Montag, 28. Mai 2012

Versuch einer höflichen Kommunikation mit dem Lehrer außerhalb der Schule

Da freut man sich mal wieder über ein verlängertes Wochenende und darüber die lieben Kleinen, also ich meine die Schüler nicht zu sehen. Frohen Mutes begebe ich mich zu einen Ausflug auf den Bahnhof. Da rollen Julian und Jan mit ihren Rädern an mir vorbei. Das kann mir doch die Laune nicht verderben. Ich lächle freundlich, beide Jungs grüßen freundlich und ich sag, wie immer, einfach "moin".
Dann steh ich auf dem Bahnsteig und die Jungs plötzlich neben mir. Ich denke noch so bei mir: "Oh, bitte, ich will jetzt nicht mit den Beiden reden. Nein, ich hab da sowas von überhaupt gar keinen Bock drauf. Bitte, bitte, bitte haltet doch einfach mal nur die Klappe." Natürlich war mir klar, dass das allerdings völlig ihrer Natur widersprechen würde, denn in der Schule halten die nämlich auch nie die Klappe. Aber ein Versuch war's doch zumindest wert. 
So kam es wie es kommen musste. Jan strahlte mich an. Da fiel mir noch so auf, dass der Junge wirklich schöne, klare blaue Augen hatte. Dann fragte er mich: "Na, Frau Dingens, wo fahren Sie denn hin?" - "Was geht dich das denn an?" Meine Reaktion war schon ziemlich schnippisch, schließlich wollte ich die Beiden von der Backe. Aber es überraschte mich gar nicht, dass sich Jan davon nicht beeindrucken ließ. So konterte er: "Da will man einfach nur mal höflich sein und mit einem Lehrer außerhalb der Schule Kommunikation betreiben und dann ist das auch schon wieder falsch." Mh, da hatte er wohl recht. So antwortete ich kurz und gab mein Reiseziel bekannt. Dann erzählte er mir alles, was ich im Grunde zwar nicht wissen wollte, aber durchaus unterhaltsam und dazu äußerst kurzweilig fand. Jan erzählte von der gestrigen Party. Julian lachte und erklärte, dass er ja eigentlich gar keinen Wodka trinken wollte und plötzlich war die Flasche einfach leer. Ich dachte noch so bei mir: "Kenn ich, hab ich auch schon mal von gehört." Aber jetzt seien Beide ganz fleißig und trügen Zeitungen aus. Danach würden sie aber direkt wieder für die Schule lernen. Ich lachte und entgegnete, dass die Beiden noch nie für meinen Unterricht gelernt hätten. Jan schaute mich ernst mit seinen glasklaren blauen Augen an und erklärte mir, dass ich doch ein Fach unterrichten würde, bei dem man gar nicht so viel lernen müsse, sondern einfach nur gut mitarbeiten müsse. Verflixt, der Junge hatte sogar recht. Mist! So grinste er mich verschmitzt von der Seite an: "Stimmt's Frau Dingens, Sie denken grad, der is ja gar net so blöd." - "Das weiß ich doch! Aber ich kenn auch dein Motto. Ein Mal doof stellen, reicht manchmal für'n ganzen Tag." Jan musste gestehen, dass ich recht hatte.

Nebenbei schrieb Julian noch eine Nachricht. Er erklärte mir, dass er unbedingt noch schnell Nessi mitteilen musste, dass er gerade Frau Dingens auf dem Bahnhof getroffen hätte. Ja, genau! Das muss man auch noch ganz schnell bei Facebook posten. Als der Zug dann einfuhr, war ich fast schon ein bisschen traurig, denn es war mit den beiden Jungs dann doch noch lustiger als erwartet. Verabschiedet wurde ich dann noch mit den Worten: "Können Sie bitte mal schauen, wo der böse Onkel mit der Mütze ist? Aber nicht, dass Sie denken, dass wir schwarz fahren. Das würden wir nämlich niemals tun."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen