das Spiel eingriff. Er packte seinen Thronfolger und schlug ihm auf die Finger, was der Kleine mit sofortigem und markerschütterndem Gebrüll quittierte. Jetzt sprachen Mama und Papa Ali türkisch (oder welche arabische Sprache das auch immer war). Sie diskutieren. Mama Ali war sauer. Ali auch. Dann zog Papa Ali seinen kleinen Schatz auf seinen Schoß und drückte ihn an seine starke Männerbrust um ihn zu trösten. Mini-Macker Ali schniefte und gab einen kleinen Seufzer von sich.
Er setzte sich nun auf und drehte sich zu seiner Mama. Offensichtlich stand nun eine Entschuldigung an, vermutlich nicht ganz freiwillig, dennoch schien es auf den ersten Blick so als hätte der kleine Superchecker verstanden, worum es ging. Nun schaute er seine Mutter mit einem fast schon reumütigen Blick an und  gab ihr die Hand, die er sich direkt an ihrer Hose wieder abwischte. Mama Ali lächelte schon fast wieder, wogegen Papa Ali böse schaute. So gab der Kleine mit unschuldsengelsgleichen Blick seiner Mutter nochmals die Hand zur Versöhnung und täuschte nur noch ganz schwach an, dass er die kleine Patschehand wiederum an Mamas Hose abwischen würde. Der Frieden oder einfach der Status quo schien wieder hergestellt. 

So züchten die Beiden ganz unabsichtlich einen neuen Obermacho heran, der sich für die absolute Krönung der Schöpfung hält und in spätestens einem Jahr nicht nur seine Eltern komplett im Griff hat.

Samstag, 30. Juni 2012

Leib und Seele

Darauf ein feines selbstgebrautes Bierchen im Brauhaus zu Wittenberg

Mittwoch, 20. Juni 2012

Ferien

Früher, gefühlt vor mindestens hundert Jahren, gab es ein schönes Ritual. Am letzten Schultag vor den Sommerferien am Ende des letzten Appells des Schuljahres kam ein Lied vom Band und zwar das ultimative Sommerferienlied aller Zeiten und überhaupt.

Frank Schöbel - Ferien



Und wech sind se

Jetzt sind se wech, meine Jungs und Mädels aus der legendären Neunten, die mir im vergangenen Schuljahr noch die Nerven und den Schlaf raubten. Ich denke da an zweifelhafte Komplimente und kleine liebevoll bemalte Zettelchen mit Telefonnummern. Legendär wird für mich mit Sicherheit immer Karls Geschichte bleiben, in der er mich mit der Hand in der Hose und provozierenden Blick befragte, ob ich ihm denn bei der Rasur helfen wolle.
Das ist nun alles vorbei und ich konnte gar nicht so schnell gucken, da waren die Jahre an uns vorbei gezogen. Ja, ich weiß, dass zwei Jahre mal so gar nichts sind, aber es ging alles trotzdem mal wieder zu schnell. Aber bei genauerer Betrachtung ging es dann doch nicht ganz so schnell. Ehe die lieben Kleinen mit ihren Abschlusszeugnissen unterm Arm in ein neues Leben stolpern, gab es die eine oder andere gute Rede. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht, Anekdötchen erzählt und mehr oder wenige gute Ratschläge verteilt. Allerdings liegt mir einer dieser zahlreichen Ratschläge auch persönlich stark am Herzen. John Keating, der neue Lehrer in dem Film der Club der toten Dichter, steigt auf den Tisch, um den Schülern zu demonstrieren, wie wichtig es ist, die Perspektive zu wechseln. Ich hoffe sehr, dass die jungen Leute, die wir gestern aus der Schule entlassen haben, auch hin und wieder mal auf den Tisch steigen werden, um die Perspektive zu wechseln. 
Natürlich haben wir die Mädels und Jungs nicht einfach so gehen lassen ohne mit ihnen auch mal gebührend anzustoßen. Bei so einem kleinen Gläschen Sekt kam man dann auch viel leichter ins Gespräch. Lisa erklärte mit leuchtenden Augen, dass sie den Geschichtsunterricht vermissen würde. Jasper kam mindestens acht bis zwölf Mal bei mir vorbei, um mich zu umarmen und mir zu erklären, dass er mich ganz schrecklich vermissen würde. Und Karl musste ich noch sagen, dass ich ihn hin und wieder auch gerne mal getreten hätte. Daraufhin formten seine Lippen dieses unwiderstehliche Lächeln, seine Augen glänzen schelmisch und der ganze Aufwand nur, um mir die perfekte Retourkutsche zu verpassen und zu antworten: "Ich Sie aber auch!" Ich nickte, lächelte und sagte: "Mh, ich weiß..."

Nun bin ich auch ein klein wenig sentimental, denn ich werde diese nervigen Kackbratzen doch schon ganz schrecklich vermissen, aber sollten sie mir mal ganz besonders schlimm fehlen, dann gibt es ja hier noch den einen oder anderen Post, der sie an mich erinnert.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Wer will, dass die Welt...

Eastside Gallery, Künstlerin: Elisa Budzinski, 1990

Freitag, 1. Juni 2012

Freitagsfüller Nr. 18

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Filmreifer Auftritt

  1. Gestern war ich wie schon seit mehr als drei Monaten beim Tai Chi. 
  2. Die süßen Knuffelmoster aus Zozoville sind ist meine neuste Entdeckung.
  3. Es war einmal - so beginnen doch immer Märchen?
  4. Ich schmier mir die Ostvariante von Nivea ins Gesicht: Florena.
  5. Erdbeeren esse ich am liebsten pur oder mit Honig und griechischem Joghurt.
  6. Der Auftritt in meinen neuen pinken Pumps war fast filmreif. Meine Mädels waren total aus dem Häuschen.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Entspannung, morgen habe ich Tanzen gehen geplant und Sonntag möchte ich, wenn das Wetter mitspielt, mal wieder Skaten!

 Freitagsfüller # 166, gefunden bei Barbara

Dienstag, 29. Mai 2012

Have you seen this sock?

Am vergangenen Pfingstsonntag verschlug es mich mal wieder nach Berlin und zwar in den sogenannten Szenekiez von Friedrichshain. Dort habe ich mich dann auf einem kleinen Trödelmarkt verliebt. In Monster! Und zwar nicht in so fiese, gruselige, schleimige Dinger, die einen in Angst und Schrecken versetzen, sondern in ganz süße, knuffige Biester, die dazu noch in unglaublicher Liebe zum Detail aufs Papier gezaubert wurden. In den abgeranzen, schmuddeligen Rahmen schienen sie mich mich all ihren Kulleraugen anzuflehen: "Rette mich! Bei dir zu Hause fühl ich mich sicher wohl." 
Besonders traurig wirkte da eine Socke, so einsam, verlassen und ungeliebt. Eigentlich wollte ich sie alle mitnehmen und beschützen, aber ich entschied mich nun zunächst erst einmal für die Socke. Aber ich will mehr aus Zozoville. Schließlich fühlt sich so eine Socke bestimmt einsam ohne seine Monsterfreunde.
Nun bin ich stolze Besitzerin eines Johan Potma. Gut, nur ein kleines Poster etwa im A3-Format. Aber wie ich hier lesen konnte, sind die Originale dieses Künstlers schon mehrere tausend Euro wert.

Have you seen this sock? - Missing, Johan Potma 2010

Julia Verona

Herr Schiller berichtete mir soeben, dass Henry vor dem Unterricht noch schnell eine Bestätigung dafür haben wollte, dass doch die Julia aus Romeo und Julia mit Nachnamen Verona heißt. Verblüfft über die Frage, wollte Herr Schiller nun wissen, wie Henry denn darauf käme. "Nun", so erklärte Henry voll besten Wissens und Gewissens, "das ist doch ganz einfach. Romeo hat doch wohl seine erste und letzte Liebesnacht in Verona verbracht. Oder?"

Montag, 28. Mai 2012

Versuch einer höflichen Kommunikation mit dem Lehrer außerhalb der Schule

Da freut man sich mal wieder über ein verlängertes Wochenende und darüber die lieben Kleinen, also ich meine die Schüler nicht zu sehen. Frohen Mutes begebe ich mich zu einen Ausflug auf den Bahnhof. Da rollen Julian und Jan mit ihren Rädern an mir vorbei. Das kann mir doch die Laune nicht verderben. Ich lächle freundlich, beide Jungs grüßen freundlich und ich sag, wie immer, einfach "moin".
Dann steh ich auf dem Bahnsteig und die Jungs plötzlich neben mir. Ich denke noch so bei mir: "Oh, bitte, ich will jetzt nicht mit den Beiden reden. Nein, ich hab da sowas von überhaupt gar keinen Bock drauf. Bitte, bitte, bitte haltet doch einfach mal nur die Klappe." Natürlich war mir klar, dass das allerdings völlig ihrer Natur widersprechen würde, denn in der Schule halten die nämlich auch nie die Klappe. Aber ein Versuch war's doch zumindest wert. 
So kam es wie es kommen musste. Jan strahlte mich an. Da fiel mir noch so auf, dass der Junge wirklich schöne, klare blaue Augen hatte. Dann fragte er mich: "Na, Frau Dingens, wo fahren Sie denn hin?" - "Was geht dich das denn an?" Meine Reaktion war schon ziemlich schnippisch, schließlich wollte ich die Beiden von der Backe. Aber es überraschte mich gar nicht, dass sich Jan davon nicht beeindrucken ließ. So konterte er: "Da will man einfach nur mal höflich sein und mit einem Lehrer außerhalb der Schule Kommunikation betreiben und dann ist das auch schon wieder falsch." Mh, da hatte er wohl recht. So antwortete ich kurz und gab mein Reiseziel bekannt. Dann erzählte er mir alles, was ich im Grunde zwar nicht wissen wollte, aber durchaus unterhaltsam und dazu äußerst kurzweilig fand. Jan erzählte von der gestrigen Party. Julian lachte und erklärte, dass er ja eigentlich gar keinen Wodka trinken wollte und plötzlich war die Flasche einfach leer. Ich dachte noch so bei mir: "Kenn ich, hab ich auch schon mal von gehört." Aber jetzt seien Beide ganz fleißig und trügen Zeitungen aus. Danach würden sie aber direkt wieder für die Schule lernen. Ich lachte und entgegnete, dass die Beiden noch nie für meinen Unterricht gelernt hätten. Jan schaute mich ernst mit seinen glasklaren blauen Augen an und erklärte mir, dass ich doch ein Fach unterrichten würde, bei dem man gar nicht so viel lernen müsse, sondern einfach nur gut mitarbeiten müsse. Verflixt, der Junge hatte sogar recht. Mist! So grinste er mich verschmitzt von der Seite an: "Stimmt's Frau Dingens, Sie denken grad, der is ja gar net so blöd." - "Das weiß ich doch! Aber ich kenn auch dein Motto. Ein Mal doof stellen, reicht manchmal für'n ganzen Tag." Jan musste gestehen, dass ich recht hatte.

Nebenbei schrieb Julian noch eine Nachricht. Er erklärte mir, dass er unbedingt noch schnell Nessi mitteilen musste, dass er gerade Frau Dingens auf dem Bahnhof getroffen hätte. Ja, genau! Das muss man auch noch ganz schnell bei Facebook posten. Als der Zug dann einfuhr, war ich fast schon ein bisschen traurig, denn es war mit den beiden Jungs dann doch noch lustiger als erwartet. Verabschiedet wurde ich dann noch mit den Worten: "Können Sie bitte mal schauen, wo der böse Onkel mit der Mütze ist? Aber nicht, dass Sie denken, dass wir schwarz fahren. Das würden wir nämlich niemals tun."

Freitag, 25. Mai 2012

Wer bekommt den Goldenen Windbeutel 2012?

Frage

Kann ein Babyhai,
der auf dem Rücken eines antarktischen Blauwales Trampolin springt,
gleichzeitig durch die Nase das ABC aufsagen?

...

Natürlich!
Was spricht denn dagegen?

Mittwoch, 23. Mai 2012

Busgeschichten

Heut war mal wieder Busfahrtag. Ich begebe mich nun mal wieder gemächlichen Schrittes zur Bushaltestelle. Alles wie gehabt. Nur an diesem Morgen traute ich meine Augen kaum. Einige hundert Meter entfernt stand ein Junge und ich wunderte mich, weil mich das merkwürdige Gefühl beschlich, dass ich den Jungen kennen sollte. Natürlich müssen etliche meiner Schüler auch zu dieser Haltestelle. Doch warum sollte da plötzlich einer meiner Schützlinge an der Straße auf mich warten. Doch nicht etwa um ein paar Meter mit mir zur Haltestelle zu laufen?
Ich runzelte die Stirn und glaubte meinen Augen kaum. Das muss doch der kleine Schuster sein, der mich mit seinem rotzigen Verhalten im Unterricht schrecklich nervt. Der immer, wenn ich ihn ermahne, seine blauen Kulleräugchen aufreißt und den Unschuldsengel gibt. Das hat der Kleine echt gut drauf, denn er ist verflixt knuffig. Anfangs funktionierte die Masche bei ihm noch echt gut, aber das wächst sich ja glücklicherweise mit Zeit ziemlich schnell raus.
Wie mir noch so diese Gedanken durch den Kopf kreisen und ich dem Jungen immer näher komme, wird das Bild deutlicher. Nein, es ist tatsächlich der kleine Schuster, der mich frech angrinst. Er tippt auf seine Uhr und brüllt quer über die Straße "Für die paar Meter mehr als drei Minuten. Sie sind ja wirklich langsam." Verdutzt überquere ich die Straße und trau mich nicht einmal zu fragen, wie er denn auf die Idee gekommen sei auf mich zu warten. Im Grunde denke ich nur mal wieder bei mit "Ne, wie süß! Isser nich knuffig!" Wir gehen die wenigen Meter gemeinsam zur Bushaltestelle und unterhalten uns übers viel zu frühe Aufstehen.
Kurz nachdem wir die Bushaltestelle erreicht haben, verdrückt er sich ohne einen Blick zu seinen Klassenkameraden und ich wundere mich immer noch. Da hat doch der kleine Schuster tatsächlich auf mich gewartet. Isser nicht knuffig!

Nach Unterrichtsschluss steige ich wieder in den Bus. Neben mir ist noch ein Platz frei. Normalerweise machen die Lieben da keinen Terz mehr und setzen sich einfach neben mich. Doch da kommt Marek, grinst mich frech von der Seite an und brüllt durch den ganzen Bus: "Ey, Dingelchen, kann ich hier mal hin?" - Ich stutze. Da muss ich mich wohl verhört haben. Jetzt muss ich wohl doch nochmal die böse, strenge Lehrerin raushängen lassen. Mit einem harten Blick fahre ich ihn scharf an. "Vergiss es! Und schon erst recht nicht in diesem Ton!" Leicht verschämt und mit entschuldigender Geste fragt er nun: "Ja, schon gut, entschuldigen Sie, Frau Dingens, darf ich mich hier hinsetzen?" Ich nehme meine Tasche vom Sitz, nicke nur huldvoll und er setzt sich.
Doch plötzlich dröhnt die tiefe Stimme von einem unseren zahlreichen Mäxe aus der Zehnten durch den Bus. "Ey, Daniel, schau mal, hier drüben! Der Kleine hier aus der Siebten macht sich an deine Freundin ran!" Ich grinse mir einen ab, packe mir meine Kopfhörer mit schön laut Musik auf die Ohren und denke mir meinen Teil. Man muss auch nicht immer alles kommentieren!

Freitag, 18. Mai 2012

Der Junge mit dem Fahrrad

Voller tiefer Emotionen und bewegt verließ ich gestern das Kino. Ich hatte schon ein wenig darauf gehofft,dass der Film, den ich mir spontan aus dem örtlichen Kinoprogramm fischte, nur ein klitzekleinwenig leichtere Kost ist. Doch das Gegenteil war Fall. Dieser französische Film (OT: Le gamin au vélo) liegt mir immer noch schwer auf der Seele.
Doch bei genauerer Betrachtung der Geschichte ist dies auch nicht verwunderlich. Kritiker würden mir vielleicht entgegen, dass ich mich mal hätte vorher besser informiert sollen. Dann wär mir das alles nicht passiert. Richtig! Doch wo kämen wir denn hin, wenn wir immer gleich alles erstmal googlen, einen oberflächlichen Blick auf ein Filmchen oder ein paar Beurteilungen werfen und uns immer auf die Meinung anderer verlassen würden. Hin und wieder sollte man sich doch ein eigenes Bild machen, das eigene Gehirn verwenden und sich eine eigene Meinung bilden.

Montag, 14. Mai 2012

Ein Hinweis

Die Zehntklässler machen Abschlussshirts und in der Mitteilung an den Laden, der die Shirts druckt, stand folgendes:
das die namen unter einander aufgelistet werden. In der selben rein folge auflisten

Bloß gut, dass die keine Deutsch-Prüfung mehr haben. Oder so...

Freitag, 4. Mai 2012

Wo liegt eigentlich Japan?

Diese wirklich einfache Frage gab wirklich interessante Einblicke in das topographische Verständnis meiner Schüler. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Japan und China im Grunde doch dasselbe sind. Warum sollte man dann auch nicht "China" zu "Japan" sagen, denn die sehen doch da hinten eh' alle gleich aus. Dann ist Japan ja bekanntermaßen eine Halbinsel, die an der Küste liegt und zwar direkt neben Asien, so südöstlich von Deutschland. Oder Japan liegt in China. Vielleicht findet sich Japan ja auch unten rechts neben Russland am Meer.
Neben diesen interessanten Neuigkeiten berechnete eine Schülerin auch die Nord-Süd-Ausdehnung des afrikanischen Kontinents, welches die stolze Summe von 720.000.000km ergab.  (Das entspricht etwa der Entfernung des Jupiters zur Sonne. Aber ich weiß schon, ich bin mal wieder viel zu kleinlich.)

Dienstag, 1. Mai 2012

Hexenfeuer

Früher war alles besser, selbst so ein lausiges Feuer. Am 30. April wird Walpurgisnacht gefeiert und die Winter-Hexe verbrannt. So stand ich nun mit lieben Menschen um das gestrige Feuer herum und stellte ziemlich schnell fest "Es ist langweilig!" - "Genau" erwiderte mein Gegenüber, "und früher hat das außerdem alles viel mehr gefetzt."
Genau, früher mussten wir noch harte Verhandlungen mit unseren Eltern führen, damit wir Abends länger draußen bleiben durften und nicht schon mit Mutti und Vati nach Hause gehen mussten. Heute ist es egal, wann wir nach Hause gehen. Es war aufregend sich mit Freunden am Feuer zu treffen. Vielleicht traf man ja gar den süßesten Jungen der ganzen Schule, den man natürlich nicht ansprach, sondern nur von weitem anschmachtete. Heute hatte ich das Gefühl, hier hängen nur besoffene Penner ab. Natürlich reizte man früher die Ausgehzeit bis zur letzten Minute aus. Naja, ich überzog auch immer gern ein bisschen. Schließlich war es ja dunkel und man konnte doch die Zahlen auf der Uhr so schlecht erkennen. Aber es war gefährlich all zu lang zu überziehen, denn am Ersten Mai hieß es früh raus zum Aufmarschieren. 8 Uhr war Stellprobe und wenn man dann am Abend vorher zu spät ins Bett kam, erwies sich das morgendliche Weckerklingeln möglicherweise mehr als unerfreulich. Aber ich war damals noch jung genug, um das Aufmarschieren am Ersten Mai mit all den Plakaten und Blumen, die die Kleinen gebastelt haben, aufregend zu finden.

Im Grunde bin ich doch ganz froh, dass ich heut nicht mehr zum Ersten Mai raus muss und im Fernsehen auf allen ZWEI Programmen die große Parade aus Berlin übertragen wurde. Vielleicht war ja früher doch nicht alles besser...



Sonntag, 22. April 2012

Tetris bei Ikea

Bei Ikea ist doch immer was los und vor allem Samstag Nachmittag. Da sind Familien, die ihren Wochenendausflug bestreiten, so unter dem Motto "Lass uns doch mal schön bei Ikea Essen gehen!". Da sind Frauen mit ihren Partnern im Schlepptau, die ihre Männer als Lastenesel missbrauchen, um entspannt ihrer Dekolaune zu frönen. Und vor allem sind da all diejenigen, die gerade Zeit haben und auch sonst nix mit ihrer Freizeit anzufangen wissen. Nur bei mir war das natürlich anders, denn ich brauchte ja ganz dringend ein Regal. Aufgrund dieser Notwendigkeit und mit aller Entschiedenheit weise ich nochmals darauf hin, dass mich nicht die Langeweile in das schwedische Möbelhaus trieb, sondern das Bedürfnis nach einem weiteren Möbelstück.

Während ich meine zwei oder drei Kleinteile (ehrlich! mehr waren es wirklich nicht, zumindest diesmal) in den Wagen packen ließ, begann neben mir ein junger Mann ein ziemlich großes und sperriges und bekanntermaßen ausgeklügelt zusammengepacktes Paket aufzureißen. Er murmelte jede Menge Schimpfwörter vor sich hin. "Sch... das passt nicht ins Auto!" Sein Begleiter kam mit einigen Kleinteilen, die bei Ikea ja irgendwie immer mal so nebenbei mit abfallen, ans Auto und befragte seinen Mitstreiter, was denn los sei. "Ja, das Ding krieg ich so nicht ins Auto." Die Jungs fuhren übrigens einen Kleinwagen im Format eines VW Golfes. Ich muss gestehen, dass sich ein wenig Schadenfreude in mir breit machte, weil es zwei Jungs waren und die können doch angeblich immer Größen und Entfernungen total genau und sicher einschätzen. Das so etwas einem Mann passiert, der normalerweise mindestens zwölf Koffer, drei paar Skier und ein Mountainbike souverän und sicher in den Kofferraum eines Trabbis manövriert, verschätzt sich bei der Größe eines Möbelpaketes und dem Fassungsvermögen des eigenen Wagens. Ich kenne Männer, die würden felsenfest behauten, dass so etwas nur Frauen passieren könnte.

So erklärte nun der Erste, der bereits dabei war, den Karton aufzureißen, dass die Einzelteile ganz sicher ins Auto passten. Aber vielleicht war das auch Absicht und die Jungs testeten nur eine neue Tetris-Version: Möbel-Einzeilteile in den Kofferraum eines Kleinwagens stapeln. Hoffentlich waren die Beiden erfolgreich. Leider hatte ich nicht die Zeit bis zum erfolgreichen Abschluss dieser Mission auf dem Parkplatz zu verweilen.