Dienstag, 5. Oktober 2010

Einschleimen, oder was?

Nachdem ich ja nun endlich als Lehrer geoutet habe, kann ich ja nun mit dem Ablästern anfangen. Alles begann letzte Woche in meiner Lieblingsklasse der Neunten. Und es begann mit dem ultimativen Beweis dafür, dass ich mich vor pubertären Jugendlichen befinde, die den lieben langen Tag nur eines im Kopf haben und das hat so absolut gar nichts mit Schule zu tun. Die Beantwortung der Frage: "Na was?" erübrigt sich nachdem man sich nochmal vergegenwärtigt, dass es sich um pubertierende Jungs im Alter von etwa 15 oder 16 Jahren handelt, die mit einer Überdosis Testosteron ausgestattet, nicht wissen wohin damit. 
Es begann also damit, dass ich zwei Jungs zu überschwänglichen Gejohle veranlasste und zwar lediglich mit dem Wort "Alarmglocken". Nachdem das Wort "Alarmglocken" meine Lippen verließ, schauten sich die Beiden an und prusteten wie aus einem Mund: "Ey Alta, haste gehört... Glocken". Ohne Worte drehte ich mich um und verschwand in Richtung Tafel. Wobei es mir zugegeben einigermaßen schwer fiel, ob dieser Albernheit nicht eindeutig zweideutig zu grinsen und den Anfall der Jungs ein wenig abfällig zu kommentieren.

Tags darauf begrüßte mich Alexander mit den Worten "Na, Schätzchen!" im Klassenraum. Das nahm ich reaktionslos zur Kenntnis und fragte mich allerdings schon ernsthaft, was mir Alexander damit sagen wollte. Die Stunde nahm seinen Lauf bis mich Karl zu sich bat, um eine Frage zu klären. Plötzlich drehte er sich zu mir um, strahlte mich an und hauchte mir bedeutungsvoll zu, dass ich heute besonders gut riechen würde. Ich musste laut lachen: "Ach komm, Karl, lass gut sein!" Darauf grinste Karl nur und fragte, ob er mich denn wuschig machen würde. Jetzt konnte ich mich vor Lachen kaum noch halten.
Doch obwohl ich der Meinung war, dass sich diese Szene nicht mehr toppen lässt, muss ich eingestehen, dass es meine neunte Klasse heute doch geschafft hat. Nachdem ich schon ein Mal das undefinierbare und mit Sicherheit völlig fehlgeleitete Gefühl hatte (hoffentlich, bitte, bitte, bitte!), dass mir zwei von den Neuntklässlern auf den Hintern geschaut und gepfiffen haben, schoss Dennis dann heute den Vogel ab.
Wann kniet ein Schüler vor einer Lehrerin? Im Grunde kniet ein Schüler nie vor einer Lehrerin. (Darüber muss ich nochmal nachdenken, warum eigentlich nicht...) Aber die eine oder andere Erklärung könnte es geben. Wenn er auf Knien für all seine Missetaten um Verzeihung winselt! (Auch wenn dann nahezu alle Schüler täglich mehrere Stunden kniend auf dem Boden verbringen würden. Warum eigentlich nicht! Ich glaub, das werd ich ab morgen einführen.) Wenn er darum bettelt keine "Sechs" zu erhalten! (Würde zwar nichts bringen, aber ein schönes Bild!) Oder vielleicht wenn er schwört sich zu bessern und nie, nie, nie, nie wieder den Unterricht zu stören? Nein, Dennis kniete heut vor mir nieder, um mir meine am Stundenbeginn ausgeteilten Kopien zurückzugeben. Diese Szene war schon merkwürdig genug, doch Dennis musste dem Ganzen noch eins draufsetzen, indem er seinen Kniefall folgendermaßen kommentierte: "Nur wegen Ihnen habe ich mir jetzt die Hose dreckig gemacht!" Ich setzte eine äußerst betroffene Mine auf und fragte mit eindeutig ironischem Unterton, ob ich seine Hose mit nach Hause nehmen solle, um sie zu waschen. Doch wer hofft dieser Schlagabtausch sei hier zu Ende, der irrt, aber gewaltig. Dennis greift sich an seinen Hosenbund und ich höre schon das Metall seiner Gürtelschnalle klappern. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass Dennis hier die Schlacht gewonnen hatte (aber natürlich noch nicht den ganzen Krieg). Denn ich drehte mich zur Tafel, hielt mir Hände vor Augen und lachte herzlich. Als ich mich wieder umdrehte, hatte sich Dennis mit geschlossener Hose wieder hingesetzt und die Stunde war beendet.

Oder hätte ich ihn mit starkem Blick taxieren sollen und es darauf ankommen lassen, dass er in der Unterhose nach Hause fährt? Eine lustige Vorstellung...

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