Montag, 22. April 2013

Blut, Tränen und Mc'n

Heute war ich mit Schülern unterwegs. Anstrengung, Stress und Stimmung kann dabei je nach Klasse, Fahrtziel und Wetter variieren. Die Kombination heute versprach einen ruhigen Tag, denn es war meine Klasse, es ging nach Berlin und das Wetter war sonnig, aber nicht zu heiß. Das Programm war eng gefasst, relativ übersichtlich und die Bahnverbindung war so gewählt, dass wir zügig und ohne größere Mätzchen von A nach B kommen.
"Ja, aber wir haben doch noch Zeit?" Ich schaute André fragend an, schüttelte den Kopf und sagte nur knapp: "Nein!" André verdrehte die Augen. "Aber... aber... Ich möcht doch noch zu Mc'n" Aus seinen braunen Kulleraugen blickte mir die tiefe Enttäuschung eines kleinen Jungen entgegen, der soeben verstand, dass es doch nicht der  Weihnachtsmann ist, der am Heiligen Abend die Geschenke bringt.
Da gesellte sich Flo in seiner coolen, entspannten Checkerpose zu uns, rempelte mir so kumpelhaft in die Seite: "Ach, Frau Dingens, ham'se sich doch mal nicht so. Wir haben doch noch genug Zeit. Und Mc'n geht doch auch ganz schnell. Heeßt ja wohl ooch Fast Food" Nein, wir hatten die Zeit nicht und ich erklärte mit pädagogischer Sanftmut, dass wir nur wenige Minuten Zeit zum Umsteigen haben. Andrés Verzweiflung wuchs zusehends und fast hatte ich den Eindruck, dass der Junge gleich anfängt zu weinen. Ich legte ihm die Hand um die Schultern. "Mäuschen, du bist heut ganz schön traurig und enttäuscht." Dabei bemühte ich mich eines ernsthaften Tonfalles, denn ich hatte mal irgendwo gehört, dass es wirklich total wichtig ist, dass man seine Schüler ernst nimmt. "Ja!" schniefte André nur. "Aber heute haben wir keine Zeit!" beschwichtigte ich. Er war wohl sicher immer noch traurig, aber er verstand wohl.

Und dann war da noch der kleine blonde und blauäugige Benni, der sich im Eifer des Gefechtes den Ketchup von seinem Bratwurstbrötchen auf die Hose drückte und seiner Mitschülerin mit kessem Grinsen im Gesicht erklärte, dass er Blut auf der Hose hat, weil er ja nun grad seine Tage hätte. Benni bat mich zuerst um ein Taschentuch und dann um einen Tampon. Letzteres natürlich nur zum Scherz und ersteres um das Ketchupblut von seiner Hose zu wischen. Zunächst wollte er wissen, ob denn Ketchup aus den Klamotten wieder rausgeht. Ich nickte. Dann stellte Benni noch fest, dass Frauen ja mal schon allein wegen der Hygieneartikel teuer seien... 

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