Dienstag, 29. Mai 2012

Have you seen this sock?

Am vergangenen Pfingstsonntag verschlug es mich mal wieder nach Berlin und zwar in den sogenannten Szenekiez von Friedrichshain. Dort habe ich mich dann auf einem kleinen Trödelmarkt verliebt. In Monster! Und zwar nicht in so fiese, gruselige, schleimige Dinger, die einen in Angst und Schrecken versetzen, sondern in ganz süße, knuffige Biester, die dazu noch in unglaublicher Liebe zum Detail aufs Papier gezaubert wurden. In den abgeranzen, schmuddeligen Rahmen schienen sie mich mich all ihren Kulleraugen anzuflehen: "Rette mich! Bei dir zu Hause fühl ich mich sicher wohl." 
Besonders traurig wirkte da eine Socke, so einsam, verlassen und ungeliebt. Eigentlich wollte ich sie alle mitnehmen und beschützen, aber ich entschied mich nun zunächst erst einmal für die Socke. Aber ich will mehr aus Zozoville. Schließlich fühlt sich so eine Socke bestimmt einsam ohne seine Monsterfreunde.
Nun bin ich stolze Besitzerin eines Johan Potma. Gut, nur ein kleines Poster etwa im A3-Format. Aber wie ich hier lesen konnte, sind die Originale dieses Künstlers schon mehrere tausend Euro wert.

Have you seen this sock? - Missing, Johan Potma 2010

Julia Verona

Herr Schiller berichtete mir soeben, dass Henry vor dem Unterricht noch schnell eine Bestätigung dafür haben wollte, dass doch die Julia aus Romeo und Julia mit Nachnamen Verona heißt. Verblüfft über die Frage, wollte Herr Schiller nun wissen, wie Henry denn darauf käme. "Nun", so erklärte Henry voll besten Wissens und Gewissens, "das ist doch ganz einfach. Romeo hat doch wohl seine erste und letzte Liebesnacht in Verona verbracht. Oder?"

Montag, 28. Mai 2012

Versuch einer höflichen Kommunikation mit dem Lehrer außerhalb der Schule

Da freut man sich mal wieder über ein verlängertes Wochenende und darüber die lieben Kleinen, also ich meine die Schüler nicht zu sehen. Frohen Mutes begebe ich mich zu einen Ausflug auf den Bahnhof. Da rollen Julian und Jan mit ihren Rädern an mir vorbei. Das kann mir doch die Laune nicht verderben. Ich lächle freundlich, beide Jungs grüßen freundlich und ich sag, wie immer, einfach "moin".
Dann steh ich auf dem Bahnsteig und die Jungs plötzlich neben mir. Ich denke noch so bei mir: "Oh, bitte, ich will jetzt nicht mit den Beiden reden. Nein, ich hab da sowas von überhaupt gar keinen Bock drauf. Bitte, bitte, bitte haltet doch einfach mal nur die Klappe." Natürlich war mir klar, dass das allerdings völlig ihrer Natur widersprechen würde, denn in der Schule halten die nämlich auch nie die Klappe. Aber ein Versuch war's doch zumindest wert. 
So kam es wie es kommen musste. Jan strahlte mich an. Da fiel mir noch so auf, dass der Junge wirklich schöne, klare blaue Augen hatte. Dann fragte er mich: "Na, Frau Dingens, wo fahren Sie denn hin?" - "Was geht dich das denn an?" Meine Reaktion war schon ziemlich schnippisch, schließlich wollte ich die Beiden von der Backe. Aber es überraschte mich gar nicht, dass sich Jan davon nicht beeindrucken ließ. So konterte er: "Da will man einfach nur mal höflich sein und mit einem Lehrer außerhalb der Schule Kommunikation betreiben und dann ist das auch schon wieder falsch." Mh, da hatte er wohl recht. So antwortete ich kurz und gab mein Reiseziel bekannt. Dann erzählte er mir alles, was ich im Grunde zwar nicht wissen wollte, aber durchaus unterhaltsam und dazu äußerst kurzweilig fand. Jan erzählte von der gestrigen Party. Julian lachte und erklärte, dass er ja eigentlich gar keinen Wodka trinken wollte und plötzlich war die Flasche einfach leer. Ich dachte noch so bei mir: "Kenn ich, hab ich auch schon mal von gehört." Aber jetzt seien Beide ganz fleißig und trügen Zeitungen aus. Danach würden sie aber direkt wieder für die Schule lernen. Ich lachte und entgegnete, dass die Beiden noch nie für meinen Unterricht gelernt hätten. Jan schaute mich ernst mit seinen glasklaren blauen Augen an und erklärte mir, dass ich doch ein Fach unterrichten würde, bei dem man gar nicht so viel lernen müsse, sondern einfach nur gut mitarbeiten müsse. Verflixt, der Junge hatte sogar recht. Mist! So grinste er mich verschmitzt von der Seite an: "Stimmt's Frau Dingens, Sie denken grad, der is ja gar net so blöd." - "Das weiß ich doch! Aber ich kenn auch dein Motto. Ein Mal doof stellen, reicht manchmal für'n ganzen Tag." Jan musste gestehen, dass ich recht hatte.

Nebenbei schrieb Julian noch eine Nachricht. Er erklärte mir, dass er unbedingt noch schnell Nessi mitteilen musste, dass er gerade Frau Dingens auf dem Bahnhof getroffen hätte. Ja, genau! Das muss man auch noch ganz schnell bei Facebook posten. Als der Zug dann einfuhr, war ich fast schon ein bisschen traurig, denn es war mit den beiden Jungs dann doch noch lustiger als erwartet. Verabschiedet wurde ich dann noch mit den Worten: "Können Sie bitte mal schauen, wo der böse Onkel mit der Mütze ist? Aber nicht, dass Sie denken, dass wir schwarz fahren. Das würden wir nämlich niemals tun."

Freitag, 25. Mai 2012

Wer bekommt den Goldenen Windbeutel 2012?

Frage

Kann ein Babyhai,
der auf dem Rücken eines antarktischen Blauwales Trampolin springt,
gleichzeitig durch die Nase das ABC aufsagen?

...

Natürlich!
Was spricht denn dagegen?

Mittwoch, 23. Mai 2012

Busgeschichten

Heut war mal wieder Busfahrtag. Ich begebe mich nun mal wieder gemächlichen Schrittes zur Bushaltestelle. Alles wie gehabt. Nur an diesem Morgen traute ich meine Augen kaum. Einige hundert Meter entfernt stand ein Junge und ich wunderte mich, weil mich das merkwürdige Gefühl beschlich, dass ich den Jungen kennen sollte. Natürlich müssen etliche meiner Schüler auch zu dieser Haltestelle. Doch warum sollte da plötzlich einer meiner Schützlinge an der Straße auf mich warten. Doch nicht etwa um ein paar Meter mit mir zur Haltestelle zu laufen?
Ich runzelte die Stirn und glaubte meinen Augen kaum. Das muss doch der kleine Schuster sein, der mich mit seinem rotzigen Verhalten im Unterricht schrecklich nervt. Der immer, wenn ich ihn ermahne, seine blauen Kulleräugchen aufreißt und den Unschuldsengel gibt. Das hat der Kleine echt gut drauf, denn er ist verflixt knuffig. Anfangs funktionierte die Masche bei ihm noch echt gut, aber das wächst sich ja glücklicherweise mit Zeit ziemlich schnell raus.
Wie mir noch so diese Gedanken durch den Kopf kreisen und ich dem Jungen immer näher komme, wird das Bild deutlicher. Nein, es ist tatsächlich der kleine Schuster, der mich frech angrinst. Er tippt auf seine Uhr und brüllt quer über die Straße "Für die paar Meter mehr als drei Minuten. Sie sind ja wirklich langsam." Verdutzt überquere ich die Straße und trau mich nicht einmal zu fragen, wie er denn auf die Idee gekommen sei auf mich zu warten. Im Grunde denke ich nur mal wieder bei mit "Ne, wie süß! Isser nich knuffig!" Wir gehen die wenigen Meter gemeinsam zur Bushaltestelle und unterhalten uns übers viel zu frühe Aufstehen.
Kurz nachdem wir die Bushaltestelle erreicht haben, verdrückt er sich ohne einen Blick zu seinen Klassenkameraden und ich wundere mich immer noch. Da hat doch der kleine Schuster tatsächlich auf mich gewartet. Isser nicht knuffig!

Nach Unterrichtsschluss steige ich wieder in den Bus. Neben mir ist noch ein Platz frei. Normalerweise machen die Lieben da keinen Terz mehr und setzen sich einfach neben mich. Doch da kommt Marek, grinst mich frech von der Seite an und brüllt durch den ganzen Bus: "Ey, Dingelchen, kann ich hier mal hin?" - Ich stutze. Da muss ich mich wohl verhört haben. Jetzt muss ich wohl doch nochmal die böse, strenge Lehrerin raushängen lassen. Mit einem harten Blick fahre ich ihn scharf an. "Vergiss es! Und schon erst recht nicht in diesem Ton!" Leicht verschämt und mit entschuldigender Geste fragt er nun: "Ja, schon gut, entschuldigen Sie, Frau Dingens, darf ich mich hier hinsetzen?" Ich nehme meine Tasche vom Sitz, nicke nur huldvoll und er setzt sich.
Doch plötzlich dröhnt die tiefe Stimme von einem unseren zahlreichen Mäxe aus der Zehnten durch den Bus. "Ey, Daniel, schau mal, hier drüben! Der Kleine hier aus der Siebten macht sich an deine Freundin ran!" Ich grinse mir einen ab, packe mir meine Kopfhörer mit schön laut Musik auf die Ohren und denke mir meinen Teil. Man muss auch nicht immer alles kommentieren!

Freitag, 18. Mai 2012

Der Junge mit dem Fahrrad

Voller tiefer Emotionen und bewegt verließ ich gestern das Kino. Ich hatte schon ein wenig darauf gehofft,dass der Film, den ich mir spontan aus dem örtlichen Kinoprogramm fischte, nur ein klitzekleinwenig leichtere Kost ist. Doch das Gegenteil war Fall. Dieser französische Film (OT: Le gamin au vélo) liegt mir immer noch schwer auf der Seele.
Doch bei genauerer Betrachtung der Geschichte ist dies auch nicht verwunderlich. Kritiker würden mir vielleicht entgegen, dass ich mich mal hätte vorher besser informiert sollen. Dann wär mir das alles nicht passiert. Richtig! Doch wo kämen wir denn hin, wenn wir immer gleich alles erstmal googlen, einen oberflächlichen Blick auf ein Filmchen oder ein paar Beurteilungen werfen und uns immer auf die Meinung anderer verlassen würden. Hin und wieder sollte man sich doch ein eigenes Bild machen, das eigene Gehirn verwenden und sich eine eigene Meinung bilden.

Montag, 14. Mai 2012

Ein Hinweis

Die Zehntklässler machen Abschlussshirts und in der Mitteilung an den Laden, der die Shirts druckt, stand folgendes:
das die namen unter einander aufgelistet werden. In der selben rein folge auflisten

Bloß gut, dass die keine Deutsch-Prüfung mehr haben. Oder so...

Freitag, 4. Mai 2012

Wo liegt eigentlich Japan?

Diese wirklich einfache Frage gab wirklich interessante Einblicke in das topographische Verständnis meiner Schüler. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Japan und China im Grunde doch dasselbe sind. Warum sollte man dann auch nicht "China" zu "Japan" sagen, denn die sehen doch da hinten eh' alle gleich aus. Dann ist Japan ja bekanntermaßen eine Halbinsel, die an der Küste liegt und zwar direkt neben Asien, so südöstlich von Deutschland. Oder Japan liegt in China. Vielleicht findet sich Japan ja auch unten rechts neben Russland am Meer.
Neben diesen interessanten Neuigkeiten berechnete eine Schülerin auch die Nord-Süd-Ausdehnung des afrikanischen Kontinents, welches die stolze Summe von 720.000.000km ergab.  (Das entspricht etwa der Entfernung des Jupiters zur Sonne. Aber ich weiß schon, ich bin mal wieder viel zu kleinlich.)

Dienstag, 1. Mai 2012

Hexenfeuer

Früher war alles besser, selbst so ein lausiges Feuer. Am 30. April wird Walpurgisnacht gefeiert und die Winter-Hexe verbrannt. So stand ich nun mit lieben Menschen um das gestrige Feuer herum und stellte ziemlich schnell fest "Es ist langweilig!" - "Genau" erwiderte mein Gegenüber, "und früher hat das außerdem alles viel mehr gefetzt."
Genau, früher mussten wir noch harte Verhandlungen mit unseren Eltern führen, damit wir Abends länger draußen bleiben durften und nicht schon mit Mutti und Vati nach Hause gehen mussten. Heute ist es egal, wann wir nach Hause gehen. Es war aufregend sich mit Freunden am Feuer zu treffen. Vielleicht traf man ja gar den süßesten Jungen der ganzen Schule, den man natürlich nicht ansprach, sondern nur von weitem anschmachtete. Heute hatte ich das Gefühl, hier hängen nur besoffene Penner ab. Natürlich reizte man früher die Ausgehzeit bis zur letzten Minute aus. Naja, ich überzog auch immer gern ein bisschen. Schließlich war es ja dunkel und man konnte doch die Zahlen auf der Uhr so schlecht erkennen. Aber es war gefährlich all zu lang zu überziehen, denn am Ersten Mai hieß es früh raus zum Aufmarschieren. 8 Uhr war Stellprobe und wenn man dann am Abend vorher zu spät ins Bett kam, erwies sich das morgendliche Weckerklingeln möglicherweise mehr als unerfreulich. Aber ich war damals noch jung genug, um das Aufmarschieren am Ersten Mai mit all den Plakaten und Blumen, die die Kleinen gebastelt haben, aufregend zu finden.

Im Grunde bin ich doch ganz froh, dass ich heut nicht mehr zum Ersten Mai raus muss und im Fernsehen auf allen ZWEI Programmen die große Parade aus Berlin übertragen wurde. Vielleicht war ja früher doch nicht alles besser...