Freitag, 1. März 2013

Ein guter Zuhörer

Neulich gesellte sich Luis bei der Pausenaufsicht zu mir. Er lächelte mich an, legte den Kopf schief, wobei sein langer schwarzer Pony auf die Seite rutschte und sein linkes Auge freilegte (Das muss ich mir merken! Luis hat auf der linken Seite ein Auge unterm Pony) und kratze sich fragend am Kinn: "Frau Dingens, Sie schauen heut so merkwürdig, Ihnen liegt doch was auf dem Herzen." Ich war verblüfft, geradezu ein wenig geschockt, denn ich sah mich nur so um und passte auf, dass keiner dem anderen aufs Maul haut oder die Eine einer Anderen die Haare büschelweise ausreißt oder Schneebälle wirft, was auf unserem Schulhof absolut verboten ist und unter Strafe steht.
 So legte ich nun für die Antwort auch den Kopf ein wenig schief und antwortete dem Zehntklässer mit einem kleinen Lächeln im Gesicht: "Oh, Luis, selbst wenn dem so wäre, würde ich es dir nicht erzählen." Noch wirkte Luis sehr ernst und besorgt, denn er führte weiter aus, "aber, Frau Dingens, ich bin wirklich ein sehr guter Zuhörer." Was sollte ich nun darauf antworten, zumal ich schon kurz vor einem Lachanfall stand. Dennoch bemühte ich mich redlich nach bestem Wissen und Gewissen eine diplomatische Antwort zu geben. "Das glaube ich dir gern, Luis. Das kann ich mir auch wirklich gut vorstellen." Nun musste endlich auch Luis lachen. Ich war froh, dass ich mich nicht mehr zusammenreißen musste und während ich vor lauter Lachen losprustete, legte ich ihm noch kurz nickend die Hand kumpelhaft auf die Schulter, denn er übermittelte mir noch ein rührendes Hilfsangebot: "Also, Frau Dingens, wenn Sie mal jemanden zum Reden brauchen..."

Mit herzhaftem Lachen gingen wir nach der Hofpause in den Unterricht.

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