Montag, 19. Januar 2015

(K)eine peinliche Frage: Frauen und der BH

Ich bin noch gar nicht richtig in meinem Klassenzimmer, da bestürmen mich die lieben Kleinen aus der Siebten. Das ist nicht neu, denn das ist nicht irgendeine Siebte, sondern meine Neue. Nun so ganz neu sind sie nach einem halben Schuljahr nun auch nicht mehr.
Als Klassenlehrerin muss ich ständig Fragen beantworten. Meine Schülerleinchen erwarten von mir, dass ich mich um alles kümmere, am besten ihren Stundenplan, samt Vertretungsstunden und Hausaufgaben auswendig kann und vor allem auch Streitigkeiten schlichte. So startet mein Unterricht nie mit Inhalten, sondern mit einem wuseligen Haufen, der mich mit Fragen bestürmt und Anekdoten von all den putzigen Nettigkeiten, die Schüler so im Schulalltag austauschen. Etwa in der Art: Jan hat mir nach dem Sportunterricht seine stinkigen Schuhe ins Gesicht gedrückt, mindestens 5 Minuten und Marco kann es bezeugen.

So muss ich mir immer erst einmal Raum verschaffen und die Kleinen an ihre Plätze verweisen. Ich erkläre ihnen zu jeder Stunde von Neuem, dass ich zunächst eine ordentliche Begrüßung machen möchte und dann gern für wichtige Fragen zur Verfügung stehe. Das dauert ein Weilchen, aber mit ein wenig Ruhe und dem Geschick eines Zirkusdompteurs klappt das relativ zügig. Nun hätte ich die Bande auch an ihren Plätzen. Sie halten den Mund. Wir begrüßen uns. 
Die ersten Fragen hat Nils. Nils hat immer gleich mehrere Fragen und ich hab auch immer ein bisschen Angst davor, weil ich nie weiß, was kommt und vor allem, ob es etwas Ernsthaftes ist. Heute hatte er schon so ein schelmisches Grinsen im Gesicht, das mich im Grunde schon hätte stutzig machen müssen. Ich schau ihn an und nehme ihn dran.
Er hebt die Stimme und seine braunen Augen funkeln. "Also, Frau Dingens, was ich mich schon mein ganzes Leben frage. Also mindestens seit ich zwei Jahre alt bin. Warum tragen Frauen einen BH? Ich habe schon Anja gefragt, aber die wollte es mir nicht sagen." Anja ist die Schülerin, die neben ihm sitzt. Leicht verdutzt entgegnete ich ihm, dass er doch in diesem Falle doch mal seine Mutter zu Rate ziehen könne. Er schüttelt heftig den Kopf. "Also, ne, Frau Dingens. Das ist doch peinlich!"