Dienstag, 23. November 2010

Praktikantenbetreuung

Vor einiger Zeit hatte ich ja schon erwähnt, dass ich nun einen Praktikanten (also ein Lehrschwein) zu betreuen habe. Ich dachte immer, dass so ein Praktikant praktisch sei, weil er einem die Arbeit abnimmt. Total daneben! Er macht richtig Arbeit und zu allem Überfluss ist er auch noch völlig beratungsresistent. Entweder will er nichts von mir lernen oder von mir kann man nichts lernen. Ich bin ja eher geneigt, die erste Aussage zu unterstützen.
Bei seinem Unterricht habe ich nun endlich auch mal die Möglichkeit die Schüler zu beobachten und es ist  - ich will mal diplomatisch sagen - äußerst interessant. Endlich kann ich mich mal dem widmen, was die Schüler  so im Unterricht treiben, wenn ihnen langweilig ist. Eine kleine Impression möchte ich nun im folgenden zeigen: Justin legte sich eine breite, silberne Kette um den Kopf, so dass sie auf der Vorderseite, also quasi in seinem Gesicht genau zwischen Oberlippe und Nase formschön zur Geltung kam. Irgendwann konnte ich  einfach nicht mehr mehr nur zuschauen und da mein Praktikant in keinster Weise Herr der Lage war, forderte ich Justin auf seine Kette so zu tragen, wie das so gemeinhin üblich ist, nämlich um den Hals. Doch Justin strahlte mich an und erklärte mir in seiner unschlagbaren, charmanten Art: "Aber Frau Dingens, das ist doch mein versilberter Bart!" Woraufhin sich Jasmin unbedingt noch einschalten musste, um mir zu erklären, dass Männer nun mal Bart trügen. Mit ernster Mine erklärte ich, dass wir uns aber in der siebten Klasse befänden und die Jungs hier keine Männer sind und damit auch noch keinen Bart tragen. Missmutig schob sich Justin die Kette aus dem Gesicht.
Fasziniert hat mich auch, wie kreativ die Schüler plötzlich werden, wenn ihnen langweilig (genauer gesagt sogar sterbenslangweilig) ist. Es wurde spontan ein Wettbewerb ausgelobt, wer denn am komischsten schreiben könne. So begannen Linkshänder mit rechts zu schreiben, Rechtshänder mit links. Vanessa erklärte lauthals, dass sie beide Hände verstaucht hätte und deswegen mit dem Mund schreiben müsse. Mein Praktikant schon völlig überfordert mit der Situation versuchte weiter seinen Stoff durchzuprügeln, während die Schüler immer kreativer wurden. So zeigte Caro ihr Geschriebenes vor und erklärte stolz, dass sie das mit geschlossenen Augen geschrieben hätte. Und wenn ich nicht der Lehrer gewesen wäre, hätte ich mir meinen Stift vielleicht in die Nase gesteckt und mitgemacht...

Und morgen betreue ich wiederum zwei Stunden meinen Praktikanten. Ich freu mich schon drauf! Ich bin begeistert! Ach scheiße, dann mach ich die Stunden doch lieber selber...

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