Samstag, 31. März 2012

quer-schläger


 

Unter dem Titel "Jetzt muss der Westen bei uns betteln" war Erich Honecker bei Christoph Süß im Studio. Bei genauerer Betrachtung kam ich zu dem Schluss, dass die Analyse zwar auf den ersten Blick etwas merkwürdig erscheint, aber letztendlich den Nagel auf den Kopf trifft. Im Übrigen ist die Sendung "quer" durchweg immer zu empfehlen, weil politisch, kritisch und eben einfach quer.

Montag, 26. März 2012

Kuttner oder Don't be maybe

Noch so beiläufig, vielleicht auch etwas versonnen sag ich zu Tom: "Zur Jugend von heute zähl ich mich schon längst nicht mehr!" Mit dieser Aussage wollte ich eigentlich das Gespräch beenden, doch Tom entgegnet: "Ja, zu was denn dann?" Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Frage ist wirklich gut und mit Sarah Kuttner war ich auf der Suche nach einer Antwort. Ich betone auf der Suche!

Sarah Kuttner erzählte auf der Buchmesse etwas von der Generation "Hängetasche", von der ich allerdings bis dato noch nie etwas gehört hatte und offen gestanden bis heute auch noch nicht weiß, was damit gemeint sein soll und im Grunde will ich es auch nicht wissen, da ich davon ausgehe, dass dieser Begriff auf meine Generation ähnlich präzise zutrifft, wie das Etikett "Generation Porno" auf die Jugend von heute. Nämlich gar nicht oder aller höchstens bei ganz grober Betrachtung vom Mond aus, ohne Brille und zugekniffenen Augen.

Mit Anfang 20 trifft man Entscheidungen. Mit Anfang 30 trifft man relevante Entscheidungen. Das ist wohl der Unterschied. Es verändert sich einiges oder alles? Die "ersten Male" werden seltener. Es ist im Grunde ja ganz gut, dass man endlich mal eine Ahnung davon bekommt, wie es so läuft. Aber so ein erstes Mal ist immer aufregend, weil man eben noch nicht weiß, wie es sich anfühlt, weil man "es" noch nie erlebt hat.
Aber worüber lamentieren wir eigentlich? Und Sarah Kuttner hat recht, wenn sie davon spricht, dass wir keine wirklichen Probleme haben, dass wir die Freiheit haben. Diese unendliche Freiheit mit unendlichen Möglichkeiten. Du kannst alles werden, suggeriert die Werbung im Sinne von "Don't be maybe!" Was aber, wenn ich das gar nicht will. "Du könntest eine eigene Kollektion entwerfen!", bekommt Sarah von einer Freundin zu hören. Mit leicht verstörtem Blick entgegnet Sarah: "äh, ja... und warum?" - "Na, ganz einfach, weil du es kannst!"

Ja, genau, weil du es kannst! Mit "Don't be maybe" wirbt ein Zigarettenhersteller. Wird mit solchen Sprüchen nicht ein Druck aufgebaut, dass man alles werden muss. Schließlich kann man ja alles wollen, dürfen, müssen. Ach nein, die wollen auch nur ihre Zigaretten verkaufen. Verflixt und schon wieder hat Sarah recht. Und wenn man eigentlich glücklich ist, so im Supermarkt an der Kasse, dann sollte man da auch bleiben und nicht glauben, weil der Bohlen wieder einen neuen Superstar sucht, das auch können zu müssen.

Und warum erzählt uns die lustige Frau Kuttner alles das und außerdem, dass sie ihren Job genauso mag, wie er ist. Schließlich habe sie sich genau diesen Job rausgesucht, weil sie da nicht viel arbeiten muss und weil sie im Grunde ein fauler Mensch sei, der am liebsten zu Hause auf der Couch liegt und in der Nase bohrt. Sie möchte, so vermute ich jetzt mal ganz dreist, auch nur ihr Buch verkaufen. Dann eilt sie geschwind von der Bühne, um danach noch leicht hektisch Jan Hofer zu umarmen und direkt zum nächsten Termin zu hetzen.


Sarah Kuttner auf der Leipziger Buchmesse, 17.03.12


Montag, 19. März 2012

LBM 2012 oder eine Messe voller Narren

Dass die samstägliche Zugfahrt nach Leipzig keine gewöhnliche sein wird, wurde mir schon am Bahnhof klar. Eine junge Frau schnauzte ihren Freund an, warum er denn ihren Fotoapparat vergessen habe. Es war ja wohl eindeutig, dass sie ihm doch die Verantwortung für das gute Stück übertragen habe. Der junge Mann leicht geknickt, maulte nur kurz: "Mh, schon klar, dass ich jetzt wieder dran schuld bin." Sie lenkte ein und lächelte ihn an: "Ich weiß, du kommst doch nur meinetwegen mit nach Leipzig."

Nachdem ich in eine gut gefüllte Regionalbahn einstieg, fiel mir sofort ein Traum in Rosa und Weiß, ein Prinzessinnenkleid mit tausenden von Rüschen ins Auge. Zwischen Normalos in Jeans und Normalos in Jeans, die auf ihrer PSP daddelten, saßen also meine ersten Cosplayer des Tages. In Leipzig auf der Buchmesse treffen sich die Cosplayer. Am nächsten größeren Bahnhof hatte ich dann noch das Vergnügen mit einem Frosch mit rosa Kopfhörern und einem Äffchen mit zahlreich Metall im Gesicht. Es gesellte sich noch ein wundersames Wesen mit rosa Perücke hinzu. Während der Zug seine Fahrt aufnahm, wurden Farbpaletten, Glitzersteinchen und Haarspray ausgetauscht. Ich war schwer beeindruckt, wie die Mädels während der Fahrt einen geraden Lidstrich zogen. Es wurde alles schön bunt und glitzerte. Und als ich noch so bei mit dachte: "Wie schön, die Welt ist bunt!", erreichte die Regionalbahn Leipzig Messe und neben den Normalos in Jeans verließen hunderte Cosplayer den Zug und strömten Richtung Messe. 

Das Ganze sah dann zum Beispiel so aus...

Rotkäppchen auf der Leipziger Buchmesse

Sonntag, 18. März 2012

Vier Fragen

  1. Was ist ein guter Tag?
  2. Was ist ein beschissener Tag?
  3. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
  4. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft Deutschlands?

Quelle: Landolf Scherzer, 17.03.2012, ARD TV Forum auf der Leipziger Buchmesse

Während ich selbst über die Fragen nachgrüble und mir ausgiebig Gedanken mache, hoffe ich auf zahlreiche Antworten.

Dienstag, 13. März 2012

Frühlingsboten

Eines Morgens, in aller Frühe reckten mir die ersten Frühlingsboten ihre Köpfchen entgegen. Es wird wärmer und ich freu mich auf die Sonne!


Freitag, 9. März 2012

The Show goes on

Nachdem gestern neben Schweiß auch jede Menge Tränen flossen, sollte der Abschluss der Projektwoche mit einem Auftritt vor der ganzen Schule gekrönt werden. Adam, unser Choreograph, kam natürlich wieder eine halbe Stunde zu spät. Das machte uns heut aber gar nichts, denn der Rest meiner Tänzer war nicht nur unglaublich entspannt, sondern tatsächlich auch motiviert bis in die Haarspitzen. 

"Können wir endlich in die Aula zum Proben?"
"Kann ich das so tragen?"
"Frau Dingens, kann ich meine Haare eigentlich auch zu einem Zopf binden?"
"Ist das kurze Top nicht vielleicht doch etwas zu nuttig?"
"Kann ich schnell nochmal aufs Clo? Ich bin so aufgeregt."
"Sieht man eigentlich die Flecken, die ich hier an Arm habe? Die krieg ich immer, wenn ich nervös bin."

Ich winkte ab. Später! Später! Wir sollten noch ein paar Runden üben. Außerdem hatte ich doch gestern noch die Musik geschnitten. Ich behauptete, dass ich wissen wollte, ob sie so auch zur Choreo passt, dabei wollte ich aber in Wirklichkeit bei der Jugend von heute angeben, dass ich so was auch kann. Plötzlich wirbelte auch noch Karlchen herein und wollte unbedingt ein neues Foto von der Tanzgruppe machen, weil er doch einen hauseigenen Bericht über ein Projekt schreiben sollte. "Könnten Sie sich mal mit Ihrer Gruppe hinstellen?" - "Natürlich, Karlchen, wie hättest du es denn gern?" flötete ich. "Französisch!" lautete die knappe Antwort des Siebtklässlers und Karlchen verzog dabei keine Miene. Nachdem ich meinen Lachanfall wieder unter Kontrolle hatte, war das Foto auch ganz schnell im Kasten und wir konnten weiter proben.
Zwischendurch hatten die Mädels und Jungs viel Spaß dabei sich gegenseitig anzufassen, zu knuddeln, zu knutschen und sich auch mal aufeinander zu legen. Lieschen kicherte schon "Frau Dingens, hihi, ich werd sexuell belästigt... kicher." Bei Thomas sah das dann so aus. Die Mädels hatten Spaß und waren bei solch knackigen Aussichten natürlich begeistert.

Knackpo!
 
Die Zeiger der Uhr rasten. Der Auftritt stand kurz bevor. Nach der langen Mittagspause sollte es losgehen. Ich gönnte mir auch meine wohlverdiente Pause bis plötzlich ein verschwitzter Thomas vorm Lehrerzimmer stand und schnaufte "Ich brauch unbedingt Frau Dingens. Ist die hier?" Das musste wirklich was ganz wichtiges sein. So stand ich auf und fragte, was denn los sei. "Ja, wir haben gerade - schnauf, lufthol - die Generalprobe gemacht." Da dachte ich noch so bei mir, ob ich denn keine Generalprobe bräuchte, schließlich soll ich doch auch mittanzen. Auf dem Weg in die Aula erklärte mir Thomas, dass Adam noch ein paar Details an der Choreo geändert hätte. Ich war so was von endlos begeistert. Keine Generalprobe und zu allem Überfluss auch noch Änderungen! Ich würde mich schön zum Deppen machen, wenn ich die falschen Schritte tanze. An der Aula angekommen, drängten sich schon die Schüler vor der Tür. An eine zweite Generalprobe war nicht zu denken.

Doch entgegen meiner Befürchtungen lief alles glatt und zwar ohne Hals- und Beinbruch. Und das obwohl einige halsbrecherische Manöver in der Choreographie eingebaut waren. In dieser Projektwoche hab ich wieder viel gelernt und nicht nur Hip Hop tanzen.

Mittwoch, 7. März 2012

Projekt "Tanzen" oder die Gruppentherapie

Es ist anstrengend. Ich habe Muskelkater an Stellen, wo ich gar nicht wusste, dass man da Muskeln hat. Es ist mir immer noch schleierhaft, was mich dazu bewogen hat zur  Projektwoche ein Tanzen anzubieten. Gut, ich tanze gern. Aber das allein ist doch nun wirklich kein ausreichend guter Grund. 
Gestern war ich noch voll des Lobes und voller Begeisterung, weil meine sonst so unmotivierten und häufig äußerst lustlosen Mädels und Jungs mit einem strahlendem Lächeln und mit Worten auf den Lippen, die Schule verließen, die ich vorher noch nie zu hören bekam. Ich freu mich auf morgen! Mal ganz ehrlich, ich stutzte, denn ich traute meinen Ohren kaum. Hatten die Mädels wirklich verkündet, dass sie sich darauf freuen, dass sie wieder in die Schule kommen. Voll krass! Ich glaub, ich hab da vermutlich irgendwie was richtig gemacht, denn meine vergangenen Projektwochen waren einzige Katastrophen.
Was gestern so hoffnungsvoll begann und sich heut morgen noch in engagierter Arbeit niederschlug, wandelte sich gegen Mittag sich in eine Gruppengesprächstherapie mit Tränen, Anschreien und endete dann in einem Totalausraster meines Lieschens. Sie fand es nämlich total kacke, dass sich Adam hier den Arsch für uns aufreißt und statt Dankbarkeit für seine Mühe zu bekommen, letztendlich nur gedisst wird. Sonja stieg auf die Diskussion ein und nach Tränen in den Augen und Totalverweigerung aus. Sie stieg aus der Choreographie aus, weil Adam einfach mal ein arroganter Vogel sei, der von Hip Hop mal sowieso keine Ahnung hat.
Nach diesem emotionalen Super-Gau hatte ich meine beste Tänzerin verloren. Ich hoffte, dass sie wiederkommt. Doch auch der langweilige Arbeitsauftrag "Erstelle eine PowerPoint Präsentation" zum Thema Hip Hop brachte mir Sonja nicht zurück. Und Karl schloss sich Sonja an, zuckte die Schultern: "Ick mach auch die Präsentation. Das ist mir hier alles zu affig."
Aber... The show must go on!