Montag, 14. März 2011

Loch in der Hose

Jeden Morgen fahr ich an der Bushaltestelle vorbei, an der meine Schüler auf den Schulbus warten. Manchmal sind sie schon weg, manchmal winken ein paar. Doch heut traute ich meinen Augen nicht. Ich blieb kurz stehen. Meine Lieblingsjungs aus der Neunten freuten sich. Andre freute sich sogar so sehr, dass er seinen Pulli hochschob und einen wohl definierten Waschbrettbauch freilegte. Sicher, es ist nicht mehr ganz so kalt, aber ich war doch sehr überrascht, wenn auch ausgesprochen positiv. Denn wann bekomm ich schon mal so eine Aussicht vor die Linse.
In der Schule angekommen, wollten zuerst Andres Kumpels natürlich wissen, wie ich diese Aktion fand. Ich lächelte nur vielsagend. Dann erklärte mir Andre auch noch, dass er sich  normalerweise nicht eben mal so frei machen würde und normalerweise Geld dafür nähme. Er grinste von einem Ohr zum anderen und fragte, was ich ihm denn böte, wenn er mir nochmal seinen durchtrainierten Oberkörper zeigen würde. Ich lachte nur und bat ihn zu Hause nicht zu erzählen, dass eine Lehrerin verlangen würde, dass er sich auszog! Das könnte nämlich nicht nur zu Verwirrung, sondern zu schweren Missverständnissen führen. Andre versprach es mir!

Diese Begrüßung toppte in der nächsten Stunde der kleine Wuschelkopf Nico aus der Achten. Wie immer tuschelte er mit seinem Nachbarn. Ich ermahnte ihn mehrfach und drohte ihm den Rauswurf an. Dann platzte es aus ihm heraus: Frau Dinges, Sie haben ein Loch in der Hose, hinten an der Arschtasche. Die Lacher waren damit selbstverständlich auf meiner Seite. Die Klasse tobte. Nico hatte auch großes Mitleid mit denen, die seinen Ausruf beim ersten Mal nicht mitbekommen hatten. So wiederholte er lauthals seine Entdeckung. An dieser Stelle wurde ich böse und schrie ihn an, er solle endlich aufhören mir auf den Arsch zu starren. Wo kommen wir denn hin, wenn mir schon die Achtklässler auf den Arsch glotzen!

In der Pause befühlte ich unaufällig meine Po-Tasche und hatte das Gefühl, dass dieses Loch wirklich sehr klein sein musste. Dann befragte ich meine Kollegin, ob es denn ein schlimmes, großes Loch sei. Sie schüttelte den Kopf: Nein, nein! Nur ein ganz kleines! Aber was soll ich daraus schließen? Nico hatte die ganze Stunde offensichtlich nur eins im Kopf...

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