Freitag, 30. November 2012

Eine Nachricht

Normalerweise schreiben sich ja Schüler untereinander Briefchen. Doch heute bekam Frau Neumann eine kleine Nachricht von einem Schüler zugeschoben. Mit diesem Briefchen kam sie dann aus dem Unterricht, schob ihn mir quer über den Tisch mit einem zauberhaftem Lächeln im Gesicht zu und mit einem nahezu verschwörerischen Unterton flüsterte sie: "Da schreibt doch jemand einen Blog..."
Sie erklärte mir noch kurz, dass sie dieses Zettelchen von Momo bekam. Als sie direkt hinter ihm stand, schob er ihr den folgenden zu...

und drin stand...

Mittwoch, 28. November 2012

Anketten

Billy ist uns aus der letzten Zehnten erhalten geblieben. Seine Begründung war, dass er gern sein schlechtes Abschlusszeugnis verbessern möchte. Meine Erklärung ist, dass er zu faul ist, wirklich zu arbeiten und noch ein Jahr bei uns Chillen möchten. Dabei lehnt er sich jetzt zunehmend zurück und arbeitet nun nicht nur an diesen komischen neumodischen und viel zu großen Ohrlöchern, auch Tunnel genannt, sondern auch daran unser Maskottchen zu werden. Doch anstatt sich ins Zeug zu legen und tatsächlich seine Noten fürs Zeugnis etwas aufzuhübschen, spielt er den Clown. Naja, im Grunde ist er ja schon auch ein Clown, aber dann soll er doch bitte in den Zirkus damit gehen und uns nicht damit behelligen. Oder als Comidian ins Fernsehen. Aber vielleicht muss er auch noch ein bisschen bei uns üben, damit er noch besser wird, denn mit seinem Programm wird er wohl momentan kein Geld verdienen.
Sein heutiger Showact sah so aus, dass er sich mit seinem Fahrradschloss am Stuhl festkettete, indem er die Kette erst durch die Gürtelschlaufe seiner Jeans zog und dann um die Metallstange, an der die Lehne befestigt ist. Zunächst musste er das natürlich der ganzen Klasse mitteilen, dass er sich am Stuhl festgekettet hat. Erst lachte er noch laut, zumal er mal wieder im Mittelpunkt stand und den Unterricht aufhielt. Doch dann begann er hektisch nach dem Schlüssel zu graben. Ganz langsam bekam er dazu auch noch Schnappatmung: "Scheiße, scheiße, ich hab den Schlüssel vergessen." Ich hielt die ganze Aktion für einen seiner typischen lauen Scherze, also bat ich ihn spontan doch mal runter ins Sekretariat zu gehen um Kreide zu holen. Billy ist sehr hilfsbereit. Er sprang sofort auf, drehte dann den Stuhl elegant so, dass er ihn tragen konnte: "Natürlich, aber sehr gerne doch, Frau Dingens!"
An dieser Stelle musste ich feststellen, dass es  also doch kein Scherz war. Billy hatte tatsächlich keinen Schlüssel zur Hand. Während Billy noch mit dem Stuhl kämpfte, der an seiner Hose hing, schickte ich Reiner zum Kreide holen. Billy war wirklich zu bemitleiden, denn er wirkte wirklich verzweifelt. Als Jan dann auch noch den Vorschlag machte, einfach die Gürtelschlaufe zu zerschneiden, fing Billy fast an zu weinen. "Nein, nein, das geht auf gar keinen Fall, denn die Hose war wirklich teuer. Oh, scheiße, scheiße..." Nach wenigen Minuten trat Reiner mit der Kreide ins Zimmer. Plötzlich schaute mich Billy mit großen Augen und völlig enttäuscht an. Dann erkundigte er sich mit ernster Stimme bei mir, warum er denn keine Kreide holen durfte. Jan lachte, schüttelte den Kopf und informierte Billy trocken: "Weil du einen Stuhl an der Hose hängen hast!" - "Oh ja, stimmt." entgegnete Billy überrascht.
Nicht nur die Klasse, sondern auch ich hatten uns langsam von der Aufregung wieder beruhigt und ich hoffte nun mit meinem Unterricht fortfahren zu können. Gedankenversunken kramte Billy nochmal in seiner Hosentaschen und fluchte nur noch leis vor sich hin. Plötzlich sprang er auf und jubelte er laut, denn er hatte dann doch den richtigen Schlüsselbund mit dem richtigen Schlüssel in der Hand und konnte den Stuhl endlich befreien.

Freitag, 23. November 2012

Dings und Bums

Heut morgen ging es bei uns ein wenig chaotisch zu. Das ist nun aber an sich nichts Besonderes, denn im Grunde ist das bei uns immer so. Nur gerade bei Projektwochen kommt diese Eigenschaft immer besonders farbenfroh und annähernd in epischer Breite zum Tragen. Glücklicherweise fand die erste Projektwoche des aktuellen Schuljahres heut in Form von verschiedenen Präsentationen ihren fabulösen Abschluss. Aber darüber möchte ich mich gar nicht auslassen, denn verschiedene Details zum Thema "Projektwochen" finden sich schon an anderer Stelle dieses Blogs, nämlich hier
Also wie gesagt, heut morgen musste noch so Einiges für die Präsentationen organisiert werden. So wollte Herr Krawatnik wohl ins Kino, also in den Raum, in dem bei uns DVD-Player, Videorecorder und ein Fernseher zu finden sind. Herr Schiller erklärte ihm so im Vorbeigehen, dass er dann heute in den "Dingsraum" gehen könne. Ich war grad auf dem Weg in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen als dieser allerdings nun nicht für mich gedachte Hinweis in mein Ohr und dann weiter in meine Gehirnwindungen drang. So ahnte ich an dieser Stelle noch nicht, wo meine unverfängliche Frage "Was? Wir haben einen Dingsraum." enden würde, denn Herr Schiller war vermutlich ob der Tatsache, dass nicht nur Freitag ist, sondern eben auch das Ende der Projektwoche derart gut gelaunt, dass er im Überschwang mit einem verschmitztem Grinsen und noch dazu einem kecken Augenzwinkern antwortete: "Ja! Und wir haben auch einen Bumsraum, aber den zeig ich dir nicht." Ich dachte noch so bei mir: "Och wie schade...", antwortete dann aber mit erstauntem Blick: "Schau mal auf die Uhr! Es ist grad erst kurz vor acht und wir befinden uns schon auf diesem Niveau." Und ich meinte damit dieses spezielle Niveau, so direkt knapp unter der Gürtellinie. "Ach, komm", entgegnete Herr Schiller "zehn Minuten reichen doch, oder!" Lachend drehte er sich um und verschwand im Lehrerzimmer. Ich murmelte nur noch leis vor mich hin: "Natürlich! Zehn Minuten reichen für einen kurzen Dings im Bumsraum."

Und dann brachte uns Frau Neumann noch die vier Lieblingskörperteile von Lars mit:
Hals
Maul
Arsch
Gesicht

Man lernt also immer dazu und da soll nochmal einer behaupten, er würde schon alles wissen!

Freitag, 16. November 2012

Pups-Post

Die Jugend von heute stellt manchmal schon merkwürdige Dinge an. Das Ganze wäre nicht so schlimm, wenn sie mir nicht ständig und ohne Hemmungen davon berichten würde. Aber davon abgesehen, bin ich ja dann doch auch die offenherzige Berichterstattung meiner Schüler gewohnt. So berichtete mir Tim, dass Justus ganz coole Aufnahmen auf seinem Händy hätte und da ich doch auch schon manchmal ein klein wenig neugierig bin, setzte ich den "Erzähl doch mal"-Blick auf. Ich hatte in dem Moment ein wenig Angst und wusste in weniger als einer Sekunde, dass ich dieses Interesse bereuen würde. Tim erzählte, dass Justus das aufnahm, was zumindest die meisten von uns verschämt, leise und möglichst unauffällig tätigen. Es gibt also stinkende Tondokumente von seinen Flatulenzen, auch Pupse, Fürze oder veraltet Winde genannt. Diese Geschichte irritierte mich. Doch die Nachfrage, ob ich das denn mal hören wolle, verstörte mich, nun nicht gerade zutiefst, aber dennoch verstörend. Ich runzelte die Stirn, schüttelte mit leicht angewiderten Blick den Kopf und lehnte ab. Tim und Justus lachten sich scheckig. Also wie gesagt, die Jugend von heute stellt merkwürdige Dinge an.
Im Kollegium berichtete ich nun diese Geschichte. Herr Schillers Blick wirkte zunächst ein wenig verstört und er fragte dann, vermutlich nur sicherheitshalber und wegen der Akustik, doch nochmal nach: "Was? Seine Fürze?" Ich nickte nur kurz. "Also wie muss man sich denn das dann praktisch vorstellen?", fragte Herr Schiller. (Mein Deutschlehrer nervte mich früher schon immer mit diesen sogenannten rhetorischen Fragen.) So riss ich nur verdutzt die Augen auf, denn das wollte ich mir nicht praktisch vorstellen, unter gar keinen Umständen. Aber Herr Schiller sprach unbeirrt weiter. "Da hält man sich also das Händy an den Arsch und lässt einen fahren." Ja, dachte ich noch so bei mir, so muss es wohl sein und hatte schon böses Kopfkino. Nochmal vielen Dank, Herr Schiller!

Dann brach herzhaftes Gelächter im Lehrerzimmer aus. Herr Schiller berichtete nun davon, dass sie sich (damit meinte er wohl seine Freunde) als sie jung waren, die Fürze wenigstens noch angezündet haben. Außerdem war diese Aktion so vor 20 oder 30 Jahren kaum denkbar. Herr Schiller sah Herrn Drechsler an, lachte laut und rief mit aufmunternder Geste: "Schließ doch erstmal das Mikro an! Und stell dir mal vor, wie schwer diese Geräte damals waren, eh man das über'n Tisch gewuchtet hatte und dann halt das mal lang genug bis der passende Sound drauf ist..." Herr Schiller und Herr Drechsler hatten vor Lachen Tränen in den Augen. Ich gehe davon aus, dass sie die High-End-Geräte aus DDR-Zeiten im Kopf hatten und sich dabei vorstellten, wie diese Aktion mit ihren Freunden vor gefühlten hundert Jahren ausgesehen hätte.
Bei mir war es ähnlich, denn ich ging mit Kopfkino nach Hause und gugelte dann schnell mal ein Bild des stylischen holzgetäfelten Sternrekorders meines Vaters. Für solche Aktionen, wie mal eben schnell einen Furz aufnehmen, war der auch nicht gemacht, denn einfach zu schwer und zu unhandlich als dass ich ihn mir für diese Aufnahme hätte an den Hintern halten können...

Dienstag, 13. November 2012

Ein Drahtseilakt

Wir befinden uns im Geographie-Unterricht der achten Klasse. Es ist unruhig und laut. Ich warte darauf, dass ich endlich "Guten Morgen" sagen kann, um mit dem Unterricht zu starten. So Vertretungsstunden sind doch immer was Feines, vor allem dann wenn die Schüler der Ansicht sind, dass das doch gar kein richtiger Unterricht sei. Denn beispielsweise müssen Silke und Josh noch ganz dringend was mit Max und Konni klären. Auch Henni und Phil aus meinem kleinen Wirtschaftskurs, die ich grad noch zwei Stunden vorher in Wirtschaft hatte und die da wirklich zucker waren, sind noch am Quatschen. Meine Laune sinkt nahezu auf den Nullpunkt. Ich erhebe meine Stimme und weise kurz, aber heftig darauf hin, dass die Pause vorbei ist. Zumindest Henni und Phil zucken kurz zusammen und nehmen ihren Platz ein. 
Allerdings muss ich noch die Eine oder den Anderen gesondert ermahnen und deutlich zu machen, dass ich jetzt da sei und ich gern mit dem Unterricht beginnen würde. Ich verstehe schon, dass die Pausen viel zu kurz sind. Geht mir ja im Prinzip genauso. Aber ich hab schließlich schon meinen Darf-Schein mit Stempel von der Uni. Leider verstehen das so manche Schüler nicht, dass es nicht um meinen Unterricht und meine Noten geht. Nun es ist schon verständlich, dass in dem Alter die Frisur, das Make up oder der Käfer auf dem Fensterbrett wichtiger sind. Manchmal ist es eben auch wichtiger in der Klasse die Hackordnung wiederherzustellen und klar zu machen, was man so im Allgemeinen und im Besonderen von Unterricht und Schule hält, seitens der Schüler und dann natürlich auch meinerseits.
Mein Blick wurde ernst. Ich verschränkte meine Arme vor dem Körper und meine Stimme wurde scharf, um sich einen Weg durch den Lärm in die Gehörgänge der Schüler zu schneiden. Endlich kehrte Ruhe ein und genau in diesem Moment schaute mich Henni ziemlich entgeistert, nein, nahezu erschüttert an. Er schüttelte heftig den Kopf. "Frau Dingens in Wirtschaft sind Sie immer so lustig und gut gelaunt." Ich denke noch so bei mir, dass der Junge mal den Nagel auf den Kopf getroffen hat und antworte: "Vielleicht könntest du ja mal deiner Klasse erklären, warum ich hier immer so ernst und böse bin." Da schüttelt Henni wieder den Kopf: "Ne, das lohnt nicht." - "Stimmt, Henni, das lohnt nicht..." und lächle versöhnlich.

So balanciere ich weiter auf dem Drahtseil zwischen den Schüler, die gerne mitarbeiten wollten, sich aber nicht so recht konzentrieren können, weil die Anderen zu laut sind.

Freitag, 9. November 2012

Hitchcock über Männer


Men want nothing more than good sex, good food and left alone...

Dienstag, 6. November 2012

Kinderkacke

Die zehnten Klassen sind im Moment außer Haus und gerade im Praktikum. So hatte ich heut zwei wunderbare Freistunden, die ich mal so ausgiebig genießen konnte, indem ich mal wieder etwas tat, für das ich solange keine Muse hatte: ein neues Arbeitsblatt erstellen, gestalten und nach allen Regeln der Kunst zu formatieren. Das sieht mal wieder todschick aus, nur schade, dass ich jetzt schon weiß, dass die Schüler nicht zu schätzen wissen, wieviel Arbeit ich in solch ein selbst erstelltem Arbeitsblatt stecke. Das kann man sich ja alles fix und fertig bei gugl runterladen.

Außerdem konnte ich nochmal über den gestrigen Eltern-Schüler-Sprechtag sinnieren. Da war die kleine Lena aus der Siebten, die im Unterricht kaum den Mund aufbekommt, dafür allerdings immer fleißig am Schreiben ist - nur nicht das Tafelbild, sondern eher Briefchen an Thorsten aus der Achten. Als sie dann gestern neben ihrer Mutter und vor mir saß, kriegte sie plötzlich kaum noch den Mund zu und ich war erschüttert wie sich die Mutter von dieser kleinen unverschämten Kackbratze über den Mund fahren ließ. Auch Herr Drechsler stimmte mir zu. Er hatte kurz nach mir das Vergnügen. Kurzerhand hat er Lena rausgeschmissen, also nein, er hat sie höflich gebeten, den Raum zu verlassen, damit er sich in Ruhe mal alleine mit ihrer Mutter unterhalten kann. Dennoch beläuft sich das Resümee auf Altbekanntes.

Und dann war da noch dieses Verhalten, das Kindergartenniveau hatte und das obwohl ich mich, zumindest laut Stundenplan in einer siebten Klasse befand. Tobi erklärte mir, dass Max und Paul ihn mobben und ihn die ganze Zeit mit Papierkügelchen bewerfen. Tim war ganz aufgelöst, weil man ihm angeblich seinen Stift geklaut hatte und außerdem habe Martin ihn geschlagen. Darauf rechtfertigte sich Martin, dass aber Tim angefangen habe. Das ginge jetzt aber zu weit, erklärte Tim, er müsse sich ja schließlich wehren, wenn ... ja, wenn... Ich hätte mir das ja alles angehört, wenn ich das nicht schon gefühlte tausend Mal mit viel Ruhe, pädagogischer Fürsorge und einem dicken, fetten Helfersyndrom gemacht hätte. Ehrlich, ich hab mir immer für diese Kleinigkeiten viel Zeit genommen und nach Kompromissen und Erklärungen gesucht. Doch diesmal platzte es aus mir heraus: "Das ist doch alles Kinderkacke! Darüber diskutiere ich nicht! Schluss!!!"

Freitag, 2. November 2012

Freitagsfüller Nr. 21

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  1. Den 1. November hätte ich gern im Bett verbracht. 
  2. Mit meinen dicken kuscheligen selbstgestrickten Socken habe ich fast immer warme Füße.
  3. Wenn ich in Amerika wählen dürfte, - gute Frage - darf ich aber nicht!
  4. Mal wieder ein paar Korrekturen muss ich als nächstes dringend erledigen.
  5. Draussen vor der Tür liegt ein Fußabstreicher.
  6. Eine schicke und stylische Stehlampe im Stile der Pusteblumen auf der Dresdner Prager Straße ist meine letzte Internet-Bestellung.
  7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein bisschen Ruhe, morgen habe ich hat die Schulleitung Tag der Offenen Tür geplant und Sonntag möchte ich zum Cheese Berlin!
  Freitagsfüller # 188, gefunden bei Barbara